Eine große Agrargenossenschaft aus Norddeutschland übernimmt die Mehrheit bei der VR Agrar Center Wittelsbacher Land mit Sitz in Wollomoos (Altomünster). Die drei bisherigen Eigentümer (Raiffeisenbank Adelzhausen-Sielenbach, Volksbank Raiffeisenbank Dachau, Raiffeisenbank Aresing-Gerolsbach) würden aber Mitgesellschafter des Agrar Centers bleiben, teilt die Agravis AG (siehe Infoartikel) mit. Das Bundeskartellamt müsse der Kooperation, die zum 1. Januar 2018 gelten soll, noch zustimmen.
Bei der Generalversammlung der Raiba Adelzhausen-Sielenbach in diesem Jahr berichtete die Bank von einem massiven Umsatzeinbruch im gemeinsamen Agrargeschäft mit den benachbarten Genossenschaften. Seit Jahren findet in der Region eine Konzentration im genossenschaftlichen Agrargeschäft statt. Es wird aber nicht nur zusammengelegt, sondern auch investiert. In Motzenhofen (Gemeinde Hollenbach) eröffneten die Genossenschaften Aindling und Rehling heuer ihr neues modernes Agrar-Zentrum (Kosten: 5,5 Millionen Euro.
In Adelzhausen wurden dagegen keine guten Zahlen zum Agrargeschäft präsentiert. Das Ergebnis der VR-Agrar Center Wittelsbacher Land, bei dem die Genossenschaft zu einem Drittel beteiligt ist, war nicht positiv, hieß es. Der Einbruch bei den Umsatzerlösen liege bayernweit bei über 15 Prozent, hieß es in der Versammlung. Die gemeinsame Gesellschaft musste 2016 einen massiven Umsatzeinbruch von etwa 40 Prozent auf rund 9 Millionen Euro verkraften. Die Rede war damals von verschiedenen überwiegend einmaligen Faktoren. Angekündigt wurde in der Generalversammlung auch, das in die Jahre gekommene Warenlager in Adelzhausen zu schließen.
2013 legten zunächst die Raiba Adelzhausen-Sielenbach und die VR-Bank Dachau ihr Warengeschäft zusammen. Das sorgte schon durchaus für Diskussionen bei den Landwirten und Genossenschaftsmitgliedern im Ecknachtal. 2015 kam dann auch die Raiba aus Gerolsbach mit ihrem Warengeschäft dazu. Jetzt will die in Norddeutschland beheimatete Agravis in Wollomoos einen ersten Fuß ins Agrarhandelsgeschäft in Bayern bekommen. Das Unternehmen hat mehr als 400 Standorte, vor allem im Norden, aber auch im Westen, in der Mitte und im Osten Deutschlands. „Wir sind davon überzeugt, dass wir das bisher von den drei Banken getragene Warengeschaft mit der Landwirtschaft festigen und weiter ausbauen können“, so Agravis-Vorstandschef Andreas Rickmers.
Thomas Hobel, Vorstandssprecher der Volksbank Raiffeisenbank Dachau, spricht laut der Mitteilung von einer zukunftsweisenden Entscheidung im Sinne der Kunden. Agravis sei ein starker Partner, der das landwirtschaftliche Warengeschäft in der Region langfristig sicherstelle. Der Agrarmarkt stehe vor großen Veränderungen. Die Digitalisierung, der Strukturwandel in der Landwirtschaft oder auch gesetzliche Vorgaben wie die neue Düngeverordnung stellten die Landwirte vor immer neue Herausforderungen. Die Kunden würden ihren vertrauten Ansprechpartner behalten, so Hobel. Die Geschäftsführung bleibt weiter in den Händen von Katharina Stimmelmayr. Das VR Agrar Center Land betreibt für die drei beteiligten Banken das Warengeschäft mit landwirtschaftlichen Betriebsmitteln wie Dünger, Pflanzenschutz und Futtermitteln. Für Annahme von Getreide und Ölsaaten gibt es an den Standorten Wollomoos und Aresing Silokapazitäten von 8100 Tonnen. An Düngemitteln können an beiden Standorten zusammen 7500 Tonnen gelagert werden. Mit zehn Mitarbeitern erwirtschaftete das Unternehmen 2016 einen Jahresumsatz von knapp neun 9 Mio. Euro. (AN, mit cli)