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Mülltrennung: Gelbe Tonne oder gelber Sack?

Mülltrennung

Gelbe Tonne oder gelber Sack?

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    Tonnenparade auch im Wittelsbacher Land: Restmülltonne (grau) ist eh klar, Papiertonne (blau) gibt’s privat und vom Kreis, Biotonne (grün) kommt verpflichtend Mitte 2015 und die Gelbe steht vor der Tür.
    Tonnenparade auch im Wittelsbacher Land: Restmülltonne (grau) ist eh klar, Papiertonne (blau) gibt’s privat und vom Kreis, Biotonne (grün) kommt verpflichtend Mitte 2015 und die Gelbe steht vor der Tür. Foto: Fotolia

    Wir wagen eine Voraussage: Die Wahlbeteiligung bei der Europawahl im Nachbarlandkreis Pfaffenhofen ist deutlich höher als die im Wittelsbacher Land. Warum? Die Bürger dort können am Sonntag nicht nur über das künftige Europaparlament abstimmen, sondern auch ihre Meinung zum Wertstoff-Trennsystem kundtun. Gelbe Tonne oder Gelber Sack – das ist die Fragestellung für die Nachbarn im Osten und ein Thema, das Menschen umtreibt. Bislang bringen die Müllbürger dort ihre Gelben Säcke, gefüllt mit Verpackungsmaterial, zu den Wertstoffhöfen. Ein Bringsystem, aber zumindest ein einfacheres als im Kreis Aichach-Friedberg.

    Die Bürgerbefragung ist zwar rechtlich für den dortigen Kreistag nicht bindend wie ein Bürgerentscheid. Aber die Kreispolitiker werden sicherlich nicht zuerst die Bürger nach ihrer Meinung fragen, um sie dann zu ignorieren. Über die Frage „Gelbe Tonne oder Gelber Sack?“ lässt sich kontrovers diskutieren (Infoartikel zu Pro und Kontra der Systeme). Diese Debatte wird auch im Kreis Aichach-Friedberg geführt – allerdings noch grundsätzlicher: Holen oder bringen? Derzeit bringen die Menschen im Wittelsbacher Land ihre Aludosen, Plastikbecher und Tetrapaks zu den 28 Sammelstellen. In sieben Fraktionen gilt es, die Leichtverpackungen dort zu sortieren. Diese „Müllfizzelei“ sorgt beim ein oder anderen Recyclinghof-Gast für Frust. Sie ist aber eine Konsequenz aus dem Kampf gegen Deponien, der besonders die Menschen im Wittelsbacher Land in den 80er- und 90er-Jahren bewegt hat. Doch der Ruf nach mehr „Bequemlichkeit“ wird nicht nur bei der Nach-Müllprotest-Generation zunehmend lauter. Wobei viele „Müllbanausen“ das hiesige Trennsystem eh ignorieren und alles in der Reststofftonne – oder noch schlimmer in der Natur – „entsorgen“. Die Forderung, auf eine Gelbe Tonne umzustellen, die zu Hause abgeholt wird, gibt’s seit Jahren. Wie berichtet, hat sich der Kreisverband der Jungen Union in diese Diskussion eingeschaltet: Er will abwarten, ob der neue

    Einen solchen Entscheid hat es für Aichach-Friedberg bereits im Jahr 2005 gegeben. Damals sprachen sich die seit Jahrzehnten „müllbewegten“ Landkreisbewohner mit einer Mehrheit von über 55 Prozent für das Bringsystem und gegen die Einführung eines Gelben Sacks (allerdings als Holsystem) aus. Die Wahlbeteiligung lag übrigens bei außergewöhnlichen 74 Prozent. Die Abstimmung fand parallel zur damaligen Bundestagswahl statt.

    Heute könnte dieses Votum anders ausfallen. Der Trend geht zur Gelben Tonne. Der Anteil der Landkreise in Bayern, der noch am Bringsystem festhält, wird kleiner. Weniger als 20 der 96 Kreise und Städte setzen die reine Trennlehre noch um. Zuletzt hat nach dem Landkreis Augsburg und dem Kreis Dachau auch Neuburg-Schrobenhausen 2013 auf die Abholung umgestellt. Die ersten Erkenntnisse der Nachbarn im Norden: Mit der Gelben Tonne werden mehr als doppelt so viele Leichtverpackungen eingesammelt als zuvor: 2012 waren es 1100 Tonnen auf den Sammelstellen. 2013 wurden 2500 Tonnen Leichtverpackungen in Tonnen abgeholt. Der Restmüll ist dagegen auf etwa demselben Niveau geblieben. Und: Die Zufriedenheit der Bürger sei deutlich gestiegen, so der dortige Werkleiter. Dass die Wertstoffhöfe im Kreis

    Eine ähnliche Entwicklung erwartet Michael Haas, Sachgebietsleiter der Abfallwirtschaft im Landratsamt Aichach, wenn auch hier auf das Holsystem umgestellt wird. 1500 Tonnen Leichtverpackungen werden pro Jahr sauber getrennt gesammelt. Die Dualen Systeme bezahlen dafür 350000 Euro (2,70 Euro pro Einwohner). Geld, das dem Gebührenzahler beim Holsystem fehlt. Wenn nach der Papiertonne (seit Anfang 2014) und einer Grünen Tonne (ab Mitte 2015) für alle auch eine Wertstofftonne verpflichtend auf die Grundstücke kommt, dann dürfte das aktuell „pulsierende Leben“ auf den Wertstoffhöfen zur Friedhofsruhe werden. Mit der Frequenz sinken dann auch die Erfassung und der Erlös aus anderen Wertstoffen. Rund 1,1 Millionen Euro bekommt der Kreis derzeit vor allem für Altmetall und Papier. Bei Einführung der Gelben Tonne muss der Gebührenzahler jedenfalls blechen – mehr Bequemlichkeit kostet etwa fünf Prozent mehr Gebühren, schätzt Haas.

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