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Aichach-Friedberg: Schule in Corona-Zeiten: So läuft der Unterricht von zu Hause

Aichach-Friedberg

Schule in Corona-Zeiten: So läuft der Unterricht von zu Hause

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    Viele Lehrer im Landkreis sind in ihrer Gestaltung des Online-Unterrichts sehr kreativ geworden.
    Viele Lehrer im Landkreis sind in ihrer Gestaltung des Online-Unterrichts sehr kreativ geworden.

    „Heute ist ein Tag An dem ich spielen mag Doch Freunde sind grad mau Draußen ist keine Sau.“

    Die Klasse 6a der Aindlinger Mittelschule sollte ein Gedicht im Stil von Pumuckl verfassen und etwas über ihr derzeitiges Leben erzählen. So wie Mio, dem Autor des Gedichts, geht es gerade vielen Kindern. Fünf Wochen ohne Schule hatten sie sich wahrscheinlich anders vorgestellt. Wegen des Coronavirus’ haben die Schulen bis zu den Osterferien geschlossen. Das heißt nicht, dass der Unterricht entfällt.

    Die Lehrer im Landkreis sind in ihrer Gestaltung des Online-Unterrichts sehr kreativ geworden. Der eine erstellt für die Klasse eine eigene Homepage, andere YouTube-Videos. Manche Lehrer filmen sich auch selbst im leeren Klassenzimmer beim Unterrichten an der Tafel.

    Wegen Corona geschlossene Schulen: Zusätzliche Belastung für Eltern

    Die Grundschule Petersdorf in Willprechtszell hat auf ein möglichst einfaches Konzept gesetzt. Eltern bekommen per Mail einen Wochenplan mit Arbeitsblättern, die die Kinder abarbeiten sollen. Wichtig ist es dabei laut Schulleiterin Ruth Wagner, dass die Eltern wissen, sie können jeden Tag bei Fragen anrufen. „Wir sind eine Landschule, da ist der persönliche Kontakt da.“ Wer zu Hause keinen Drucker hat, bekommt die Arbeitsblätter ausgedruckt und kann sie vor der Schule abholen.

    Yvonne Michl unterrichtet eine zweite Klasse in der Willprechtszeller Grundschule. Sie überlegt sich bei ihren Wochenplänen, wie sie den Stoff aufbauen kann, damit die Schüler ihn möglichst gut selbst verstehen. Oder wie die Eltern ihn möglichst einfach vermitteln können. „Es ist mir ein großes Anliegen, dass man die Eltern nicht überfordert“, sagt Michl. Allerdings sei es bei so jungen Kindern meist nicht möglich, dass sie sich selbst korrigierten. „In der Grundschule ist es schon so, dass die Eltern da mit drübergucken müssen.“

    Im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus sind die Schulen geschlossen.
    Im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus sind die Schulen geschlossen. Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa

    Michl ist es bewusst, dass das eine Herausforderung für die Eltern sei. Eine zusätzliche Belastung zu Arbeit im Homeoffice und anderen durch die Coronakrise veränderten Lebensumstände. Deswegen seien viele Übungen Wiederholungen. Wenn die Schule wieder beginnt, müsse sie sich einen Überblick darüber verschaffen, auf welchem Stand die Kinder sind.

    In der Geschwister-Scholl-Mittelschule in Aichach läuft der Unterricht über das Internet. Ob auf der Homepage oder verschiedenen Internetplattformen, über Skype, Chat-Räume oder Telefonate – Schulleiter Franz Negele sagt, es sei wichtig im Austausch zu bleiben. „Und die Lehrer sind damit gut beschäftigt gerade.“ Denn durch viel Betreuung können die Lehrer abfedern, dass die Schüler zu Hause unterschiedliche Voraussetzungen haben. Manche bekommen zu Hause weniger Unterstützung als andere. „Dieser Unterschied verstärkt sich durch den Unterricht zu Hause“, sagt Negele.

    Unterricht über das Internet: Nicht alle Kinder haben einen PC

    Außerdem hätten zwar die meisten, aber nicht alle Kinder einen PC zu Hause. „Gestern war eine Lehrerin da, die die Schüler abgefahren hat, die keinen PC haben.“ Lernstoff per Lieferservice sozusagen. Wie genau die Lehrer mit ihren Schülern in Kontakt sind, regeln sie mit ihren Klassen selbst. „Es gibt nicht die eine Lösung“, sagt Negele.

    Heike Gorsleben zum Beispiel unterrichtet ihre 8. Klasse der Geschwister-Scholl-Mittelschule über einen sicheren Kurznachrichtendienst. Morgens „trifft“ sie sich mit ihren Schülern, da schreiben alle guten Morgen, um zu zeigen, dass sie da sind. Dann vergibt sie Aufgaben. Fragen beantwortet sie manchmal im Klassenchat, manchmal im persönlichen Chat mit den Schülern. Bei dieser Arbeit verschieben sich die Unterrichtszeiten. „Eigentlich habe ich gesagt, die Kernarbeitszeit sollte der Vormittag bleiben“, sagt Gorsleben. Aber manche bräuchten das Handy der Eltern und die seien erst nachmittags zu Hause. „Manchmal geht es bis in den späten Nachmittag oder Abend bis die Unterlagen kommen.“ Gorsleben vermisst den normalen Unterricht. „Ich würde gern meine Schüler wieder sehen und hören“, sagt sie.

    Ein Kollege von ihr benutzt statt eines Kurznachrichtendienstes ein Internetforum, so müssen keine privaten Telefonnummern ausgetauscht werden.

    Auch die Mittelschule Aindling bietet die ganze Palette an Unterrichtsarten von Wochenplänen bis YouTube-Videos. Schulleiterin Brigitte Beck betont, dass in Zeiten von Digitalisierung weiterhin die Schulbücher, die alle Schüler mit nach Hause nehmen sollten, wichtig sind. Außerdem sei der persönliche Kontakt zwischen Lehrern, Eltern und Schülern wichtig. „Alle Klassenleiter haben ihre Privatnummer mit Sprechzeiten zur Verfügung gestellt, und wir merken, dass das auch in Anspruch genommen wird“, erklärt Beck.

    Lehrer als „seelischer Beistand“ für Schüler

    Die Schulleiterin sammelt die Erfahrungen ihrer Kollegen und schickt sie dann in einer Rundmail an die gesamte Belegschaft weiter. „Wir sind da auch gerade Lernende“, sagt Beck. Neben dem normalen Lehrangebot, tragen die Lehrer der Aindlinger Schule in den verschiedenen Bereichen etwas bei, um besser durch die Krise zu kommen. Sportlehrer verschicken Links mit Videos, mit denen die Kinder Sport machen können. Hauswirtschaftslehrerinnen haben damit begonnen, Schutzmasken zu nähen.

    Die Lehrerin Susanna Platz verbringt viel Zeit damit, sich Aufgaben zu überlegen, sie einzuscannen und Fragen zu beantworten. Sie nimmt außerdem für den Englischunterricht Audios auf, damit die Schüler die Aussprache üben können. Aber für Platz ist es gerade besonders wichtig für ihre Sechstklässler da zu sein. Sie fragt über Mail auch Schüler, von denen sie weniger hört, wie es ihnen geht, oder telefoniert mit denen, die ratschen wollen. Aufgaben wie das Pumuckl-Gedicht sollen den Alltag der Schüler etwas auflockern. „Es ist auch ein bisschen seelischer Beistand“, sagt Platz.

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