Startseite
Icon Pfeil nach unten
Aichach
Icon Pfeil nach unten

Natur: Im Kreis werden alte Apfelsorten gesucht

Natur

Im Kreis werden alte Apfelsorten gesucht

    • |
    Sie suchen nach alten Apfel- und Birnensorten: Anton Meier vom Gartenbauverein Friedberg, Kreisfachberaterin Manuela Riepold und Maximilian Metzger vom Gartenbauverein Rederzhausen (von links). Foto:
    Sie suchen nach alten Apfel- und Birnensorten: Anton Meier vom Gartenbauverein Friedberg, Kreisfachberaterin Manuela Riepold und Maximilian Metzger vom Gartenbauverein Rederzhausen (von links). Foto: Foto: Hans-Thomas Bosch

    Das Echo hat Manuela Riepold selbst überrascht. „Dass sich auch so viele Privatpersonen an der Aktion beteiligen, hätte ich nicht erwartet“, gibt sie zu. Die Kreisfachberaterin für Gartenbau am Landratsamt Aichach-Friedberg ist für die „Erfassung und Erhaltung alter Apfel- und Birnensorten im nördlichen Schwaben“ verantwortlich. Bei ihr und Kollege Thomas Bosch gehen die Meldungen von Bürgern,

    Das Leader-Kooperationsprojekt ist im Landkreis ein Novum, erstmals sollen seltene regionale Sorten erfasst und kartiert werden. Riepold hatte damit gerechnet, dass ihr vor allem Organisationen die Standorte alter Obstbäume verraten würden. Doch durch die Zeitungsberichte und Bekannte wurden auch viele Bürger aller Altersgruppen auf das Projekt aufmerksam und nahmen mit ihr Kontakt auf. Nicht alle Hinweise führten auch zu alten Sorten. Besonders Anpflanzungen im Rahmen der Flurbereinigung erwiesen sich als weniger interessant als erwartet, da die betreffenden Bäume zu jung waren. „Uns kommt es vor allem auf Bäume an, die älter als 60 Jahre sind“, merkt

    „Vor mehr als 200 Jahren waren in Bayern über 1500 Apfel- und Birnensorten verbreitet“, weiß sie zu berichten. Die allermeisten von ihnen seien zugunsten weniger, besonders lukrativer Sorten verdrängt worden. Mit dem Projekt versuche man nicht nur, die alten Sorten vor dem Aussterben zu retten: „Die große Vielfalt könnte auch beim Züchten neuer Sorten helfen.“

    Dieser Punkt liegt auch Anton Meier vom Gartenbauverein Friedberg sehr am Herzen: „Im Supermarkt findet man immer nur die gleichen fünf oder sechs Sorten, die alle mehr oder weniger süß schmecken. Die Vielfalt ist extrem zurückgegangen“, bemängelt er. Neuzüchtungen aus alten Sorten hätten viel Potenzial, zum Beispiel könnten Allergiker von allergenfreien Sorten profitieren. „Das Projekt ist absolut notwendig“, stellt Meier klar.

    Bei Riepold und Bosch gingen 732 Meldungen ein – so viele, dass sie noch gar nicht alle kartieren konnten. Insgesamt wurden in den vier beteiligten Landkreisen Augsburg, Donau-Ries, Neu-Ulm und Aichach-Friedberg bisher 2858 Apfel- und Birnbäume erfasst. „Besonderes Augenmerk liegt bei dem Projekt auf dem Nachweis möglicher regionaltypischer Sorten“, erklärt Riepold. Sie seien prägend für das Obstsortiment einer Region, kämen also von jeher sehr gut mit den lokalen Bedingungen zurecht. Regionaltypische Sorten im Wittelsbacher Land sind der Hügelsharter Gravensteiner, der Schöne aus Gebenhofen und Ketzers Taffetapfel.

    In Schorn schimmern die Äpfel rosarot

    Die gleichnamige Baumschule Ketzer gibt es noch heute in Friedberg, Näheres zur Geschichte von Ketzers Taffetapfel konnte bisher jedoch nicht in Erfahrung gebracht werden – es gibt keine Unterlagen mehr. Auch der Hügelsharter Gravensteiner und der Schöne aus Gebenhofen wurden von der Baumschule Ketzer verbreitet und sind ebenfalls ursprünglich im Raum Aichach-Friedberg entstanden: Altbäume der Sorte wurden in diesem Projekt fast ausschließlich im Kreis nachgewiesen. Ein wichtiger Beitrag zum Erhalt der Sortenvielfalt war die Entdeckung der Apfelsorte „Roter Kardinal“ in Schmiechen in einer etwa 80 Jahre alten Hochstammanlage. Der Eigentümer, Baron Wiedersperg-Leonrod, überraschte das Projektteam mit dem historischen Pflanzplan der Obstanlage, auf dem der kaum mehr bekannte großfruchtige Tafelapfel verzeichnet war.

    Bereits am ersten Erfassungstag wurde in Schorn bei Pöttmes eine weitere Besonderheit entdeckt: Wie so oft setzte sich der Bestand aus bekannteren, aus seltener anzutreffenden und aus einzelnen unbekannten Sorten zusammen. Eine solche Unbekannte fiel wegen ihrer mächtigen Krone und der großen Früchte besonders auf. Zudem waren sie von einer auffälligen, rosarot schimmernden Deckfarbe überzogen.

    Beim Studium der Sortensammlung der Staatlichen Lehranstalten Triesdorf stieß Pomologe Bosch unvermutet auf den Namen Himbsels Rambur und fand dabei seine anfängliche Vermutung weitgehend bestätigt. Die Größe und die Färbung waren identisch mit den Früchten aus Schorn. Der eingehendere Vergleich der inneren Merkmale brachte dann das sichere Ergebnis: Bei der unbekannten Sorte aus Pöttmes handelt es sich tatsächlich um Himbsels Rambur, der im „Deutschen Apfelsortenatlas“ von 1889 beschrieben ist.

    Auf der Homepage des Landratsamtes ist unter dem Fachbereich Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege ein Link zur Übersichtskarte der bereits kartierten Bäume zu finden. Meldungen von Apfel- und Birnbäumen, die mehr als 60 Jahre alt sind, nimmt Manuela Riepold, Kreisfachberaterin am Landratsamt, unter Telefon 08251/92-392 oder per Mail an manuela.riepold@lra-aic-fdb.de entgegen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden