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Konzert: Keine leichte, aber hörenswerte Kost

Konzert

Keine leichte, aber hörenswerte Kost

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    Die Zuhörer zeigten sich nach dem Konzert von Alois Kammerl beeindruckt und dankten mit langem Applaus.
    Die Zuhörer zeigten sich nach dem Konzert von Alois Kammerl beeindruckt und dankten mit langem Applaus. Foto: Manuela Rieger

    Musik aus dem Frühbarock für Orgel und Cembalo, die in der Aichacher Spitalkirche geboten wurde, war – zumindest für einen Teil der Zuhörer – gewiss keine leichte Kost. Da war es ganz hilfreich, dass Organist Alois Kammerl die eine und andere Erklärung zur Musik und zu den Instrumenten einfließen ließ. So sei jede Orgel ein Unikat. Selbst Orgeln vom gleichen Baumeister seien nie identisch. Sein Hinweis, dass nicht jede Musik auf jeder Orgel gespielt werden kann, dürfte für manchen schon etwas überraschend gewesen sein.

    Girolamo Frescobaldi wirkte 35 Jahre lang als Organist an der Peterskirche in Rom und gehört zu den zentralen Persönlichkeiten in der Musikgeschichte des frühen 17. Jahrhunderts. Er gilt als einer der Wegbereiter der Barockmusik und schrieb vor allem Instrumentalwerke für Tasteninstrumente. Eine Ausnahme bilden die Sammlungen von „Canzoni“, bei denen die Besetzung nicht vorgegeben ist. Diese Gattung gehörte zum Standard-Repertoire der Zeit und wurde von den unterschiedlichsten Ensemblekonstellationen gespielt. Von diesem Komponisten waren drei Stücke zu hören, gleich zu Beginn eine Toccata Octava.

    Der lange am Passauer Hof tätige Georg Muffat hat sich 100 Jahre später sehr mit Frescobaldi beschäftigt. Seine Toccata Octava aus dem „Apparatus Musico Organisticus“ lebt von einer stimmigen Registrierung. Über dem Orgelpunkt veränderten sich zunächst allmählich die Harmonien. Manch ein Instrumentalstück hielt Einzug in die Liturgie.

    So auch die „Partita sopra la Monica“ von Frescobaldi: „Von Gott will ich nicht lassen“. Drei kurze Arien von Bernado Pasquini und „Canzon la Pace“ von Paola Cima folgten auf der Orgel. Wobei nicht jede Arie oder Canzone Gesang bedeutet.

    Die Leistungen von Barbara Strozzi sind lange in Vergessenheit geraten. Erst 1999 konnten Forschungen belegen, dass Barbara Strozzi 1677 in Padua verstorben ist. Inzwischen sind ihre Werke aber editorisch erschlossen und in zahlreichen Einspielungen verfügbar. Ein Geheimtipp ist sie also verdienterweise seit Jahren nicht mehr, zu hören war „Che sie può fare“.

    Die Dämmerung hüllte den Kirchenraum ein und Kammerl begeisterte sein Publikum noch mit „Toccata cromatica per Elevazione“ von Frescobaldi.

    Sein „Bergamasca“ benutzt ein altes Tanzlied aus Bergamo, dessen Anfang dem Lied „O Sanctissima“ („O du Fröhliche“) überraschend ähnlich ist.

    Das „Ave Maria“ von Giulio Caccini ist eine schöne Alternative zu den berühmteren Stücken von Bach/Gounod und Schubert. Es besticht durch die gelungene Mischung aus formaler Klarheit und stimmungsvoller Melancholie und war ein wunderbarer Beginn des anstehenden Wochenendes. (riem)

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