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Landvolk: „Christentum ist keine Privatsache“

Landvolk

„Christentum ist keine Privatsache“

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    Der ehemalige Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan als Referent: Pater Eberhard von Gemmingen.
    Der ehemalige Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan als Referent: Pater Eberhard von Gemmingen. Foto: Xaver Ostermayr

    Aichach-Klingen Der Glaube steckt in der Krise. Dieser Meinung ist Jesuitenpater Eberhard von Gemmingen. Er sprach bei der jüngsten Veranstaltung der Katholischen Landvolkbewegung (KLB) im Dekanat Aichach über Impulse des neuen Papstes Franziskus. Gut 160 Interessierte waren in den Saal der Gastwirtschaft Büchel in Aichachs Stadtteil Klingen gekommen. Das Thema des Abends: „Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts!“ Der geistliche Begleiter der KLB, Diakon Ludwig Drexel aus

    Der Pater vertrat die Ansicht, „auch wenn an der katholischen Kirche einiges reparaturbedürftig ist, so liegt das Problem doch wesentlich tiefer“. Es gehe nicht um die Kirche, sondern um eine Glaubenskrise. Denn obwohl die evangelische Kirche moderner, frauenfreundlicher und toleranter sei, gehe es ihr keineswegs besser. Er legte nach: „Nicht der Vatikan ist schuld, wir haben eine Identitätskrise in Mitteleuropa.“ Religion werde als Privatsache angesehen. Dagegen wachse der christliche Glaube in Ostasien derzeit gewaltig, vor allem in China, Vietnam oder Südkorea.

    Gemmingen ist überzeugt, dass die unterschiedlichen Mentalitäten der Völker auch innerhalb der Kirche und des Glaubens eine wichtige Rolle spielen, auch wenn der Glaube eine persönliche Entscheidung sei. Ebenso wichtig sei die Aufklärung. Im Gegensatz zu früher wolle sich der Mensch nicht mehr vorschreiben lassen, was er zu denken und zu glauben habe.

    Harte Worte habe der Papst – Gemmingen umschreibt ihn auch als prophetischen Seelsorger – bereits über die Wirtschaft gesagt. Zudem wolle der Pontifex die Kirche dezentralisieren. „Und das ist nötig“, urteilte der Referent. „Wird es also dem Papst gelingen, die Kirche in Mitteleuropa zu reparieren?“ Es gebe sicher ein großes Beharrungsvermögen bei einigen Kardinälen und Bischöfen im Vatikan: Man wolle alles so weitermachen wie bisher. „Aber der Papst kann etwas bewegen.“ Die katholische Kirche müsse wieder moralische Autorität zeigen. Franziskus sei auf einem guten Weg.

    Von Gemmingen hatte an dem Abend gleich konkrete Vorschläge, was sich ändern müsse. „Um die Glaubenskrise in Mitteleuropa zu bewältigen, scheint mir wichtig: Papst Franziskus muss die Vordenker im deutschen Sprachraum überzeugen, dass Christentum keine Privatsache ist“, betonte er. Vielmehr sei es Quelle der europäischen Kultur.

    Vor allem Persönlichkeiten, die durch ihr Wort das öffentliche Bewusstsein beeinflussen, müssten überzeugt werden, dass der Niedergang des Christentums auch die europäische Identität und Größe schwäche. Dagegen lasse sich schon mit Worten etwas tun. Zudem müsse klar sein, dass „Sünder“ von Gott und Kirche angenommen seien.

    Termin Die letzte Veranstaltung im Rahmen der Seminarreihe findet am Dienstag, 28. Januar, im Büchel-Saal in Aichach-Klingen statt. Ab 19.45 Uhr referiert Christian Öxler, Leiter der Ehe- und Familienseelsorge der Diözese Augsburg. Das Thema lautet: „Veränderte Familiensituation – auch bei uns?“

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