Die Corona-Krise hinterlässt Spuren in vielerlei Hinsicht: Die Sportvereine im Wittelsbacher Land haben zum Beispiel im vergangenen Jahr nach aktuellen Zahlen des Landessportverbandes rund 4000 Mitglieder verloren – das sind nahezu zehn Prozent. Den Vereinen fehlen jetzt nicht nur deren Beiträge, ihnen drohen auch niedrigere Zuschüsse, weil diese an die Mitgliederzahlen gekoppelt sind.
Landrat Klaus Metzger sicherte den Vertretern von Sport- und Schützenvereinen aus dem Kreis Aichach-Friedberg bei der ersten Sitzung des Sportbeirats zu, dass er sich im Kreistag für einen finanziellen Ausgleich bei der Förderung der Jugendarbeit durch den Landkreis einsetzen wolle.
Zum einen könnte die Vereinspauschale des Kreises heraufgesetzt werden. Zum anderen könnte man bei der Förderung für 2021 auch die Mitgliederzahlen des Vor-Corona-Jahres 2019 heranziehen, so die Diskussion im Gremium, das in der Regel einmal im Jahr tagt. Klaus Laske, bis 2020 ein halbes Jahrhundert lang Vorsitzender des TSV Aichach, hatte in der Sitzung auf die Entwicklung bei den Mitgliederzahlen und die Finanzprobleme der Vereine hingewiesen, die ja ein Jahr lang zudem kaum Einnahmen durch Veranstaltungen oder Eintrittsgelder hatten.
Viele Austritte, keine Neuzugänge: Die Sportvereine im Landkreis Aichach-Friedberg verlieren immer mehr Mitglieder
Georg Resch, CSU-Kreisrat und Vorsitzender des SV Mering, ergänzte, dass die Austritte durch den pandemiebedingten Ausfall von Kursen und Angeboten nicht das Hauptproblem sei: „Wir bekommen derzeit keine neuen Mitglieder dazu.“ Normalerweise gleichen Neuzugänge die Austritte aus, doch in der jetzigen Situation trete ja keiner in einen Sportverein ein.
In der vergangenen sechsjährigen Amtsperiode des Kreistags wurden von 2014 bis 2016 jährlich rund 145.000 Euro und ab 2017 nach einer beschlossenen Erhöhung jährlich rund 150.000 Euro an zuletzt 107 Vereine des Landkreises, die Anträge gestellt hatten, ausgezahlt. Gefördert werden die Mitglieder bis 26 Jahre. Je mehr Jugendliche in einem Verein sind, umso höher ist die Förderung des Landkreises. Die geförderten jungen Mitglieder im Wittelsbacher Land bewegten sich in den vergangenen Jahren in einem Korridor zwischen 18.400 und 19.000.
Zudem erhielten der Sportkreis 11 des Bayerischen Landessportverbands (BLSV) sowie die Schützengaue im Wittelsbacher Land regelmäßig Zuschüsse für laufende Zwecke von 1.600 und 600 Euro. Für Kreismeisterschaften schießt der Landkreis jährlich bis zu 4.000 Euro zu und Landrat Metzger unterstützt mit seinen Verfügungsmitteln regelmäßig Vereine, wenn es zum Beispiel um Pokale für Turniere geht. Im Sportkreis Aichach-Friedberg waren – vor der Pandemie – rund 45.000 Mitglieder in 116 Vereinen organisiert, etwa ein Drittel der Mitglieder sind Kinder und Jugendliche. Dazu kommen, laut Angaben in der Sitzung, 80 Schützenvereine in vier Sportschützengauen mit rund 10.000 Mitgliedern.
Die Vereine brauchen Geld für Sportstätten, Sportgeräte und Übungsleiterstunden
Land und Kommunen, aber auch der BLSV und der Bayerische Sportschützenbund unterstützen die Vereine ebenfalls. Zum Beispiel mit Zuschüssen beim Sportstättenbau und anderen Bauprojekten, neuen Sportgeräten, aber auch für Übungsleiterstunden. Die Stadt Aichach zahlt zum Beispiel an ihre Vereine rund 400.000 Euro im Jahr aus. Der Freistaat hat im vergangenen Jahr die Vereinspauschale für die Sport- und Schützenvereine verdoppelt. Im Landkreis Aichach-Friedberg wurden 2020 rund 540.000 Euro ausgezahlt. Das waren rund 275.000 Euro mehr als 2019. Auch 2021 soll die verdoppelte Pauschale fließen.
So gut wie keine Rolle spielte in der Sitzung des Sportbeirats der vorausgegangene politische Streit im Kreistag über die Besetzung des Gremiums. Die ist, wie gehabt: Landrat, fünf Kreisräte, BLSV-Kreisvorsitzende und sieben gewählte Vertreter der Sportvereine, darunter einer aus dem Behindertensport, zwei Schützen-Vertreter, einer aus dem Schulsport und als beratendes Mitglied ein Vertreter des BLSV-Bezirks Schwaben.
Wie berichtet, fing sich Marion Brülls, Fraktionssprecherin der Grünen, in der Novembersitzung des Kreistags Ärger ein. Sie schlug vor, den Sportbeirat anders zu besetzen. Statt gleich zwei Vertretern der Schützenvereine sollten dort bei einer älter werdenden Gesellschaft der Senioren-Gesundheitssport des Turnverbands und der Präventionssport der Volkshochschule vertreten sein. Das sorgte für scharfen Widerspruch von anderen Kreisräten, die auf die Bedeutung und insbesondere die Jugendarbeit der Sportschützen hinwiesen. Der Vorschlag zur Güte, dass Gremium aufzustocken, erübrigte sich, denn aus den beiden genannten Kreisen Gesundheits- und Seniorensport fand sich niemand. Sie sahen sich durch die jetzige Besetzung bereits gut vertreten. Im Februar wurde deshalb im Kreistag festgelegt, beim Sportbeirat alles beim Alten zu lassen.
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