Die Kirche ist proppenvoll. Wie immer während der vergangenen drei Tage. Das 40-stündige Gebet in der Wallfahrtskirche Maria Birnbaum in Sielenbach findet heuer zum 151. Mal statt und steht bei den Gläubigen nach wie vor hoch im Kurs. Was hinter der Tradition steckt.
Heuer fand erstmals seit Jahren wieder eine ewige Anbetung statt, bei der die Kirche von Sonntag bis Montagvormittag durchgehend geöffnet war. Der Höhepunkt beim Abschlussgottesdienst am Faschingsdienstag ist die Prozession durch die Kirche, bei der, begleitet vom Blauen Bund, das Allerheiligste mitgetragen wird.
40-Stunden-Gebet in Sielenbach: Viele Männer in der Kirche
Zwei Rentnerinnen aus Bergkirchen aus dem Nachbarlandkreis Dachau kommen seit Jahren immer wieder zum 40-stündigen Gebet. Von einer früheren Nachbarin, die aus Sielenbach stammte, hätten sie davon erfahren, erzählen sie. Seitdem steht der Termin bei den beiden fest im Kalender. Eines ist ihnen aufgefallen: Verglichen mit ihrer Gemeinde in Bergkirchen würden in Sielenbach mehr Männer in die Kirche gehen.
Einer von ihnen ist Robert Echter. Als Kind sei es in der Familie Pflicht gewesen, diesen Gottesdienst zu besuchen, erzählt der Tödtenrieder. Heute gehört es für ihn zur Tradition. Das 40-stündige Gebet sei für ihn eine Gelegenheit, sich zu bedanken, sagt Echter. Mit Fasching hat Centa Asam aus Heilbach bei Tödtenried nicht so viel am Hut. „Aber diese drei Tage gehören für mich dazu.“ Meistens würde ein Pater die Predigten gestalten. Heuer fand zum ersten Mal wieder die ewige Anbetung statt. Während dieser Anbetung werde die große Monstranz ausgestellt, erzählt Asam.
Tradition des 40-Stunden-Gebets stammt aus dem 17. Jahrhundert
Der Sielenbacher Heimatforscher Michael Ritter hat über das 40-stündige Gebet in der Wallfahrtskirche recherchiert: „Seit dem 17. Jahrhundert rückte immer stärker der Gedanke der Sühne, Besinnung und inneren Erneuerung in den Vordergrund des 40-stündigen Gebets, weshalb es naheliegend war, es auch an den drei Tragen vor Aschermittwoch als eine Art Gegenentwurf zu den irdischen Vergnügungen und Ausschweifungen des Faschingstreibens abzuhalten.“ 1869, also sofort nach der Klostergründung, führten die Kapuziner diese Form des Gebets in der Wallfahrtskirche Maria Birnbaum ein.
Das 40-stündige Gebet habe sich im Laufe der Zeit verändert, hat Ritter herausgefunden. 1934 etwa beinhaltete der Abschlussgottesdienst zudem das Te Deum (Lobgesang) und einen päpstlichen Segen. Ritter weiter: „Außerdem konnten sich die Gläubigen am letzten Tag an der Klosterpforte in die Bruderschaft und in den Dritten Orden aufnehmen sowie persönliche Andachtsgegenstände weihen lassen.“
Sielenbach: Zusätzliche Geistliche müssen aushelfen
Die Teilnahme der Bevölkerung aus Sielenbach und Umgebung am Vierzigstündigen Gebet war laut dem Heimatforscher enorm: „Nicht zuletzt deswegen, weil man sich dadurch Ablässe von Sündenstrafen erwerben konnte.“ 1934 sei die Kirche „zum Erdrücken gefüllt“ gewesen, hat er in Zeitungsarchiven nachgelesen.
Mehr als 2200 Mal wurde die heilige Kommunion gespendet. Obwohl die Beichtstühle bereits ab 4.30 Uhr von den Kapuzinern besetzt waren, mussten zusätzlich Geistliche aus Sielenbach, Tödtenried, Wollomoos, Thalhausen, Klingen, Obermauerbach und Rieden aushelfen, um den Andrang zu bewältigen.
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