Startseite
Icon Pfeil nach unten
Aichach
Icon Pfeil nach unten

Pöttmes-Osterzhausen: Kohlhaupt: "Wenn's mir nicht hilft, dann vielleicht jemand anderem"

Pöttmes-Osterzhausen

Kohlhaupt: "Wenn's mir nicht hilft, dann vielleicht jemand anderem"

    • |
    Georg Kohlhaupt und seine Frau blicken voll Zuversicht auf die Typisierungsaktion in Pöttmes. Georg Kohlhaupt sagt: "Wenn's mir nicht hilft, dann vielleicht jemand anderem."
    Georg Kohlhaupt und seine Frau blicken voll Zuversicht auf die Typisierungsaktion in Pöttmes. Georg Kohlhaupt sagt: "Wenn's mir nicht hilft, dann vielleicht jemand anderem." Foto: Feuerwehr Osterzhausen

    Das Schicksal von Georg Kohlhaupt bewegt viele. Vor dreieinhalb Jahren wurde bei dem Osterzhausener ein Plasmozytom oder Multiples Myelom diagnostiziert - eine Krebserkrankung des Knochenmarks. Seitdem hat er mehrere Chemotherapien hinter sich gebracht. Zwei Eigenstammzellenspenden halfen kurzzeitig. Jetzt braucht der 65-Jährige aber eine Stammzellenspende von einem "genetischen Zwilling". Dieser könnte für ihn - und auch andere Kranke - bei der großen Typisierungsaktion am morgigen Sonntag gefunden werden. Kohlhaupt wird dann noch im Krankenhaus sein. Im Augsburger Klinikum wird er derzeit wegen einer Lungenentzündung behandelt. Trotzdem war er bereit, mit uns am Telefon zu sprechen.

    Herr Kohlhaupt, wie geht es Ihnen?

    Kohlhaupt: Mir geht es immer besser. Schritt für Schritt. Die Lungenentzündung ist sehr hartnäckig, aber wir sind auf dem richtigen Weg. Die Medikamente müssen richtig eingestellt werden. Hier im Klinikum fühle ich mich sehr gut aufgehoben. Und meine Familie steht hinter mir wie eine Eins - meine Kinder Ralf und Sandra, meine fünf Enkel und besonders meine Frau Waltraud. Wir sind seit 1966 verheiratet, und zwar gut. Sie ist mein Engel.

    Dürfen Sie Besuch bekommen?

    Kohlhaupt: Außer meiner Frau darf zurzeit niemand zu mir rein. Sie muss Schutzkleidung tragen. Alles wird desinfiziert. Das ist hier wie in einem Hochsicherheitstrakt, damit ich mir keine Infektion zuziehe.

    Dann dürfen Sie wohl nicht so bald nach Hause?

    Kohlhaupt: Das wird noch eine Weile dauern. Ich bin jetzt ... (Er überlegt kurz) bestimmt schon drei Wochen hier. Man verliert ein bisschen das Zeitgefühl.

    Am Sonntag ist die Typisierungsaktion in Pöttmes. Wären Sie gern dabei?

    Kohlhaupt: Ja, ich wäre gerne hingegangen. Aber selbst wenn ich rechtzeitig aus dem Krankenhaus käme, muss ich zu Hause ganz strenge Richtlinien einhalten, zum Beispiel eine Atemmaske tragen und Menschenansammlungen meiden.

    Waren Sie gleich einverstanden damit, für die Typisierungsaktion an die Öffentlichkeit zu gehen?

    Kohlhaupt: Ja, mir war zwar klar, dass dann jeder meine Diagnose kennt. Aber wenn's mir nicht hilft, dann vielleicht jemand anderem. Das ist mir wichtig.

    Ganz Osterzhausen ist auf den Beinen, um Ihnen zu helfen. Dabei wohnen Sie dort noch gar nicht so lange.

    Kohlhaupt: Ja, ich bin in Göggingen geboren. Dort habe ich 53 Jahre lang gewohnt. Erst vor zehn, zwölf Jahren sind meine Frau Waltraud und ich nach Osterzhausen gezogen, in das Haus, das mein Schwiegervater gebaut hat. Ich habe selbst daran mitgebaut.

    Sie scheinen aber gut integriert zu sein.

    Kohlhaupt: Ja, das ging schnell. Damals wurde gerade der Pfarrhof saniert und ich hab dort viel geholfen. Dabei habe ich viele Leute kennengelernt und die mich. Dann bin ich gefragt worden, ob ich bei der Feuerwehr mitmachen will, und ich bin 2. Vorsitzender geworden. Mitglied bin ich auch im Schützenverein und im Kriegerverein. Im Brauchtumsverein war ich bisher noch nicht dabei. Es stimmt also nicht ganz, dass ich in allen Ortsvereinen Mitglied bin. (Er lacht) Das werd' ich jetzt aber ändern: Der Aufnahmeantrag ist bestellt. Dann stimmt es. In Osterzhausen hab' ich alles, was ich brauche. Ich fühl' mich da sauwohl.

    Hätten Sie damit gerechnet, dass Ihr Schicksal eine solche Welle der Hilfsbereitschaft auslöst?

    Kohlhaupt: Nein, so was hab ich mir nicht vorstellen können. Das hat mich überwältigt. Das ist Wahnsinn, wenn man so was erfahren kann, und dass manche sogar für mich beten. Allen, die dabei helfen, danke ich von ganzem Herzen. Es gibt eigentlich keine Worte dafür. Auch was Brigitte Lehenberger, die für die DKMS ehrenamtlich arbeitet, leistet, das ist gigantisch.

    Was wünschen Sie sich?

    Kohlhaupt: Ich wünsche mir, dass bei der Typisierungsaktion möglichst viel herauskommt und vielen geholfen werden kann. Und ich möchte gesund werden. Ich glaube, das wäre der schönste Dank für alle, die mir jetzt helfen wollen. Und ich weiß, dass es geht. Vor Kurzem hatte meine Frau einen Anruf von einem Mann, der die gleiche Krankheit hatte wie ich. Ihm hat eine Stammzellenspende geholfen. Ich bin positiv eingestellt: Ich bin mir ganz sicher, dass ich gesund werde. (bac)

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden