Startseite
Icon Pfeil nach unten
Aichach
Icon Pfeil nach unten

Aichach-Friedberg: Reiseunternehmer in der Krise: Wegen Corona stehen die Busse still

Aichach-Friedberg

Reiseunternehmer in der Krise: Wegen Corona stehen die Busse still

    • |
    Im Juni demonstrierte die Reisebranche für Unterstützung. Inzwischen gibt es Lockerungen, doch in Reisebussen fehlen noch immer die Gäste.
    Im Juni demonstrierte die Reisebranche für Unterstützung. Inzwischen gibt es Lockerungen, doch in Reisebussen fehlen noch immer die Gäste. Foto: Christoph Soeder, dpa (Symbol)

    Mit dem Bus in den Badeurlaub nach Italien fahren oder nach Südtirol zum Weinfest oder zur Hauptstadtbesichtigung nach Berlin. All das ist mittlerweile – trotz Corona – wieder erlaubt, aber den Busunternehmen fehlen die Mitfahrer. Viele Landkreisbürger sind verunsichert und stornieren ihre Reisen, neue Buchungen gibt es selten. Viele Busse stehen still. Wie die Betroffenen die Krise erleben.

    Bei Efinger Reisen in Aichach sind derzeit sechs von acht Bussen abgemeldet. Geschäftsführer Josef Ziegler hatte, wie viele seiner Berufskollegen, auf den Herbst gehofft. Im Frühjahr sei es auch gelungen, viele Fahrten von Sportvereinen, Firmen oder Seniorengruppen auf den Herbst umzubuchen, aber nach und nach würden all diese Fahrten storniert, berichtet er.

    Auch wenn Busreisen für größere Gruppen wieder erlaubt sind: Die Unternehmer im Wittelsbacher land bekommen die Krise zu spüren.
    Auch wenn Busreisen für größere Gruppen wieder erlaubt sind: Die Unternehmer im Wittelsbacher land bekommen die Krise zu spüren. Foto: Ralf Lienert (Symbolbild)

    Das meiste Publikum gehöre zur 60+ oder 70+ Generation und damit zur Risikogruppe. Einzig und allein eine Jugendgruppe machte sich kürzlich mit dem Bus zu einem Kanuausflug auf. Ziegler selbst war jüngst am Gardasee und hat sich selbst ein Bild von den Ferienorten gemacht. „Der komplette Gardasee ist leer“, sagt er. Dort, wo sonst zu dieser Zeit das Leben tobe, sei es jetzt geisterhaft still. Noch nie sei es kurzfristiger möglich gewesen, in den Sommerurlaub zu fahren, so Ziegler.

    In Sielenbach wurden unzählige Reisen storniert

    Bei Ankner Reisen in Sielenbach wurden für den Sommer und Herbst ebenfalls unzählige Reisen storniert. Auch alle Schulausflüge wurden abgesagt, wie Mitarbeiterin Christa Ankner-Morice erzählt. „Normalerweise haben wir im Juli keinen Bus im Hof stehen“, sagt sie. Ihrer Ansicht nach haben die Leute einfach keine Lust, stundenlang mit Mundschutz im Bus zu sitzen. Außerdem hätten sie Angst, nicht mehr aus dem Ausland nach Hause zu kommen, wenn die Corona-Maßnahmen wieder verschärft würden. Manche Reisen fallen laut Ankner-Morice auch deshalb aus, weil Veranstaltungen am Reisezielort abgesagt werden. Das Glück der Firma Ankner sei nur, dass sie mit Schulbussen, Linienverkehr und Lastwagen weitere Standbeine habe.

    Neben dem Mundschutz gelten noch einige weitere Corona-Vorschriften für Busreisen. So muss mindestens alle zwei Stunden eine Pause eingelegt werden, in der die Mitfahrer aussteigen und der Bus gelüftet wird. Die Klimaanlage muss durchgängig an sein. Ein Mindestabstand muss nicht eingehalten werden. Letzterer wäre bei Fridolin-Busreisen in Kühbach kein Problem gewesen. Denn in den Bussen der Firma sind stets zwei Plätze pro Reisendem reserviert.

    Fridolin-Busreisen in Kühbach: Von sechs Bussen fahren zwei

    Dennoch läuft das Geschäft auch hier nur sehr langsam wieder an, wie Inhaber Jürgen Senger erklärt. Von den sechs Bussen fahren erst zwei wieder. „Die Leute sind einfach noch zu unsicher“, so Senger. Und auch er selbst als Reiseveranstalter will keine unnötigen Risiken eingehen. Wenn eine Gruppe in einem Hotel in Quarantäne müsste, könnte er auf den Kosten sitzen bleiben. Grundsätzlich seien die Corona-Vorgaben für die Reisenden zwar kein Problem, aber manches mache dadurch weniger Spaß. So hat laut Senger ein Burschenverein eine Schlauchbootfahrt auf der Donau abgesagt, weil im Bus derzeit kein Alkohol getrunken werden darf. „Da fehlt das Gesellige“, sagt er.

    Wesentlich zuversichtlicher blickt da aktuell Philipp Hörmann des in Rehling gegründeten Unternehmens Hörmann Reisen aus Augsburg in die Zukunft. Wie er berichtet, buchen die Kunden langsam wieder Kurzreisen in die Berge, Rad-Tagesfahrten, Deutschland-Reisen oder Badereisen nach Kroatien oder Italien.

    Folgen der Corona-Krise: Niemand unternimmt Städtereisen

    Der Urlaub in der Natur sei gefragt, Städtereisen unternimmt kaum jemand. Laut Hörmann haben bei dem Unternehmen im Juli etwa 25 Prozent der geplanten Reisen stattgefunden. Im August dürften es 50 Prozent werden und für September 65 Prozent. Trotzdem sagt er über die Busflotte, die nach wie vor in Rehling geparkt, ist: „Es stehen noch viel zu viele Busse still.“

    Lesen Sie auch:

    Wohnungen statt Essen: Darum wird die Gaststätte Asum abgerissen

    Kommt Aichach mit einem leicht blauen Auge durch die Corona-Krise?

    Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden