So viel ist klar: Es gibt Leute, die haben was gegen Radfahrer, speziell Mountainbiker. Nun, Konflikte zwischen Fußgängern, Waldbesitzern und Querfeldeinfahrern gibt es immer wieder. Aber wer präpariert deshalb gleich Äste, Wurzeln und Pflöcke mit spitzen Schrauben oder Nägeln in Wegen und Pfaden und beschädigt nicht nur Reifen, sondern gefährdet auch Menschen und Tiere? Berichte über solche Sabotage gibt es aus ganz Bayern und weit darüber hinaus. Radler sollen sogar mit Steinen beworfen worden sein, Drahtseile werden gespannt.
Im Schwarzwald ist die Rede von „Kampfszenen unter der Fichte“ und im Oberland vom „Krieg in den Bergen“. So schlimm ist es hier nicht, aber auch in den Wäldern in der Region und besonders östlich von Aichach sind bereits wiederholt Nagelfallen in Wegen gefunden worden. Erst vergangene Woche meldete die Polizei einen Fall im Allenberger Forst beim Stadtteil Oberwittelsbach (wir berichteten). In der Fahrrinne einer von Mountainbikern benutzten Strecke wurden Nägel in den Boden gesteckt. Ein 51-Jähriger konnte einen Sturz zum Glück vermeiden. Es blieb bei einem platten Reifen. Strafrechtlich ist das eine Sachbeschädigung – und eine versuchte Körperverletzung.
Streit zwischen Radfahrern und Waldbesitzern
Mountainbiker leben gefährlich – vor allem in den Alpen, wo der Streit zwischen zum Teil rücksichtslosen Radlern auf der einen Seite und genervten Waldbesitzern, Jägern, Wanderern und Bauern auf der anderen Seite bisweilen eskaliert. Aber auch bei uns im Alpenvorland: Im Wald bei Fürstenfeldbruck sind heuer zwei Radler in ein 40 Zentimer langes Nagelbrett gefahren. Die Polizei stellte die selbst gebastelte Falle sicher. Der bei Bikern beliebte Lechpfad im Landkreis-Süden bei Unterbergen (Schmiechen) wurde vor einigen Jahren mit großen, stabilen, in Wurzeln versteckten Nägeln präpariert. Im Frühjahr fanden Radler, ebenfalls bei Oberwittelsbach, vergrabene Holzpflöcke mit eingedrehten Schrauben.
Die Polizei wurde informiert, herausgekommen ist bis dato nichts. Auch beim aktuellen Fall nicht, sagt Erich Weberstetter, Leiter der Aichacher Polizeiinspektion: „Es gibt keine Ermittlungsansätze.“ Die Grundstückseigentümer betonen, dass sie damit nichts zu tun haben. Der oder die Täter müssten auf frischer Tat ertappt werden. Zumindest die Diskussion ist seit der Meldung in der vergangenen Woche in Gang gekommen, berichtet Weberstetter über Rückmeldungen von Radlern. Zusammenfassung: „Da prallen Welten aufeinander.“ Die andere Seite: Im Forst zwischen Kühbach und Oberwittelsbach würden immer wieder Schilder abgerissen, die Wege für Radfahrer sperren, berichtet Weberstetter.
Gesetzeslage ist nicht eindeutig
Wie ist eigentlich die Gesetzeslage? Kurz gefasst: Nicht eindeutig. In Bayern ist das Radfahren zu Erholungszwecken in der Natur grundsätzlich und verfassungsmäßig auf allen nicht offiziell gesperrten Wegen erlaubt, die sich dafür eignen – genau hier beginnt das Problem. Denn welcher Weg ist denn nun „geeignet“? Da gibt’s diametral unterschiedliche Meinungen. Die Polizei Aichach hat darauf hingewiesen, dass Rückewege oder wie im Fall im Allenberger Forst Trampelpfade abseits der angelegten Waldwege eben nicht geeignet seien. Verstöße würden als Ordnungswidrigkeit mit einer Geldbuße nach dem Naturschutzgesetz geahndet.
Das sieht Christoph Link anders. Der Leiter des Aichacher Therapie- und Trainingszentrums in der Tränkmühle ist seit vielen Jahren passionierter Mountainbiker. Klar sei, dass Radler einen gesperrten Weg respektieren müssen. Aber dass schmalere Wege und Trampelpfade für Radler nicht geeignet sein sollen, das lässt er nicht gelten und sieht sich auch durch ein Urteil des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs aus dem vergangenen Jahr bestätigt. Richtig geärgert hat sich Link, dass die Polizei beim Fall im Allenberger Forst gleich auf Ordnungswidrigkeiten von Radlern abziele.
Das komme so rüber, dass ein Mountainbiker selbst schuld sei, wenn er auf einem schmalen Weg unterwegs sei und in eine Nagelfalle fahre. Und das so etwas überhaupt nicht gehe, das sei wohl unstrittig: „Da hört’s auf!“ Er wundere sich, mit welcher Energie und welchem Aufwand manche Menschen versuchen würden, Radlfahrer zu schaden oder gar zu gefährden.
Link ist oft mit dem Rad in Wäldern im Wittelsbacher Land unterwegs und weiß, dass sich nicht alle Biker immer korrekt verhalten. Die Aggressionen bei Begegnungen mit einigen Fußgängern kann er aber nicht verstehen. Er plädiert für mehr Verständnis und Rücksichtnahme: „Leben und Leben lassen. Jeder sollte seine Freiheiten nutzen können, ohne den anderen einzuschränken.“