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Lagerbildung unterm Windrad

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Lagerbildung unterm Windrad

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    Eine Mehrzahl der Bundesbürger sind gegen Atomkraft und regenerativen Energien gegenüber sehr aufgeschlossen. Ist aber ein solches Projekt am eigenen Wohnort geplant, scheiden sich die Geister - so auch in Schönesberg. "Einige Leute haben sich rausgehalten. Die sind für erneuerbare Energien und tun sich jetzt schwer, was gegen das Windrad zu sagen", vermutet Gemeinderätin Sofia Käfer (CSU). "Und da sind die Landwirte, die versprechen sich finanzielle Möglichkeiten. Aber über die Hälfte der Bürger hat sich engagiert und ist dagegen."

    Fakt ist, Bürgermeister Günter Gamisch liegen 91 Unterschriften gegen das Bauvorhaben auf dem Tisch. Antragsteller Josef Mayr interpretiert diese Zahl naturgemäß anders. "Bei 300 Einwohnern bleiben zwei Drittel übrig, die dann für mich sind. Und wenn's ich nicht baue, dann tut's ein anderer." Mayr verweist auf ein Projekt, das derzeit im Nachbarlandkreis Aichach-Friedberg für Aufregung sorgt. Dort plant ein Investor aus Ostbayern in Gundelsdorf (Gemeinde Pöttmes) einen Windenergiepark. Für seine Anlage hat sich Mayr den Unternehmer Michael Ludwig ins Boot geholt, der am Sonntag in der Bürgerversammlung Rede und Antwort stehen wird. Der 51-Jährige aus Raisting projektiert im bayerischen Oberland mehrere Anlagen und ist Gegenwind gewohnt.

    Für Mayr hat er eine Wirtschaftlichkeitsprüfung am Standort im Kugelholz organisiert. Dort oben wird derzeit Wind in einer Höhe von 200 Metern gemessen. "Schließlich muss ich wissen, ob es sich überhaupt rentiert", sagt der Landwirt. Acht Wochen lang werden mittels eines speziellen Messverfahrens (Sodar) hörbare Schallimpulse gebündelt in die Atmosphäre abgestrahlt und wieder empfangen und damit Windgeschwindigkeit und -richtung gemessen.

    Der Bauherr selbst wohnt auf seinem Hof in Ried rund 860 Meter vom Standort entfernt und damit selbst am dichtesten dran. Bis nach Schönesberg (Sonnenweg) sind es mindestens 900 Meter, nach Walda 1,3 und nach Weidorf 1,4 Kilometer. Die Bedenken der Anlieger kann Mayr durchaus nachvollziehen, nicht aber die Aufgeregtheit im Ort. "Ein paar Leute verstehe ich schon, aber nicht die, die ewig weit weg wohnen." Er sieht die Gemeinde in der Pflicht, die ihm ein privilegiertes Bauvorhaben nicht verweigern könne. Die Kommunen seien von der Staatsregierung zur Unterstützung aufgefordert. "Und wer gegen Atomkraft ist, kann nicht gegen Windenergie sein. Wo soll denn der ganze Atommüll hin? Da ärgern sich noch unsere Kindeskinder damit rum. Bis dahin ist das Windrad längst verrostet."

    Für Sofia Käfer sind das keine griffigen Argumente. Die Gemeinderätin macht aus ihrer Meinung keinen Hehl. "Die Tendenz geht dahin, über Investoren Windräder zu realisieren. Wo sind da die Grenzen?" Die Gegner befürchten Lärmbelästigung durch Windschlag, der selbst die Ehekirchener noch beeinträchtigen könnte. (nel)

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