2000 Menschen pilgern nach Inchenhofen
Bittgang nach Leahad am Pfingstmontag hat eine lange Tradition. Viele der Pilger kommen alljährlich wieder, um das Versprechen ihrer Vorfahren einzulösen. Manche von ihnen sind seit vielen Jahrzehnten unterwegs
Viele Wallfahrergruppen pilgerten am Pfingstmontag, dem Hochfest des heiligen Leonhard, nach Inchenhofen. Der große Bauernheilige wird im Volksmund auch als bayerischer Herrgott bezeichnet. An seinem Erzbruderschaftsfest bescherte St. Leonhard den 2000 Pilgern ein durchwachsenes Wallfahrerwetter. Einige Wallfahrergruppen waren überwiegend Schauern ausgesetzt, andere kamen trocken nach Inchenhofen.
Das Pontifikalamt feierte Abt Markus Eller von der Abtei Scheyern (Landkreis Pfaffenhofen). Schwerpunkt seiner Predigt waren das geflügelte Wort „mia san mia“ und die gebeutelte Umwelt. Er appellierte nachdrücklich an die Gottesdienstbesucher, sorgsam mit der Erde umzugehen: „Es gibt keinen Plan B, da es keine zweite Erde gibt.“ Bürgermeister Karl Metzger und Pfarrgemeinderatsvorsitzender Hans Schweizer hatten den geistlichen Würdenträger am Pfarrhof empfangen. Die meisten Pilger aus dem Raum Friedberg und Dachau waren schon in aller Herrgottsfrüh auf Achse. Einigen von ihnen waren die Strapazen anzusehen. Traditionell kommen die Wallfahrtsführer in die Sakristei wegen eines Wallfahreramtes. Früher zahlten sie Läut- und Sakristeigeld; von ihrer Gemeinde hatten sie zudem einen Obolus dabei.
Aus über 30 Pfarreien kamen die Wallfahrer, um die Versprechen ihrer Vorfahren einzulösen. Diese Versprechen reichen meist bis ins 17. Jahrhundert zurück. Petra Lipp, Pfarrgemeinderatsvorsitzende aus dem Obergriesbacher Ortsteil Zahling, war mit 30 Pilgern nach Inchenhofen gekommen. Beim „Aufgeben“ ihres Wallfahrtsamtes erzählte sie: „Man kommt von Zahling wegen erlangter Hilfe bei einer Viehseuche, heißt es.“ Aufgebrochen waren die Zahlinger Wallfahrer um 3.45 Uhr, um rechtzeitig zur 7-Uhr-Messe da zu sein. Ab und zu gab es mäßige Schauer. Lipp, die bereits 20 Mal nach Inchenhofen gepilgert ist, erzählte lachend: „Wir haben so gebetet, dass der Regen bald aufgehört hat.“ Die Wallfahrer aus dem Aichacher Stadtteil Sulzbach trafen sich um 3.30 Uhr, wie Hildegard Jakob erzählte. Die Sulzbacher sind bei den Wallfahrergruppen dabei, die bereits um 6 Uhr ihren Gottesdienst feiern. Bis zur Schneitbacher Brücke regnete es, dann ging es für die Sulzbacher trocken weiter. 40 Pilger stark war die Gruppe aus Peutenhausen (Gachenbach, Kreis Neuburg-Schrobenhausen), so Kirchenpfleger Alfred Fischhaber. Um 4.30 Uhr machte sie sich auf den Weg.
Bereits zum 60. Mal kam der 82-jährige Unterschneitbacher Josef Neumair als Pilger nach St. Leonhard. Er sagte: „Der Regen macht mir nichts aus, wir brauchen den Regen und beten auch für den Regen. Wir brauchen auch die Landwirtschaft.“
Martin Greppmair kommt mit den Mauerbacher Pilgern seit Jahren barfuß nach Inchenhofen – ganz gleich, wie das Wetter ist. „Ich fühle mich so richtig wohl, wenn ich ohne Schuhe gehe“, erzählte er.
An diesem Wallfahrtstag lastet auf den Schultern von Mesner Christian Kaltenstadler und seiner Mutter Maria viel Arbeit. Ab fünf Uhr in der Früh sind sie auf den Beinen. Alles muss am Hochfest funktionieren. Die Ministranten müssen rechtzeitig die Glocken läuten, wenn die Wallfahrer ankommen, und diese wieder „ausläuten“, wenn sie wieder wegziehen. Maria und Christian Kaltenstadler nehmen Messen an, die die Wallfahrtsführer dem Heiligen opfern, und unterschreiben Firmungspässe von Schülern. Auch Dekan Stefan Gast war am Hochfest gefordert. Ab 4 Uhr früh war er auf den Beinen um Vorbereitungen zu treffen. Wenn ihm neben den Gottesdiensten Zeit blieb, begrüßte er so manche Wallfahrergruppe persönlich.
Gast zelebrierte die ersten Wallfahrergottesdienste ab 6 Uhr und um 7 Uhr. Die meisten Gruppen stammten aus dem Raum Hilgertshausen, Junkenhofen und Petershausen (Landkreis Dachau). Bestbesuchter Gottesdienst ist seit jeher der ab 7 Uhr. Hier trafen sich die Wallfahrer aus Weilach, Griesbeckerzell, Obergriesbach, Unterschneitbach, Zahling, Sulzbach, Ober- und Untermauerbach, Taiting, Edenried, Laimering, Rieden, Peutenhausen, Gachenbach, Klingen, Thalhausen, Ecknach und Oberbernbach.
Die Gruppen gingen nach alter Wallfahrerformation. Voraus das Kreuz, gefolgt von den Männern, dahinter die Frauen. Auf dem ganzen Weg wird der Rosenkranz gebetet, immer wieder wird die Bitte eingefügt: „ Dass du die Früchte der Erde geben und erhalten wollest, wir bitten dich, oh Herr!“ Nach den Gottesdiensten stärkten sich die Wallfahrer in den umliegenden Gasthäusern mit Bier und „Kreuzwürsten“ für den Rückweg.
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