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Corona-Krise: Nach zwei Todesfällen: So ist die Lage im Aichacher Seniorenheim

Corona-Krise

Nach zwei Todesfällen: So ist die Lage im Aichacher Seniorenheim

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    Im AWO-Seniorenheim kämpfen Personal und Bewohner gegen das Coronavirus. Zwei positiv getestete Bewohnerinnen sind gestorben. Vier weitere Bewohner sind infiziert.
    Im AWO-Seniorenheim kämpfen Personal und Bewohner gegen das Coronavirus. Zwei positiv getestete Bewohnerinnen sind gestorben. Vier weitere Bewohner sind infiziert. Foto: Erich Echter

    Die Corona-Pandemie hat das Heim der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Aichach mit voller Wucht getroffen. Die AWO Schwaben teilte am Mittwochvormittag mit, dass zwei Bewohnerinnen des Aichacher Seniorenheimes gestorben sind. Die Todesfälle stehen „wohl im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie“. Es handelt sich um zwei Frauen im Alter von 86 und 91 Jahren. Das Gesundheitsamt hat erste Maßnahmen angeordnet, um die weitere Ausbreitung des Virus im Heim zu verhindern. Doch die Behörde befürchtet, dass es noch mehr Erkrankte werden könnten.

    Laut Mitteilung der AWO waren bereits am Montag vier Bewohner getestet worden. Sie hatten unterschiedliche Erkältungssymptome gezeigt. Am Dienstag dann die Gewissheit: Alle vier Tests waren positiv. Am gleichen Tag wurde eine bis dahin unauffällige 91-jährige Bewohnerin mit akuter Atemnot ins Krankenhaus gebracht. Sie sei dort an den Symptomen gestorben, so die AWO. Ein Test zeigte im Nachhinein, dass auch sie das Virus trug. Das gab Gesundheitsamtsleiter Dr. Friedrich Pürner am Mittag bei einem Pressegespräch im Landratsamt bekannt. Er betonte aber, es sei nicht klar, ob beide „mit oder an Covid-19“ gestorben seien.

    AWO-Heim: Elf der 50 Pflege-Mitarbeiter stehen unter Corona-Verdacht

    Die 86-Jährige starb in der Nacht zum Mittwoch im Heim. Sie war positiv getestet. Stand Mittwochmittag gab es im AWO-Heim vier infizierte Bewohner. Es ist nicht auszuschließen, dass auch Mitarbeiter betroffen sind. Wie Dieter Egger, Vorstandsvorsitzender der AWO Schwaben, auf Anfrage mitteilte, gelten elf der 50 Pflege-Mitarbeiter als Verdachtsfälle. Sie weisen Symptome auf und wurden getestet. Ein Ergebnis lag zum Zeitpunkt des Gesprächs mit unserer Redaktion noch nicht vor. Insgesamt sind laut Pürner 16 Kontaktpersonen ermittelt.

    Wie das Virus in das Heim gelangt ist, ist völlig unklar. Die Ermittlung sei mühselig, sagte Pürner. Spekulationen würden nur zur Verunsicherung beitragen. Dieter Egger sagte dazu: „Es ist fraglich, ob man das jemals herausfindet.“ Bei der Arbeiterwohlfahrt und bei den Mitarbeitern des Hauses herrscht große Betroffenheit. „Es tut uns wirklich außerordentlich leid um die beiden Menschen“, wird Heimleiter Dieter Geßler in der Pressemitteilung zitiert.

    Landrat Klaus Metzger und der Gesundheitsamtschef räumten ein, dass nun genau der Fall eingetreten sei, vor dem man sich gefürchtet habe, auch wenn damit zu rechnen war. „Keiner wünscht sich das (...) umso wichtiger ist es jetzt, dass wir unsere Arbeit machen“, so Pürner. Dazu gehörten erste Anordnungen für das Heim. Die Kooperationsbereitschaft bezeichnete er als gut.

    Zu den Maßnahmen gehört es, die infizierten Bewohner auf einer Station zu isolieren. Denkbar ist laut Pürner bei einer weiteren Ausbreitung eine sogenannte „Kohorten-Isolierung“ in einzelnen Zimmern, also die Zusammenlegung von Erkrankten. Für die Infizierten sind immer die gleichen Mitarbeiter zuständig. Sie tragen adäquate Schutzausrüstung. Mundschutzpflicht gilt zudem für alle Mitarbeiter und Bewohner. Letztere dürfen die Masken nur in ihren Zimmern ablegen.

    AWO leitete bereits zu Beginn der Corona-Pandemie Schutzmaßnahmen ein

    Die Umsetzung ist eine Herausforderung für das Heim mit seinen knapp 90 Bewohnern. Laut Egger konnte keine komplette Station freigeräumt werden. Freie Kapazitäten gibt es nicht. So hat die AWO die Infizierten auf eine Station mit rund 20 Betten konzentriert. „Sie sind in ihren Zimmern isoliert“, versichert Egger. Lediglich ein Betroffener habe aus gesundheitlichen Gründen nicht verlegt werden können.

    Die AWO verweist darauf, dass sie bereits zu Beginn der Infektionswelle Schutzmaßnahmen eingeleitet habe. Seit 12. März galten demnach Besuchseinschränkungen in allen 24 AWO-Heimen in Schwaben. Egger bedauert, dass offiziell Schließungen und Besuchsverbote „erst zögerlich und nacheinander nur lokal durch örtliche Behörden“ erfolgt seien.

    AWO-Häuser helfen sich gegenseitig

    Dass das Aichacher Heim einem Verband angehört, ist ein Vorteil. Die Versorgung mit Schutzausrüstung und Personal ist gesichert, weil sich die AWO-Häuser gegenseitig aushelfen. Egger hebt hervor, „mit welchem Engagement unsere Leute arbeiten“. Die Solidarität sei enorm, auch wenn jeder angespannt sei. „Ich glaube jetzt wird allen klar, wie wichtig die Menschen in der Pflege sind“, so Egger.

    Anlaufstelle: Angehörige, die Hilfe suchen, können sich ans Bürgertelefon, 08251/92-444, wenden.

    Einen Kommentar der Autorin dazu finden Sie hier: So schlimm ist Corona

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