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Prozess: Spanischer Baupfusch bei der JVA Aichach

Prozess

Spanischer Baupfusch bei der JVA Aichach

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    Ist seit über einem Jahr fertig, kann aber nicht in Betrieb genommen werden: das neue Versorgungszentrum im Aichacher Gefängnis. Die Fliesen müssen wieder herausgerissen werden.
    Ist seit über einem Jahr fertig, kann aber nicht in Betrieb genommen werden: das neue Versorgungszentrum im Aichacher Gefängnis. Die Fliesen müssen wieder herausgerissen werden. Foto: Lars Dau, JVA Aichach (Archivbild)

    Diese spanische Firma hat Pfusch abgeliefert. 4800 Quadratmeter Fliesen hat sie völlig mangelhaft verlegt. Deshalb ist das neu gebaute Versorgungszentrum hinter den Mauern der Justizvollzugsanstalt (JVA) Aichach zu einem Fall für die Justiz geworden. Schon vor einem Jahr hätte es den Betrieb aufnehmen sollen. Nun wird es voraussichtlich sogar bis zum Herbst dieses Jahres dauern, bis die Bäckerei und die Wäscherei in dem 18 Millionen Euro teuren Gebäude endlich genutzt werden können.

    Es war ein großer Tag für die Justizvollzugsanstalt, als im Juli 2012 innerhalb der Gefängnismauern der Spatenstich für das neue Versorgungszentrum erfolgte. Schon damals wartete man sehnlichst auf das Großprojekt. Das Versorgungszentrum mit Bäckerei und Konditorei, Wäscherei und Küche bietet Arbeit für über 100 Gefangene – doppelt so viele, als bisher in diesen Bereichen beschäftigt sind.

    Der Bau des hochmodernen leistungsfähigen Versorgungszentrums war eine Herausforderung für das Aichacher Gefängnis. Die Baustelle hinter den Mauern musste vom übrigen Betrieb abgeschottet werden. All das war zwar aufwendig, lief aber reibungslos. Der Zeitplan zur Fertigstellung scheiterte allerdings an den Fliesen, die eine spanische Firma 2014 verlegt hat. Sie hatte bei der vorgeschriebenen europaweiten Vergabe den Zuschlag bekommen – als günstigster Anbieter. Die Abwicklung aber „erfolgte nur zögerlich und mit Mängeln behaftet“, fasste das Staatliche Bauamt Augsburg das Problem schon vor einem Jahr zusammen, als die Mängel bilanziert wurden. Die Fliesen lagen zum Teil hohl, waren bucklig verlegt und die Dichtigkeit war nicht gewährleistet. Die

    Freistaat hat zusätzliches Geld zur Schadensbehebung freigegeben

    Doch mit dieser eindeutigen Aussage fing der Ärger erst richtig an: Denn wer hat den Schaden zu beheben? Und wer kommt für die Kosten auf? Die spanische Firma wäre in der Pflicht, aber sie reagierte nicht entsprechend. Ulrich Blickle, Leiter des Staatlichen Bauamtes, beziffert den Schaden auf knapp 600.000 Euro. Und die Ausfallkosten, weil das Gebäude nicht zeitgerecht fertig wurde und bis heute nicht genutzt werden kann, sind da noch gar nicht kalkuliert. Wer die Rechnung am Ende bezahlen muss, steht in den Sternen: „Die juristische Auseinandersetzung läuft immer noch“, berichtet Bauamtsleiter Blickle. Der Streit wird vor dem Landgericht ausgefochten.

    Damit das fertige Gebäude aber nicht noch länger leer steht, springt nun der Freistaat ein. Der Landtag hat zusätzliches Geld zur Schadensbehebung freigegeben. Deshalb können seit etwa zwei Wochen sämtliche im Neubau verlegten Fliesen herausgeschlagen und neue verlegt werden. Den Zuschlag hat diesmal übrigens ein deutsches Unternehmen erhalten. Voraussichtlich im Herbst und damit über eineinhalb Jahre später als geplant, wird das Zentrum fertig sein. Davon geht Blickle derzeit aus. In der JVA ist man daher „sehr erleichtert“, dass es jetzt endlich weitergeht. Daraus macht Anstaltsleiter Konrad Meier keinen Hehl. Gleichwohl betont er, dass man mit den alten Anlagen derzeit noch zurechtkommt. Doch die neue Bäckerei, die Küche und die Wäscherei werden dringend gebraucht. Es geht um vernünftige und zusätzliche Arbeitsplätze, es geht aber auch darum, gewappnet zu sein für weitere Großaufträge. Denn die kommen, wenn die neu errichtete JVA in Gablingen voll ausgelastet ist. Denn in Aichach muss dann neben der eigenen auch die schmutzige Wäsche von dort gewaschen werden. Für den momentan laufenden Probebetrieb in

    Der Baupfusch in der Aichacher JVA ist in der Region im Übrigen nicht der einzige. Auch beim Neubau des Gablinger Gefängnisses, das schrittweise die Augsburger Haftanstalten ersetzt, gab es Probleme – und zwar ebenfalls mit den Böden. Und dem Vernehmen nach handelte es sich um dasselbe Handwerksunternehmen aus Spanien. Zum Glück hielten sich in Gablingen die Schäden in Grenzen, es kam zu Verzögerungen von nur wenigen Wochen, die innerhalb des Bauzeitenplans aufgefangen wurden.

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