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Kommentar: Fliesenskandal in der JVA Aichach ist nicht lustig

Kommentar

Fliesenskandal in der JVA Aichach ist nicht lustig

Carmen Jung
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    Das neue Versorgungszentrum an der Justizvollzugsanstalt in Aichach hat es aufgrund des Baupfusches ins Schwarzbuch des Steuerzahlerbundes in Bayern geschafft.
    Das neue Versorgungszentrum an der Justizvollzugsanstalt in Aichach hat es aufgrund des Baupfusches ins Schwarzbuch des Steuerzahlerbundes in Bayern geschafft. Foto: Lars Dau, JVA Aichach (Archivfoto)

    Schon ein halbes Jahrzehnt zieht sich die Misere um den Baupfusch beim Neubau des Versorgungszentrums hinter den Mauern des Aichacher Gefängnisses hin. Es geht um stattliche 4800 Quadratmeter Fliesen, die so hohl und buckelig verlegt wurden, dass der Belag nicht einmal dicht war. Jeder anständige Fliesenleger im Wittelsbacher Land hätte sich geschämt, so etwas abzuliefern. Kein Wunder, dass über die spanischen „Fliesenkünste“ schon viel gelästert und gelacht wurde.

    Eine Ursache ist die europaweite Ausschreibung

    Man könnte sich über den Fall, der auch eine Folge der vorgeschriebenen europaweiten Ausschreibung war, tatsächlich trefflich amüsieren, wenn dieser Spaß nicht so teuer gewesen wäre. noch nun stehen satte 1,6 Millionen Euro im Feuer. Hinzu kommt die Preissteigerung im Bausektor, die zulasten des Freistaats geht und auf die Verzögerung der Baumaßnahme zurückzuführen ist. Die 1,6 Millionen Euro aber wenigstens möchte das Staatliche Bauamt Augsburg von den Verursachern für den Freistaat zurückholen.

    Das Versorgungszentrum in der JVA Aichach - eine Chronologie

    Juli 2012 Die damalige Bayerische Justizministerin Beate Merk startet das Großprojekt in den Mauern der Justizvollzugsanstalt (JVA) symbolisch mit dem Bagger.

    Januar 2015 Das Versorgungszentrum sollte in Betrieb gehen. Stattdessen muss das Staatliche Bauamt Augsburg über massiven Pfusch beim Einbau der Fliesen berichten. Es steht fest: 4800 Quadratmeter Fliesen müssen wieder herausgerissen werden.

    Anfang 2016 Wegen der Beweissicherung und weil die Schadensursache strittig ist, ruhen die Bauarbeiten etwa ein Jahr. Der Freistaat beschließt, finanziell in die Bresche zu springen. Er streckt die Kosten vor.

    Mitte 2016 Der Rückbau ist abgeschlossen, der Wiederaufbau beginnt.

    Herbst 2016 Der Steuerzahlerbund führt das Versorgungszentrum als eines von zehn krassen Beispielen von Steuerverschwendung auf.

    Anfang 2018 Das Versorgungszentrum, das eine neue Wäscherei, eine neue Großküche und eine Bäckerei bietet, wird in Betrieb genommen.

    Gut, dass in der JVA Aichach keine Bauruine steht

    Dass das nicht einfach wird, war abzusehen. Dass die spanische Fliesenfirma nun aber nicht einmal mehr auffindbar ist, lässt Böses ahnen. Es dürfte an ein Wunder grenzen, wenn der Freistaat die ganzen 1,6 Millionen Euro erstattet bekommt. Viel eher muss das Land froh sein, wenn am Ende nur ein paar Euro rausspringen. Bloß gut, dass der Freistaat damals den Bau auf eigene Kosten weitergetrieben hat. Sonst stünde auf dem JVA-Gelände seit über vier Jahren eine Bauruine. Was dazu erst der Bund der Steuerzahler gesagt hätte ...

    Lesen Sie hier den Artikel: JVA-Fliesenskandal: Der Schaden ist noch höher als befürchtet

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