Der Auftritt von Dieter Geßler als Redner am Samstag bei der Corona-Demonstration in Aichach vor rund 800 Menschen hat für eine Überraschung gesorgt. Nicht nur bei den Menschen in Aichach, sondern auch bei der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Schwaben. Sie distanziert sich ausdrücklich von Geßler und der Querdenker-Demonstration.
AWO-Chef Münzenrieder nimmt Stellung zu Geßlers Corona-Auftritt
In einer Mitteilung heißt es, die Arbeiterwohlfahrt Schwaben, aber auch die AWO-Familie Aichach-Friedberg sei überrascht von dem Auftritt Geßlers. Heinz Münzenrieder, Vorsitzender des schwäbischen AWO-Präsidiums, erklärt in einer Stellungnahme, es sei allgemein bekannt, dass Geßler der Leiter des Seniorenheims in Aichach sei. Er weist darauf hin, dass Geßler auf der Veranstaltung ausdrücklich seine private Meinung vorgetragen habe. Münzenrieder stellt klar, "dass diese in keiner Weise mit den Überzeugungen der AWO in der Corona-Angelegenheit übereinstimmt." Dies gelte in gleicher Weise mit Blick auf die anderen Redebeiträge auf der Demo.
Das Aichacher AWO-Heim wird derzeit kommissarisch geleitet
Außerdem erklärt Münzenrieder, dass Geßler "seit den bedauernswerten Vorfällen in unserem Aichacher Haus im Frühjahr dieses Jahres nicht mehr im Dienst" sei. Die Einrichtung werde seit dieser Zeit kommissarisch geleitet. Damit nimmt der schwäbische AWO-Chef Bezug auf das Frühjahr, als sich das Corona-Virus im Aichacher AWO-Heim verbreitet hatte. 17 Bewohner starben damals mit oder an Covid-19. Die Angehörige eines Verstorbenen hat Strafanzeige gestellt.
Wie Geßler gegenüber unserer Redaktion am Rande der Demonstration sagte, befindet er sich im Krankenstand. Er hatte am Samstag unter anderem von "Merkel-Söder-Pampers" gesprochen und von einer "Plandemie" und nicht von einer Pandemie. Zum Thema Corona und Seniorenheime kam er nicht mehr, er hatte seine Redezeit überschritten. Geßler sagte später, der Schutz der Senioren vor Covid-19 sei wichtig, er befürchte aber Kollateralschäden durch die soziale Vereinsamung der Menschen.
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