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Pandemie: Corona: So bereitet sich das Aichacher Krankenhaus vor

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Corona: So bereitet sich das Aichacher Krankenhaus vor

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    Das Kreiskrankenhaus Aichach rüstet sich in der Zeit der Corona-Pandemie.
    Das Kreiskrankenhaus Aichach rüstet sich in der Zeit der Corona-Pandemie. Foto: Erich Echter

    Im Aichacher Krankenhaus befinden sich derzeit zwölf Corona-Patienten, einer davon liegt auf der Intensivstation. Das Krankenhaus bereitet sich aber auf deutlich mehr vor. Der ärztliche Direktor Christian Stoll glaubt: „Die wirkliche Welle ist noch nicht angekommen.“ In seiner Funktion als Pandemie-Beauftragter hat Stoll gerade viel zu tun. „Wir bereiten uns auf ein Maximum vor und es ist eine unglaubliche Anspannung.“ Im Krankenhausneubau in Aichach werden alle Covid-19-Fälle der Kliniken an der Paar versorgt.

    Für Corona-Patienten gibt es eine eigene Aufnahme, eine gesonderte Intermediate-Care-Station für Patienten in einem stabilen Zustand und eine Intensivstation für Patienten, die beispielsweise beatmet werden müssen. Das Krankenhaus sei sehr modern und daher bereits so aufgebaut, dass Corona-positive Patienten diesen gesonderten Bereich nicht verlassen müssten. Patienten mit Atemproblemen kommen in ein Einzelzimmer und werden isoliert bis ein Testergebnis zu Corona da ist. Ist der Abstrich negativ, kommen die Patienten in ein normales Zimmer, ist er positiv, kommen sie zu anderen Corona-Patienten.

    Krankenhaus Aichach: Nur ein OP-Saal bleibt für Notfälle geöffnet

    Die Intermediate-Care-Station, die bisher für Patienten im stabilen Zustand verwendet wird, hat Betten für maximal zwölf Personen. Daher ist eine vollständige Allgemeinstation mit 40 Betten bereits geleert worden, um weitere aufzunehmen. Das Krankenhaus hat so viele Patienten entlassen wie möglich und möglichst viele Operationen verschoben. Ein OP-Saal bleibt für Notfälle geöffnet. „Was akut operiert werden muss, machen wir“, sagt Stoll. „Sonst passiert hier nix mehr außer Corona.“ Über das Defizit der Klinik brauche man deswegen gar nicht mehr zu reden.

    Obwohl das Krankenhaus derzeit weit von einer Vollauslastung entfernt ist, sei die Maximalanspannung da. „Isolierte Patienten sind ein hoher Aufwand“, erklärt Stoll. Ärzte und Pfleger müssten sich nach einem Besuch der isolierten Patienten komplett umziehen, insgesamt sei viel Vorsicht geboten. „Bei Vollauslastung müssten wir Pflegepersonal aus Friedberg dazuholen.“ Zusätzlich zu den freien Betten für mögliche Corona-Fälle, bestand die Vorbereitung auch daraus, dass das Krankenhauspersonal Schulungen für den Umgang mit der Pandemie erhalten hat.

    Aber die Aufgaben für den Pandemie-Beauftragten sind nicht vorbei: „Ich muss Probleme lösen, an die man vorher gar nicht gedacht hätte“, sagt Stoll. Die Medikamentenversorgung könne ein Problem werden, die Schutzausrüstung sei bereits eins. Da das Risiko sich anzustecken im Krankenhaus hoch ist, müssen inzwischen alle Mitarbeiter durchgehend Masken tragen. Allerdings tragen die Mitarbeiter die normalen OP-Masken, die nicht zum Selbstschutz, sondern zum Schutz der anderen dienen.

    Die speziellen Masken, die vor Viren schützen, benutzen sie nur im direkten Kontakt mit Covid-19-Patienten. „Masken sind ein Problem und wir sind darauf angewiesen, dass wir Nachschub kriegen“, sagt Stoll. Sie könnten momentan nur die anderen Kliniken, die nicht mehr operieren und keine Corona-Patienten haben, um Material bitten. „So weit sind wir schon.“ Es sei beschämend, dass teilweise Menschen mit medizinischen Maske, die vor Viren schützen, zum Einkaufen gingen. „So etwas sollte gar nicht im Umlauf sein“, sagt Stoll. „Die brauchen wir!“

    Corona-Krise: Es gibt keine Beatmungsgeräte mehr zu kaufen

    Ein weiterer wichtiger Punkt sind Beatmungsgeräte. Derzeit hat das Klinikum neun solcher Geräte, die für Patienten mit Lungenversagen verwendet werden können und fünf weitere Beatmungsgeräte für weniger schlimme Fälle. „Wir hoffen natürlich, dass die vom Staat gekauften Geräte auch auf uns verteilt werden.“ Das Klinikum hätte vor Wochen versucht, welche zu kaufen. Das sei derzeit aber schlichtweg nicht möglich.

    Eine weitere Aufgabe von Christian Stoll ist es, Probleme anzusprechen, die momentan noch nicht da sind. Sollte es so weit kommen, dass ähnlich wie in Italien viele Patienten sterben, werde das auch für Mediziner nicht einfach sein. „Wir sind ausgebildet worden, Menschen zu heilen und zu helfen“, sagt Stoll. Es sei das erste Mal, dass man sich womöglich in diesem Ausmaß mit dem Sterben von Patienten beschäftigen müsse. „Ich bin Notfallmediziner, mir ist bewusst, dass Patienten sterben. Aber auf so etwas ist man nicht vorbereitet.“ Stoll hofft, dass das Schlimmste nicht eintritt. „Aber es kann nicht sein, dass man sich erst dann Gedanken darüber macht.“ Die Krankenhausmitarbeiter bräuchten danach psychologische Hilfe. Stoll ist es ein Anliegen, dass die Menschen den Ernst der Lage verstünden und alles dafür tun, die Pandemie nicht weiterzutragen. Gleichzeitig sagt er, sollten die Leute auch keine Panik haben. „Ich denke, wir sind so gut vorbereitet, wie es irgendwie geht.“

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