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Region: Kein Lebensmittelladen im Ort: Wie Bürger sich selbst helfen

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Kein Lebensmittelladen im Ort: Wie Bürger sich selbst helfen

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    Trotz reichhaltigem Sortiment konnte der Frischemarkt in Schmiechen nicht mit großen Supermärkten mithalten.
    Trotz reichhaltigem Sortiment konnte der Frischemarkt in Schmiechen nicht mit großen Supermärkten mithalten. Foto: Gudrun Kölz (Symbolfoto, Archiv)

    Es war ein bitteres Aus. Drei Generationen lang hatte es im Petersdorfer Ortsteil Alsmoos den Wittmann-Laden gegeben. Am 30. Mai 2015 schloss er für immer; die dortige Bäckerei stellte ihren Betrieb ein. Seitdem gibt es in der ganzen 1800-Einwohner-Gemeinde kein einziges Lebensmittelgeschäft mehr.

    Das Einkaufsverhalten der Kunden hat sich verändert

    Die Kundenfrequenz reichte nicht mehr. Der Bau neuer Supermärkte in Aindling und Affing zog Kaufkraft ab. Erika Wittmann , die 30 Jahre lang fast täglich in ihrem Geschäft in Alsmoos an der Kasse gestanden hatte, sprach damals von einem stark veränderten Einkaufsverhalten der Kunden: „Da kommen die Leute rein mit 80 Cent für eine Bildzeitung .“ Größere Einkäufe erledigten die meisten anderswo.

    Damit gehört Petersdorf zu 13 von 24 Gemeinden im Landkreis ohne größeres Lebensmittelgeschäft. In den meisten davon gibt es Bäcker oder Metzger, die über ihre eigenen Waren hinaus weitere

    Gibt es bald ein "Senioren-Taxi" in Aindling?

    In einem Gemeindeentwicklungskonzept, das derzeit in Arbeit ist, geht es unter anderem darum. Brandner könnte sich beispielsweise eine Kooperation mehrerer Landwirte in einer Art Hofladen vorstellen. Bislang fahren Angehörige oder Nachbarn die älteren Bewohner zum Einkaufen.

    In Todtenweis erledigt das „Theo“. Das Bürgermobil ist seit Februar vergangenen Jahres in der 1.400-Einwohner-Gemeinde unterwegs und bringt werktags Menschen, die nicht mobil sind, zum Arzt, zum Friseur oder eben zum Einkaufen. 21 Ehrenamtliche sind an dem Projekt beteiligt. Die dritte Bürgermeisterin Petra Wackerl ist eine der Organisatorinnen. Ihr zufolge war „Theo“ seitdem rund 300 Mal unterwegs. Die Fahrgäste zahlen pro Kilometer 30 Cent für Touren im Umkreis von bis zu 25 Kilometern. Außerdem schießt die Gemeinde Geld zu, um das Angebot zu halten. Mittlerweile liebäugeln auch die Aindlinger mit „Theo“. Der Familien-, Jugend- und Seniorenausschuss des Marktgemeinderats will ein Konzept für ein eigenes „Senioren-Taxi“ erarbeiten.

    Was die Einkaufsmöglichkeiten angeht, steht Aindling allerdings deutlich besser da als die Nachbargemeinde. Die 4.500 Einwohner haben die Wahl zwischen fünf Supermärkten, einer davon im Ortsteil Pichl (Seemüller-Laden). Vor drei Jahren hatten im Hauptort zusätzlich zum bereits ansässigen Edeka-Markt Heinrich und zum Penny-Markt ein weiterer Edeka- sowie ein Netto-Markt eröffnet. In Flächengemeinden wie Aindling oder Pöttmes sind die Menschen aus den Ortsteilen allerdings trotzdem auf das Auto angewiesen, wenn sie im Kernort einkaufen wollen. Die Entfernungen sind einfach zu groß.

    Die Bürger organisieren sich Fahrgemeinschaften

    Dennoch: Von einer Auswahl wie dort können die Schmiechener nur träumen. In der gut 1.200 Einwohner zählenden Kommune schloss Ende September 2015 der Nahkauf Rewe Schiffmann . Ähnlich wie in Alsmoos hatten auch hier die Einnahmen nicht mehr ausgereicht, um das Geschäft in dritter Generation am Leben zu halten. Besitzerin Brigitte

    Inzwischen klingt der Rathauschef aus dem Süden zuversichtlicher. Ähnlich wie in Petersdorf gibt es Alternativangebote. Ein örtlicher Hofladen verkauft mittlerweile Backwaren . Erst im April öffnete ein Käseladen, der auch Milchprodukte, Wurst, Obst und Gemüse im Angebot hat. In Weckers Augen ist das die bessere Lösung als ein ehrenamtlich betriebener Dorfladen.

    Nach der Schließung des Nahkauf hatte eine solche Idee im Raum gestanden. Doch die Gemeinderäte waren sich mehrheitlich einig, dass der Aufwand zu groß wäre. Der Bedarf ist möglicherweise eh zu gering. Der Plan, sich dem Bürgernetz Mering anzuschließen, wurde wieder fallen gelassen. „Die Leute sind bis über 80 mobil“, sagt Wecker . Für alle anderen organisierten sich Fahrgemeinschaften. Die Kunden bevorzugten große Läden, wo sie alles auf einmal bekämen. „Der Discounter ist eben doch noch etwas günstiger.“ mit ull/jojo

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