Künstlerisch war dieses Jahr für Brigitte Steininger auch deshalb so erfolgreich, weil sie ihr erstes Künstlerbuch fertiggestellt hat. Der Buchdeckel: ein alter Handdruckstock. Die Buchseiten: der Rest eines Uniform-Wollstoffs. Steininger hat ihn mit Ansichten ehemaliger Industriebauten bedruckt, ihn bestickt und ihn in Papier gefasst. Zwischen den Buchdeckeln ist nun nicht nur Steiningers Kunst gesammelt, sondern auch vieles, was sie als Mensch ausmacht: „Mein Herz hängt am Thema Industrie. Ein Opa war bei MAN, der andere bei Kuka, meine Oma und meine Mama haben in der Textilindustrie gearbeitet.“ Durch die unterschiedlichen Techniken, die sie im Buch vereint, wird ein weiteres Charakteristikum der Augsburger Künstlerin (Jahrgang 1949) deutlich: „Ich will mich nicht in eine Schublade einordnen lassen.“ Ja, sie sei Grafikerin, aber eben auch Bildhauerin. Sie arbeitet mit Ton, mit Stoffen, mit Garnen. Selbst aus alten Geweihen, die sie im Haus ihres Vaters fand, hat sie Kunst gemacht. Zudem gibt Steininger Kurse in der Kinderkunstschule Bobingen. Bei allem, was sie anfasst, gibt es aber eine Konstante: „Ich will keinem Trend nachlaufen. Ich arbeite eigene Ideen aus, auch wenn das schwieriger ist, als sich dem Kommerz zu beugen.“
Nr. 74