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Politik: Landschaft schön, Ministerin kompetent

Politik

Landschaft schön, Ministerin kompetent

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    Die Ministerin mit der Bauernverbandsspitze im Kreis: Obmann Reinhard Herb und die stellvertretende Kreisbäuerin Sabine Asum.
    Die Ministerin mit der Bauernverbandsspitze im Kreis: Obmann Reinhard Herb und die stellvertretende Kreisbäuerin Sabine Asum.

    Aichach-Untergriesbach Wenn der rote Bürgermeister schon einen Stahl-Maibaum vor dem Aichacher Rathaus aufstellen lässt, dann muss zumindest die CSU im Wittelsbacher Land die weiß-blauen Traditionen in der Stadt pflegen. Ein Weißwurst-Frühstück beispielsweise, natürlich deutlich vor dem Zwölfe-Läuten und dazu eine politische Rede – aber ganz ohne Aschermittwochsatmosphäre, sondern von einer Politikerin vom Fach. Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner haben die frischen „Weißen“ im Gasthaus Wagner in Untergriesbach gestern Vormittag sichtlich geschmeckt, bevor sie gestärkt ans Rednerpult trat und dort den weiten Bogen des Zuständigkeitsbereichs ihres Berliner Ministeriums von Agrarpolitik über Verbraucherschutz bis zur Entwicklung des ländlichen Raums spannte.

    Ihr CSU-Parteikollege, Bundestagsvizepräsident Eduard Oswald, hatte zuvor das zweite Frühstück der oberbayerischen Bezirksvorsitzenden mehr als nur charmant überbrückt: „Schönes Wetter, schöne Landschaft, schöne Ministerin.“ Die Politikerin aus Feldkirchen-Westerham („Ich komme auch vom Dorf.“) im Landkreis Rosenheim ging auf diese Blumen nicht ein, sondern legte gleich los – schöne Landschaft ja, aber es gebe in Deutschland mittlerweile auch schmucke Regionen „die sich entleeren, wo Menschen wegziehen“.

    Das schöne Wetter ließ dagegen den Kreisvorsitzenden der Christsozialen gestern durchaus um den Besuch bangen: „Kommen die Landwirte auch oder sind die heute alle auf dem Feld“, fragte sich Peter Tomaschko. Speziell für die Bauern hatte die CSU die Veranstaltung ja organisiert. Die Sorgen von Tomaschko waren übrigens unbegründet: Ilse Aigner zieht offenbar – auch wenn draußen die Sonne lacht. Rund 100 Zuhörer füllten den Saal und Tomaschko buhlte hörbar um das Stammklientel seiner Partei: „Die Bauern sind das Rückgrat des ländlichen Raums. Wir stehen zur Landwirtschaft.“ Rund 1400 Betriebe gibt es noch im Kreis. Mit der

    Beim Start der gemeinsamen europäischen Agrarpolitik sei das Ziel noch die Versorgung der Bevölkerung gewesen, so Aigner. Heute gibt es bei uns Lebensmittel im Überfluss. So viel, dass sie zum Teil nicht mehr wertgeschätzt werden, kritisiert Aigner. Elf Millionen Tonnen Lebensmittel werden in Deutschland im Jahr von Industrie, Handel, Gastronomie und privaten Haushalte in den Müll geschmissen. Die Ministerin hat ihre Beamten rechnen lassen: 275000 Laster müssten diese Menge transportieren. Stoßstange an Stoßstange gereiht, wäre dieser Konvoi aus 40-Tonnern 4500 Kilometer lang. Das entspricht in etwa der Strecke von Aigners Ministerium in Berlin ins russische Nowosibirsk. Für die Ministerin steht fest: „Das sind zwar nicht nur die Verbraucher, aber es beginnt bei jedem Einzelnen. Und wir können uns das nicht mehr leisten.“

    Auf der anderen Seite liege die Zeit der Überproduktion, Milchseen und Butterberge auch hinter der europäischen Wirtschaftspolitik. Leichter sei es in Brüssel für sie dennoch nicht geworden. Ob der Ratschlag eines Veranstaltungsbesuchers („Einfach auf den Tisch hauen.“) in den Verhandlungen erfolgreich ist, bezweifelt die 47-Jährige: „Stellen Sie sich vor, Sie sitzen mit 27 Familienmitgliedern im Wohnzimmer vor einem Fernseher und müssen sich auf ein Programm einigen – das ist nicht trivial.“ Auf der Mittelmeerinseln Malta bewirtschaften beispielsweise die Hälfte aller Betriebe weniger als ein Hektar Land, so Aigner. Dagegen sind die im deutschlandweiten Vergleich kleinteiligen bayerischen Bauern geradezu Großgrundbesitzer.

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