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Lebensmittel: Tomate flitzt auf kurzen Wegen zum Kunden

Lebensmittel

Tomate flitzt auf kurzen Wegen zum Kunden

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    Sie stehen für nachhaltig rollendes Gemüse: das Unternehmerduo Hermann Haas-Hübsch (links) und Tochter Carina Hübsch-Hahn mit Mitarbeiter David Hörmann (Mitte).
    Sie stehen für nachhaltig rollendes Gemüse: das Unternehmerduo Hermann Haas-Hübsch (links) und Tochter Carina Hübsch-Hahn mit Mitarbeiter David Hörmann (Mitte). Foto: Manuela Krämer

    Die flitzende rote Tomate ist ihr Markenzeichen: Seit 1995 betreiben Hermann Haas-Hübsch und Carina Hübsch-Hahn im Affinger Ortsteil Gebenhofen einen Bio-Lieferservice, der Obst, Gemüse und mehr direkt ins Haus bringt. Klar, dass in eine ökologische Gemüsekiste nur Nahrungsmittel aus kontrolliertem Anbau kommen. Doch die Geschäftsführer legen ihre Messlatte besonders hoch: Sie setzen vom Saatgut der Produkte bis zu ihrer Auslieferung auf Nachhaltigkeit. Lohnt sich das?

    „Ja!“, bestätigen beide, ohne zu zögern, und erklären ihre Philosophie. „Von wenigen Ausnahmen abgesehen, beziehen wir saisonale Produkte aus einem Umkreis von höchstens 50 Kilometern. Das ist deutlich weniger als die 200 Kilometer, die der Verbund Ökokiste, in dem wir Mitglied sind, vorsieht“, sagt Hermann Haas-Hübsch. Dazu arbeiten sie seit Jahren schon mit den gleichen regionalen Gärtnereien und Höfen zusammen. Die meisten bauen extra für die Rollende Gemüsekiste Salate, Äpfel und Co. an. Neben Obst und Gemüse bezieht der Lieferservice auch Brot, Milchprodukte und Eier aus der Nähe. Letztere auch von den Zweinutzungshühnern des Biolandhofs Breitsameter aus Dasing. „Frei Haus liefern viele, so nachhaltig wie wir kaum“, urteilt Carina Hübsch-Hahn über die Konkurrenz.

    Mit Netzwerk von Biolieferanten zum Erfolg

    Was ist mit Exoten, wie Ananas, Bananen oder Kiwi, die hierzulande nicht angebaut werden können? Die seien erlaubt, sofern sie nicht mit dem Flugzeug, sondern per Schiff kommen. Auch hier hat das Unternehmerduo ein Netzwerk von ausländischen Biolieferanten aufgebaut, die sie auch persönlich besuchen. Kurze Wege seien auch auf menschlicher Ebene wichtig, um langfristig Erfolg zu haben. Schließlich gehe es, neben der strengen Biozertifizierung, um maximale Frische und Qualität, findet Vater Hermann Haas-Hübsch.

    Zu Anfang wählen die Kunden „ihre“ Basiskiste aus acht verschiedenen Formaten und drei Größen aus. Von der reinen Salatkiste bis zum Kombi-Paket mit Obst und Gemüse gibt es für unterschiedlichen Bedarf und Geschmäcker Passendes, sogar eine „Büro-Kiste“. Jede Woche kann die aktuell-geplante Kiste im Internet eingesehen und online oder telefonisch ergänzt, um- oder abbestellt werden. Danach wird ausgefahren. Die Kisten rollen in den gesamten Großraum Augsburg, vom südwestlichen Randbezirk Münchens bis nach Ulm. Auch auf die Auslieferung mit möglichst kurzen Strecken ab Lager wird geachtet, für eine bessere Ökobilanz. Im Schnitt seien das 1,9 Kilometer pro Kunde, erklärt Hermann Haas-Hübsch.

    Kindergärten und Schulen profitieren vom Schulfruchtprogramm

    Die Konsequenz scheint sich zu lohnen, denn die „Rollende Gemüsekiste“ hat nicht nur langjährige Stammkunden, sondern auch Zulieferer und Mitarbeiter. Ebenfalls schon länger nimmt das Familienunternehmen am Schulfruchtprogramm, gefördert durch die EU und dem Freistaat Bayern, teil. Damit erhalten auch zahlreiche Kindergärten und Schulen kostenfrei das Bio-Obst und -gemüse aus Gebenhofen.

    Dass „seine“ Biokiste einmal so erfolgreich sein würde, wurde anfangs belächelt. Dabei suchte der junge Gärtner 1995 „nur“ nach einem neuen Absatzweg für die Gärtnerei seiner Familie. So begann er mit dem Lieferservice in der eigenen Garage. Seitdem ist das Unternehmen stetig gewachsen. „Unsere Kunden sind Menschen, die sich über gutes und gesundes Essen Gedanken machen. Nicht nur Studenten oder Familien, auch immer mehr Rentner zählen auf uns“, sagt Hermann Haas-Hübsch.

    Momentan platzt das Gebäude in Gebenhofen aus allen Nähten. Ein Anbau sei nicht möglich, daher sei man schon längst auf der Suche nach einem neuen Standort gewesen, als der Tornado vor zwei Jahren über Affing zog. Er stoppte ihre Pläne. „Danach mussten wir uns erst ein bisschen sammeln“, fasst Carina Hübsch-Hahn zusammen. „Die Windhose fegte über unsere Lagerhallen hinweg. Anschließend hatten wir weder Garagentore noch Fenster“, erinnert sie sich. Doch dank vieler Helfer rollten schon eine Woche darauf wieder die ersten Kisten.

    Den Wiederaufbau nach dem Tornado ordnet Hermann Haas-Hübsch rückblickend als „eine Investition, die nicht notwendig war“ ein. Auch zwei Jahre danach setzt das Unternehmen konsequent auf Bio und Nachhaltigkeit – mit Erfolg. Auf die neueste Errungenschaft, ein Wachsdrucker, der ohne giftigen Toner auskommt, ist Tochter Carina Hübsch-Hahn besonders stolz. Damit könnten endlich auch Lieferscheine und Briefe umweltschonend ausgedruckt werden.

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