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Petersdorf: Petersdorf: Wie sieht der Wald der Zukunft aus?

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Petersdorf: Wie sieht der Wald der Zukunft aus?

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    Dietmar Köhn führte 140 Interessierte durch den Wald bei Petersdorf und erklärte das Fortschreiten des Klimawandels und seine Folgen für den Wald.
    Dietmar Köhn führte 140 Interessierte durch den Wald bei Petersdorf und erklärte das Fortschreiten des Klimawandels und seine Folgen für den Wald. Foto: Martin Golling

    Die Mütter aller Kalamitäten in den Wäldern der Region tragen diese Namen: Wiebke und Vivian. Am 28. Februar und am 1. März 1990 legten die beiden erst die Fichten um und danach den Grundstein für umfassenden Waldumbau. Peter Erhard, Vorsitzender der Waldbesitzervereinigung (WBV) Aichach, schwärmt von der Zeit davor: „Da hatten wir 250 Deutsche Mark pro Festmeter bekommen.“ Danach geriet der Holzmarkt aus allen Fugen. Und heute? Nach dem Trockensommer 2018, nach Lothar am 26. Dezember 1999 und nach Kyrill 2007 und aktuell nach Sabine, Petra und Bianca liegen erneut zehn Millionen

    Welche Bäume sollen Waldbauern pflanzen? Wie soll es weitergehen in den Wäldern? Das wollten 140 Wanderer wissen, die sich um Förster Dietmar Köhn auf dem Loachbauernhof in Petersdorf einfanden. Eingeladen hatte die ÖDP. Um „zukunftsfähige Waldbewirtschaftung“ ging es auch im Gasthof Wagner. Dorthin hatten WBV und das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten geladen.

    Petersdorf: Wald in Zeiten des Klimawandels

    Rudi Brandl ist zuständig für das Revier Eurasburg und Beratungsförster. Er stellte in Untergriesbach vor 40 Zuhörern zusammen, mit welchen Baumarten die Bauern ihren Wald in Zeiten des Klimawandels vielleicht fit bekommen. „Zwischen Nürnberg und Hannover liegen derzeit 180.000 Hektar Kahlfläche – und das bei aktuell 1,5 Grad erhöhter Durchschnittstemperatur seit den 70er-Jahren“, verdeutlichte Brandl den Ernst der Lage.

    Doch bevor er auf die Möglichkeiten einging, einen Zukunftswald zu bauen, brach er eine Lanze für jegliche Form der Naturverjüngung. Dafür gebe es zurzeit Zuschüsse von bis zu 1200 Euro pro Hektar. Es sei allerdings eine deutlich reduzierte Rehwild-Dichte erforderlich. Was konsequente Bejagung ausmacht, sei in einigen wenigen Jagdrevieren zu sehen, etwa in Schiltberg.

    Petersdorf: Suche nach der passenden Baumart

    Als weitere Möglichkeit nach der Naturverjüngung empfahl Brandl eine Bepflanzung mit heimischen Baumarten, die sich bereits auf die Klimaveränderung eingestellt hätten. So sei etwa die Weißtanne vor der letzten Eiszeit nach Italien und auf den Balkan „ausgewandert“. „Diese Bäume haben sich im Lauf der letzten 10.000 Jahre an wärmere, trockenere Bedingungen angepasst. Künftig werde alles schwieriger wegen des Schädlingsdrucks. So verende gerade die Esche. „Die Schwarznuss wäre ein guter Ersatz.“

    Überall auf der Welt suchen Forstwissenschaftler gerade nach Bäumen, die im heimischen Klima gedeihen. Rudi Brandl verwies auf die Einschränkungen: Es könne viel, auch nassen Schnee geben. Es könne über Wochen unter minus zehn Grad kalt sein und es könne späte Fröste geben. Gerade Letzteres schließe so manche Baumart aus.

    Waldbau: Trendwende in der staatlichen Bezuschussung

    Brandl teilte die Fremdländer in vier Gruppen ein: Alte Bekannte, Arten, über die man schon viel weiß, Baumarten, über die man noch wenig weiß und Baumarten, von denen man weiß, dass man sie nicht will.

    Eine Trendwende sah Bernhard Breitsameter, Geschäftsführer der WBV, in der staatlichen Bezuschussung beim Waldbau: „Es geht bald mehr um die Speicherfähigkeit von CO2 als um Holzmengen.“ Mittlerweile habe die WBV Vereinbarungen zur Bewirtschaftung von Waldflächen nach dem Vertragsnaturschutzprogramm mit 270 Euro staatlichem Zuschuss pro Hektar und Jahr. Ärgerlich und unvernünftig findet Breitsameter die abwartende und zurückhaltende Holzentnahme im Kleinprivatwald: „Da stehen 450 Festmeter pro Hektar – nirgendwo auf der Welt steht mehr Holz, nicht einmal im dichtesten Dschungel. Und dieses Kapital holen sich die Kalamitäten.“

    In Bayern stehen zusammengerechnet 700 Millionen Festmeter. In Hessen liegen sie schon. Bei den politisch Verantwortlichen habe sich die Erkenntnis durchgesetzt, „egal welcher Baum – jeder Baum speichert CO2“, sagte Breitsameter und freute sich: „Wir haben eine Förderung, so hoch wie noch nie und zum ersten Mal sogar eine für die Anpflanzung von Nadelholz.“ Auch gebe es seit Kurzem eine Holzbau-Offensive, eröffnete Breitsameter und zitierte Forstministerin Michaela Kaniber: „Das kann nicht sein. Bayern ist überall spitze, nur beim Holzbau sind wir hinten dran.“

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