Die Erörterung der Einwände gegen die geplante Westumfahrung Mühlhausen Anfang der Woche ist gelungen. Die Atmosphäre war sachlich, konstruktiv, sogar freundlich - auch unter den Vertretern der beiden Pole: Gegner des Projektes und die Gemeinde Affing, die es verwirklichen will. Die jeweiligen Anwälte halfen sich gerne mit dem Mikrofon aus, als sich technische Probleme einstellten. Nette Gesten dieser Art können aber nicht darüber hinwegtäuschen: Die Positionen liegen nach wie vor weit auseinander.
Regierung nimmt jeden Einwand gegen die Westumfahrung ernst
Die gute Atmosphäre ist einer sachlichen Herangehensweise der Juristen zu verdanken, aber vor allem der überlegten Verhandlungsleitung von Christopher Bernhardt von der Regierung von Schwaben. Er nahm jeden Einwand ernst, bügelte nichts ab und hinterließ das Gefühl, dass die Anliegen ernsthaft geprüft werden. Nicht von ungefähr bedankte sich BN-Fachmann, Thomas Frey, am Ende für den Umgang mit seinen Kritikpunkten.
Objektiv betrachtet, lassen sich viele Einwände gegen die Westumfahrung nicht von der Hand weisen. Sie gefährdet den Natur- und Artenschutz im sensiblen Niedermoorgebiet des Lechfelds. Das streiten auch Planer und Behörden nicht ab. Und die Frage muss erlaubt sein, ob eine 4,4 Kilometer lange Trasse quer durch eine wertvolle Landschaft noch in diese Zeit passt. Das Für und Wider zur Westumfahrung hat inzwischen die lokale politische Ebene verlassen und eine neue Dimension erreicht. Es geht um die so extrem drängende Problematik des Klimawandels, die den Bau weiterer Straßen im Prinzip verbietet. Wobei angemerkt werden muss: Eine solche Argumentationslinie ist dem Bund Naturschutz weit eher abzunehmen als den Gegnern der Interessengemeinschaft Anwalting-Gebenhofen, die als Klimaschützer bislang kaum auffällig geworden sind.
Warum ein deutliches Ja zur Westumfahrung schwerfällt
Die Westumfahrung lässt sich eben nicht auf die Frage reduzieren, ob die Natur im Lechfeld oder die Menschen in Mühlhausen geschützt werden sollen, ob ein Kiebitz wichtiger ist als ein Kind. So simpel liegt der Fall leider nicht. Betroffene, die unter der täglichen Verkehrslawine leiden, werden sich trotzdem verständlicherweise fragen, ob der Klimaschutz ausgerechnet bei ihnen beginnen muss. Aus ihrer Sicht rächt es sich nun doppelt, dass aus dem Projekt so lange nichts geworden ist. Heutzutage jedenfalls fällt ein klares Ja zur Westumfahrung deutlich schwerer als vor 20 Jahren.