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Schiltberg: 100 Tage im Amt: Bürgermeister Streit ist "wie frisch verliebt"

Schiltberg

100 Tage im Amt: Bürgermeister Streit ist "wie frisch verliebt"

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    Fabian Streit ist seit 100 Tagen Bürgermeister in Schiltberg.
    Fabian Streit ist seit 100 Tagen Bürgermeister in Schiltberg. Foto: Marlene Weyerer

    100 Tage Schonfrist wird Entscheidern in der Regel eingeräumt, um sich mit ihrer neuen Aufgabe im Amt vertraut zu machen. Das Coronavirus hat den zehn neuen Bürgermeistern im Landkreisnorden allerdings nicht so viel Zeit gelassen. Kurz nach den Kommunalwahlen im März mussten sie ihre Gemeinden schnell und sicher durch die Corona-Krise lenken. Nach gut drei Monaten ziehen sie nun eine erste Bilanz. Dieses Mal: Fabian Streit, Bürgermeister von Schiltberg.

    Eigentlich war Fabian Streit bestens auf den Bürgermeisterposten in Schiltberg vorbereitet. Jahrelang war er Dritter Bürgermeister, sein Amtsvorgänger Josef Schreier hatte ihn schon vor der Wahl eingearbeitet. Aber auf Corona konnte sich keiner vorbereiten. Auch Schiltberg hatte mit einem Fall in der Kinderkrippe zu tun, der jedoch glimpflich ausging. „Die ersten 100 Tage waren sehr spannend“, sagt Streit. Er lacht. „Aber zum Glück ging es allen Bürgermeistern so.“

    Finanziell trifft die Gemeinde laut Streit Corona nicht zu stark. Schiltberg sei nicht so reich, da falle die Gewerbesteuer weniger ins Gewicht. „Wir müssen immer kleine Brötchen backen, aber wir backen stetig“, so Streit. Trotzdem ist dem 53-Jährigen klar, dass er nicht alles so machen kann, wie im Wahlkampf versprochen. Der Um- und Anbau der Grundschule zum Beispiel gehe nur, wenn es Mittel aus entsprechenden Fördertöpfen gebe. Sonst müsse das Projekt verschoben werden. „Da sagen mir auch die Bürger, dass sie Verständnis dafür haben“, sagt Streit. Nach so vielen fetten Jahren kämen jetzt eben magere.

    Bürgermeister Fabian Streit will Hochwasserschutz weiter vorantreiben

    Trotz Corona will er allerdings den Hochwasserschutz weiter vorantreiben. Während Streits ersten 100 Tagen im Amt hat die Gemeinde bereits einen mobilen Hochwasserschutz gekauft, Bachläufe freimachen lassen und Rohre geprüft. Er selbst habe bei dem verheerenden Hochwasser 2013 kein Wasser im Keller gehabt, aber es bei seinen Nachbarn miterlebt. Es sei erschreckend gewesen. „Das soll nicht mehr passieren“, so Streit.

    Der gelernte Steinmetz und Steinbildhauer hat seine Firma für Fußböden und Natursteinverlegung für das Bürgermeisteramt stillgelegt. Von seinen beiden erwachsenen Söhnen hat derzeit noch keiner die Firma übernommen und beides auf einmal wollte er nicht machen. „Ich weiß gar nicht, wie mein Vorgänger das geschafft hat“, sagt Streit. Er könne es sich nicht vorstellen, nur nebenberuflich Bürgermeister zu sein.

    Streits Vorgänger Josef Schreier war 20 Jahre Bürgermeister von Schiltberg

    Stundenmäßig arbeite er jetzt mehr als vorher in seiner Firma. Kurz nach 7 Uhr sitzt Streit meist im Büro und erledigt, was so anfällt. Dann fährt er jeden Tag zur Verwaltungsgemeinschaft nach Kühbach. Und nachmittags kommen oft Bürger ins Rathaus. „In Schiltberg ist man 24/7 Bürgermeister“, sagt Streit. Es gebe auch keine Scheu, bei ihm zu Hause anzurufen. Aber er sagt, das Vertrauen freue ihn. „Ich will so viel wie möglich für die Bürger da sein.“ Generell sei er als Bürgermeister jetzt viel unterwegs. Aber mit seiner Firma und seiner Arbeit als Fußballtrainer sei es seine Frau gewohnt, dass er nicht viel zu Hause ist.

    Streits Vorgänger Josef Schreier war 20 Jahre lang Bürgermeister von Schiltberg. Auch jetzt kommt er mindestens einmal die Woche zu Besuch im Rathaus vorbei. „Wir haben ein super Verhältnis“, sagt Streit. Schreier rede ihm nicht rein, stehe ihm aber mit Rat und Tat zur Seite. Schließlich sind doch noch viele Dinge im Amt neu für Streit. „Ich bin mir dann auch nicht zu schade, um Rat zu fragen“, so Streit.

    Das politische Vorbild von Fabian Streit kommt aus der SPD

    Als sein großes politisches Vorbild bezeichnet Streit allerdings den Aichacher Bürgermeister Klaus Habermann. Der könne manchmal knallhart sein und trotzdem nicht anecken. „Er strahlt Wärme aus“, so Streit. Deswegen sei er wie auch Schreier in Schiltberg nach so vielen Jahren immer noch beliebt bei den Bürgern. Dass er als Kandidat von CSU und Freien Wählern einen SPD-Bürgermeister als Vorbild nennt, ist für Streit kein großes Thema. „Bei uns gibt es kein parteipolitisches Denken“, sagt er. „Wir lösen die Probleme miteinander.“ Auch mit seinem Gegenkandidaten bei der Bürgermeisterwahl, Albert Wagner, habe er nie Probleme oder Reibereien gehabt.

    Dem 53-Jährigen sieht man im Gespräch seine Freude an, Bürgermeister von Schiltberg zu sein. „Momentan ist die Arbeit keine Belastung, ich fühle mich wie frisch verliebt“, sagt er. Er freue sich darüber, dass er etwas bewegen kann. „Ich weiß, dass noch andere Tage kommen, nicht nur Lob“, sagt Streit. Aber wenn man von so einer schönen Gemeinde Bürgermeister sein dürfe, „ist das etwas wunderschönes.“

    Nach gut 100 Tagen im Amt ziehen die zehn neuen Bürgermeister im nördlichen Teil des Landkreises Aichach-Friedberg Bilanz. Lesen Sie hier die weiteren, bisher erschienenen Folgen:

    Baars neuer Bürgermeister Roman Pekis hat seine Berufung gefunden

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