Gerade mal fünf Wochen ist es her, da stellte das Schicksal das Leben der 21-jährigen Lisa aus Pöttmes und ihrer Familie auf den Kopf. Eine Blutuntersuchung bei der jungen Frau hatte auffällige Werte ergeben. Nach weiteren Tests stand fest: Es ist Leukämie. Nur zwei Tage später begann Lisas Chemotherapie im Uniklinikum Augsburg.
Eigentlich habe sie vorgehabt, demnächst mit dem Trampolinspringen anzufangen, erzählt ihr Papa Harald Hross. Eine „Hupfdohle“ sei seine Tochter, erzählt er mit breitem Schmunzeln. Eine junge Frau, die gerne tanzt und am liebsten etwas mit Freunden unternimmt. Nun aber muss sie vorerst im Krankenhaus bleiben. Ihre Ausbildung zur pharmazeutisch-technischen Assistentin ruht.
Lisas Eltern sind täglich bei ihr. Mama Johanna Hross arbeitete bislang in Teilzeit in einem Pöttmeser Seniorenheim. Um sich um ihre Tochter kümmern zu können, wurde sie freigestellt. Tagsüber ist sie bei ihr im Krankenhaus, abends übernimmt ihr Mann, wenn er von der Arbeit in einem Augsburger Ingenieurbüro kommt.
Freunde und Bekannte besuchen Lisa ebenfalls oft. „Das tut ihr gut“, sagen die Eltern. Besucher müssen einen Mundschutz tragen und ihre Hände desinfizieren, wenn sie Lisas Zimmer betreten. Dasselbe gilt für Lisa, sobald sie den Raum verlässt. Zwei Chemo-Blöcke hat sie bereits hinter sich. Der zweite Block führte dazu, dass sie ihre langen, blonden Haare verlor. Doch sie will sich nicht unterkriegen lassen. Familie und Freunde stehen fest zu ihr.
Bruder kommt als Spender nicht infrage
Erst recht, seit klar ist, dass Lisa einen Stammzellspender außerhalb ihrer Familie braucht, um zu überleben. Ihr Bruder Florian, der sich schon vor rund zwei Jahren hatte registrieren lassen, kommt nicht infrage. Auch ihre Eltern haben sich testen lassen, die Auswertung läuft noch. Nur ein Drittel der Patienten findet innerhalb der Familie einen geeigneten Spender. Der Großteil benötigt einen Stammzellspender, der nicht mit ihnen verwandt ist.
Auch für Lisa wird gerade weltweit nach einem „genetischen Zwilling“ gesucht. In Pöttmes organisieren ein Helferteam und die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) am Samstag, 30. November, von 11 bis 16 Uhr eine Typisierungsaktion in der Schule. Dort wird ein Wangenabstrich genommen. Die Daten werden anonymisiert für den weltweiten Suchlauf zur Verfügung gestellt.
Typisierungsaktionen haben bereits viele Menschen in der Region Augsburg motiviert, sich registrieren zu lassen. Alleine bei der DKMS sind nach deren Angaben 16000 Menschen aus dem Landkreis Aichach-Friedberg als potenzielle Spender registriert, 177 haben bereits Stammzellen gespendet. Im Landkreis Augsburg und der Stadt Augsburg sind zusammen fast 54000 Menschen als Spender registriert, 591 haben schon Stammzellen gespendet. Hinzu kommen weitere Typisierte und Stammzellspender aus den anderen 25 Dateien wie Aktion Knochenmarkspende Bayern oder Stefan-Morsch-Stiftung.
Die Herausforderung ist, junge Menschen zu erreichen
Ein Viertel der bei der DKMS Typisierten und Stammzellspender stammt aus Registrierungsaktionen an Schulen. Brigitte Lehenberger, die sich ehrenamtlich für die DKMS engagiert, sagt: „Die Herausforderung ist, immer wieder die Jugend ab 17 Jahren zu erreichen.“ Denn mit 61 Jahren werden potenzielle Stammzellspender aus den Dateien gelöscht. „Ebenso kommen viele hilfsbereite Menschen mit Diabetes, Rheuma oder Krebserkrankungen als Spender nicht mehr infrage“, erklärt Lehenberger.
Bei Lisa sei nun der „junge Schwung über die sozialen Netzwerke“ zu spüren, stellt sie erfreut fest. Lisa selbst sowie ihre Familie und Freunde trommeln im Internet für die Typisierungsaktion in Pöttmes – auch um anderen Betroffenen zu helfen. Die Aufrufe wurden tausendfach geteilt. Aus vergleichbaren Aktionen in der Region Augsburg gingen viele Stammzellspender hervor, die Kranken die Hoffnung auf ein neues Leben schenken konnten.
Immer wieder haben sich schon Spender gefunden
Auch für erkrankte Menschen in der Region fand sich in der Vergangenheit oft ein Spender – wenn nicht aus der „eigenen“ Typisierungsaktion, dann eben aus dem weltweiten Suchlauf. So kamen über 1000 hilfsbereite Menschen im Mai zur Typisierung für die einjährige Emma nach Horgau. Im Juni erhielt das Mädchen die ersehnte Stammzellspende. Viele Menschen bewegte auch das Schicksal von Nele aus Langweid. Im Jahr 2016 erkrankte die damals Zwölfjährige zum zweiten Mal an Blutkrebs. 2762 Menschen ließen sich in Gersthofen typisieren. Auch für Nele fand sich ein passender Stammzellspender.
Termin: Samstag, 30. November, 11 bis 16 Uhr in der Pöttmeser Schule, Gartenstraße 28. Es gibt Live-Musik, Speis und Trank, Kaffee und Kuchen, Tombola, Kinderschminken und „Star-Wars-Krieger“, mit denen sich Kinder fotografieren lassen können.
Registrierung vor Ort: Jeder von 17 bis 55 Jahren kann laut DKMS mit einem Wangenabstrich als potenzieller Stammzellspender registriert werden. Wer unter einer chronischen oder schweren Erkrankung leidet oder gelitten hat, sollte Rücksprache mit der DKMS halten.
Registrierung von zu Hause: Über die Adresse DKMS-Zentrale, Kressbach 1, 72072 Tübingen, Telefon 07071/943-0 oder auf der Internetseite der DKMS kann man ein Registrierungsset mit Wattestäbchen anfordern. Nach dem Abstrich schickt man es per Post zurück.
Typisierungsaktionen in der Region Augsburg:
26. April 2008 Für Christoph Steinherr in Affing: 2609 Typisierte, 27 Stammzellspender
31. Mai 2008 Für Lucia in Stadtbergen/Schrobenhausen: 6612 Typisierte, 98 Stammzellspender
28. Februar 2010 Für Georg Kohlhaupt in Pöttmes: 1187 Typisierte, 18 Stammzellspender
2. Juli 2011 am Landratsamt Augsburg: 1530 Typisierte, zwölf Stammzellspender
21. Juli 2014 Für Lisa in Stadtbergen 4022 Typisierte, 38 Stammzellspender
27. Juli 2014 Für Lisa in Aichach-Oberschneitbach: 322 Typisierte, sechs Stammzellspender
3. Juli 2016 Für Nele in Gersthofen 2762 Typisierte, fünf Stammzellspender
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