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Kundgebung: Aichacher geben die Geburtshilfe nicht auf

Kundgebung

Aichacher geben die Geburtshilfe nicht auf

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    Die Aichacher wollen die Schließung der Geburtshilfe nicht hinnehmen.
    Die Aichacher wollen die Schließung der Geburtshilfe nicht hinnehmen. Foto: Alexander Kaya

    Sie wollen kämpfen. Für den Erhalt der Geburtshilfestation am neuen Aichacher Krankenhaus. Das machen die rund 150 Teilnehmer der Kundgebung deutlich, die sich am Samstag vor dem Verwaltungsgebäude in Aichach treffen. Den Appell der Redner verschiedener Gruppierungen an Politiker, Landkreis und Klinikleitung bringt Alfred Seitz, Aichachs Ortssprecher von Bündnis 90/Die Grünen, auf den Punkt: „Hockt’s eich zam und strengt’s eich o.“

    Mütter wollen den Hebammen helfen

    Der Wind pfeift den Teilnehmern am Eichenhain vor dem Verwaltungsgebäude um die Ohren. Manche tragen Aufkleber mit der Aufschrift „Ohne Hebamme geht gar nix“. Eisern halten sie die knappe Stunde durch, die die Kundgebung dauert. Einige von ihnen sind Mütter, die mit Kinderwagen zur Kundgebung gekommen sind. Wie Selina Jung aus Aichach. Ihre Motivation: „Ich will den Hebammen helfen und sie unterstützen für den tollen Job, den sie machen.“ Beate Rappel, Mutter von drei Kindern, würde es „wahnsinnig schlecht“ finden, wenn Mütter künftig nicht mehr in Aichach entbinden könnten, wie sie sagt.

    Die Organisationgeht über Parteigrenzen hinweg. Neben der SPD und ihrer Stadtratsfraktion, den Jusos und der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF) sind das auch CSU, SPD, Grüne, ÖDP, Arbeiterwohlfahrt und Deutscher Hebammenverband. Wie die Alternativen aussehen, zeigt ein symbolischer Wegweiser zu Kliniken in der Umgebung. Daneben hängt ein offener Brief des SPD-Ortvereins an Ministerpräsident Markus Söder, seinen Stellvertreter Hubert Aiwanger und Gesundheitsministerin Melanie Huml mit der Bitte um Unterstützung. Unterschrieben haben ihn der Ortsvorsitzende Walter Jöckl, ASF-Vorsitzende Kristina Kolb-Djoka und Karl-Heinz Schindler, Fraktionsvorsitzender im Stadtrat.

    Erinnerungen an die Krankenhauseröffnung werden wach

    Bürgermeister Klaus Habermann spricht die von der Stadt ausgerufene Unterschriftenaktion an: „Außergewöhnliche Umstände erfordern außergewöhnliche Aktionen.“ Die Schließung der Geburtenstation im neuen Krankenhaus habe mit wohnortnaher Versorgung nichts zu tun, kritisiert er und betont: „Wir wollen die große Politik ermuntern, die strukturellen Fehler im System zu beseitigen.“ Auch Landkreis und Klinikleitung sollen aufgefordert werden, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um eine zeitnahe Inbetriebnahme zu ermöglichen. Habermann betont: „Wir lassen nicht nach, denn hier geht es um die Interessen werdender Mütter.“

    Nur Gewinner habe es zum Start des neu gebauten Krankenhauses gegeben, erinnert Helmut Beck, Chef der CSU-Fraktion. „Zwei Monate später gibt es bereits einen ersten Verlierer: die Geburtshilfestation wird erst gar nicht eröffnet“, ergänzt er. Zum offiziellen Grund, der Kündigung der Hebammen, sagt Beck: „Ich würde das Ganze mal hinterfragen.“

    In das gleiche Horn bläst auch Pia Petrovic, eine der Hebammen am Aichacher Krankenhaus: „Hebammen, die lange hier gearbeitet haben, schmeißen nicht einfach das Handtuch, sondern wurden in eine Situation gezwungen, aus der sie keinen Ausweg mehr sahen.“ Es sei Sache der Klinikleitung, sich um fehlendes Personal zu kümmern. Petrovic weiter: „Ein finanzielles Angebot, von dem es sich leben lässt, ist nicht zu viel verlangt.“

    Organisatoren wollen über Parteigrenzen hinweg zusammenhalten

    Ein Umdenken und eine andere finanzielle Abwicklung der Geburtsstation fordert auch Berta Arzberger von der ÖDP. „Es braucht eine Zeit, um das auf den Weg zu bringen“, sagt sie und schlägt vor: „Der Landkreis muss vielleicht ein bisschen in die Tasche greifen, um Hebammen und meinetwegen auch die Ärzte zu unterstützen, damit sie gerne hier arbeiten.“

    „Haben Landkreis und Klinikleitung wirklich alles gegeben, um Kompetenzen zu bündeln und einen Weg zu finden?“, fragt Alfred Seitz von den Grünen. Wenn alle zusammenhalten, wird es funktionieren, ist ASF-Vorsitzende Kristina Kolb-Djoka überzeugt.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar: "Nicht nur in Aichach: Niemals ohne Hebammen"

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