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Mehr Organspenden durch Widerspruchslösung

Aichach

Mehr Organspenden durch Widerspruchslösung

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    Mehr Organspenden durch Widerspruchslösung
    Mehr Organspenden durch Widerspruchslösung

    Was halten Sie von der Widerspruchslösung?

    Watzinger: Meiner Meinung nach wäre sie sehr hilfreich. Sie würde zu mehr Organspenden als die jetzige Regelung führen. Mit dem Ausfüllen eines Organspendeausweises ist es wie mit dem Testament, das man nie macht. Die jetzige Regel macht es einem sehr schwer, auf die Angehörigen eines verstorbenen Patienten zuzugehen. Sie stehen unter Schock und sind mit der Situation völlig überfordert. Mit der Widerspruchsregel wäre das deutlich einfacher.

    Wie oft hat es am Krankenhaus Aichach schon eine Organentnahme gegeben?

    Watzinger: Zweimal. Das erste Mal 1998.

    Das klingt nach wenig.

    Watzinger: Es ist schwer, den Leuten die Last aufzubürden, die Organe eines soeben verstorbenen Angehörigen spenden zu lassen. Man muss sich ein Herz fassen, um die Leute darauf anzusprechen. Außerdem landen schwer verletzte Unfallpatienten, die vielleicht für eine Organentnahme in Frage kämen, nicht bei uns im Krankenhaus Aichach, sondern in speziell dafür ausgestatteten Zentren.

    Gab es Versuche in Aichach, die Zahl der Organentnahmen zu erhöhen?

    Watzinger: Ja, wir haben einige Male Anlauf genommen, mussten aber immer wieder davon Abstand nehmen, weil sich Spendehindernisse wie bösartige Tumore und dergleichen herausgestellt haben.

    Was sagen Sie Menschen, die Angst davor haben, dass die Geräte früher abgestellt werden könnten als nötig, nur um an die Organe zu kommen?

    Watzinger: Das ist Unsinn! Nach unserer Gesetzeslage müssen zwei unabhängige Ärzte, die nicht in die Behandlung eingebunden sind, den Hirntod des Patienten feststellen. Der Tod des Patienten wird außerdem per EEG (Untersuchung zur Diagnostik von Erkrankungen des Gehirns, d. Red.) und anderen Untersuchungsmethoden nachgewiesen. Der Hirntod bedeutet, dass der Mensch nicht die geringste Chance hat, wieder zu erwachen und die Person zu werden, die er war. Es ist hier in der ärztlichen Ethik völlig undenkbar, dass das mögliche Überleben eines Patienten zugunsten eines anderen geopfert wird. Falls eine Spende möglich ist, müssen wir den Körper eines Menschen funktionsfähig halten, bis die Spende erfolgen kann.

    Haben Sie einen Organspendeausweis?

    Watzinger: Ja, in meinem Geldbeutel. Aber ich habe den Ausweis noch nicht unterschrieben.

    Warum nicht?

    Watzinger: Aus purer Nachlässigkeit. Allerdings ist das in meinem Fall kein Problem. Mein gesamtes Umfeld weiß, dass ich dem Thema Organspenden positiv gegenüber stehe. (nsi)

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