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Katastrophe: Nach dem Tornado: Zehn Härtefälle hoffen

Katastrophe

Nach dem Tornado: Zehn Härtefälle hoffen

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    Nach dem Tornado haben Jung und Alt in Affing zusammengeholfen und zusammen gehalten. Trotzdem gibt es bis heute Familien, die noch nicht wissen, wie es mit ihnen, ihren Häusern und Betrieben finanziell weitergehen soll. Diese Tornado-Opfer hoffen auf Hilfe aus dem Härtefonds.
    Nach dem Tornado haben Jung und Alt in Affing zusammengeholfen und zusammen gehalten. Trotzdem gibt es bis heute Familien, die noch nicht wissen, wie es mit ihnen, ihren Häusern und Betrieben finanziell weitergehen soll. Diese Tornado-Opfer hoffen auf Hilfe aus dem Härtefonds. Foto: Ulrich Wagner

    Wie sehr der Tornado in der Gemeinde Affing gewütet hat, ist heute auf den ersten Blick kaum noch zu erkennen. Die großen Schäden sind beseitigt, Ruinen abgetragen, vieles wieder repariert und neu aufgebaut. Dementsprechend gefällig sieht es im einstigen Katastrophengebiet aus.

    Unter den Folgen des Tornados vom 13. Mai aber leiden viele Betroffene bis heute. Psychisch und finanziell. Zehn Opfer sehen sich sogar in ihrer Existenz bedroht. Sie hoffen auf Geld aus dem Härtefallfonds des Freistaates. Zwei davon sind die Familie von Stefan Haas und das Rentner-Ehepaar Michael und Theresia Holzapfel aus Gebenhofen.

    Nebenerwerbslandwirt Stefan Haas spricht von über einer halben Million Euro Schaden, die der Tornado auf seinem Anwesen angerichtet hat. Die Holzapfels gehen von 120000 Euro aus. Beide Betroffenen waren nicht versichert. Sie treibt nun die Frage um, wie es bei ihnen weitergehen soll.

    Laut Wolfgang Müller, Pressesprecher des Landratsamtes, haben zunächst 15 Tornado-Opfer Gelder aus dem Härtefall-Topf beantragt. Inzwischen sind es nur noch zehn. Warum haben die anderen zurückgezogen? Die Gründe seien persönlicher Natur, sagt Müller. Womöglich wollten einige nicht ihre Vermögensverhältnisse offenlegen, vermutet er. Denn wer als Härtefall anerkannt werden will, muss finanziell die Karten auf den Tisch legen. „Man muss sich wirklich offenbaren“, sagt Stefan Haas. Seine Familie hat damit kein Problem.

    Tornado: Eine Kommission entscheidet über das Finanzielle

    Letztlich entscheidet eine Kommission darüber, wer Geld vom Freistaat bekommt. Wie hoch die Schäden der zehn Härtefälle sind, kann Müller nicht sagen. Angesichts der Summen, die allein Haas und Holzapfel nennen, dürften sie aber mehrere Millionen Euro betragen. Anfang November befasst sich damit nun die Kommission, der Landrat Klaus Metzger, Affings Bürgermeister Markus Winklhofer und Vertreter des Landratsamtes angehören. Voraussichtlich aber werde dann noch nicht endgültig entschieden, sagt Müller.

    Luftaufnahme vom 14.05.2015 zeigt Unwetterschäden in der Gemeinde Affing, Landkreis Aichach Friedberg (Bayern). Ein schweres Unwetter in den späten Abendstunden des 13.05.2015 verursachte in der Region Schäden in Millionenhöhe. Foto: Mario Lindner/LSV Aichach dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
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    Ein Unwetter hat in der Region im Mai 2015 eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. Dächer wurden abgedeckt, Menschen verletzt und Häuser evakuiert.

    Wie sehr manche Tornado-Opfer bis heute unter dem Ereignis leiden, weiß Affings Pfarrer Max Bauer. Psychisch wie finanziell. Neben dem Härtefallfonds setzen manche auch große Hoffnungen in den Spendentopf. Die Kriterien für die Verteilung sind inzwischen festgelegt. Doch es ist bereits Kritik laut geworden, dass mit den Spenden vor allem auch denjenigen geholfen werden soll, die nicht versichert waren.

    Der Pfarrer wirbt um Verständnis: „Wann schaut man seine Versicherung an?“ Manche hätten Uralt-Verträge, andere sich eine Versicherung nicht leisten können. Man könne sich immer fragen: „Ist das wirklich gerecht?“ Dann aber schaffe man ein bürokratisches Monster zur Spendenverteilung. Als Pfarrer halte er es mit Papst Franziskus, der gesagt habe: „Man braucht halt manchmal auch Barmherzigkeit.“

    Auch Bürgermeister Markus Winklhofer betont: „Es geht um Solidarität.“ Für die Spender sei das Versicherungsthema nicht relevant. Immer wieder habe er bei den Übergaben gehört, das Geld müsse unbedingt da ankommen, wo es benötigt werde.

    Momentan sind 730000 Euro auf dem Spendenkonto

    Derzeit sind über 730000 Euro auf dem Spendenkonto, 20 Anträge sind laut Winklhofer gestellt. Pfarrer Bauer hofft, dass bis Weihnachten noch mehr Geld eingeht. Er betont in dem Zusammenhang aber, jeder müsse für sich selbst entscheiden, ob er einen Antrag stelle. Denn damit wird der Spendenanteil für den Einzelnen kleiner.

    Beim staatlichen Härtefallfonds ist die Höhe offen. Was zählt, ist rein die Frage der Existenzgefährdung. Müller erklärt: „Hauptkriterium für Notstandsbeihilfen ist, ob die Betroffenen ohne staatliche finanzielle Unterstützung in eine existenzielle Notlage zu geraten drohen.“ Die Familie Haas und die Holzapfels warten nun gespannt auf die Entscheidung. Pfarrer Bauer hofft jedenfalls, „dass es großzügig gehandhabt wird“.

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