Wie kam es eigentlich zum Namen „Sigi Wenz“?
Heinz Mielewsky: Mir gefiel früher immer die Karikatur mit Sigi Sommer in der Zeitung. Da kam mir die Idee, dass Sigi Wenz ganz gut für Schafkopfkurse passt. Zumal ich mich im Leben auch nicht immer so ernst nehme.
Und wie kommen Sie dazu, Schafkopfkurse anzubieten?
Mielewsky: Auf einer Fahrt zum Kunden hörte ich eine Sendung auf meinem Lieblingssender über Kulturveränderungen in der heutigen Zeit. Da kam mir die Idee, dass viele junge Menschen unser kulturelles Kartenspiel „Schafkopf“ überhaupt nicht mehr kennen. Ältere finden keine Spielpartner mehr und Wirtschaften wollen dies auch nicht mehr, da Kartenspieler nicht gerade viel konsumieren. So geht langsam eine gemütliche Kultur verloren. Ich biete Kurse mit viel guter Laune, um das Schafkopfen wieder zu beleben und zu verbreiten.
Wenn Wirtschaften dies nicht mehr wollen, wo spielen Sie denn jetzt?
Mielewsky: Im bayerischen Land findet man zum Glück noch sehr gemütliche Wirtschaften und vor allem Wirtsleute, die sogar froh sind, wenn sich die übliche Wirtsstube wieder mit einem sehr gemischten Publikum füllt. Dazu gehören auch die Kartler. Im Landkreis Aichach-Friedberg, Dachau und Pfaffenhofen habe ich noch Wirtshäuser, wo ich die Kurse abhalte.
Wie hat sich der Start angelassen?
Mielewsky: Zuerst habe ich in meiner Heimatgemeinde Markt Indersdorf angefangen. Die Kurse für Anfänger und Fortgeschrittene laufen dort schon seit zehn Jahren sehr gut. Hier gibt es schon einen Stammtisch, wo sich die Kartler unregelmäßig zum Spielen treffen. Ein- bis zweimal im Jahr gibt es noch zusätzlich ein kleines Turnier, was immer sehr beliebt ist. So ist Markt Indersdorf eine Art Hochburg mittlerweile für Schafkopffreunde. Danach folgen aber gleich Aichach und Pfaffenhofen, wo wir in allen Jahren eine volle Belegung der Kurse haben. Auch hier gibt es mittlerweile einen Stammtisch für Schafkopffreunde.
Kann jeder das Spiel erlernen oder benötigt man dazu eigentlich bestimmte Grundlagen?
Mielewsky: Die einzigen Grundlagen sind: Freude am Kartenspiel, dabei einen gemütlichen Abend verbringen wollen, Spaß daran zu haben, den anderen zu pflanzen (für Nichtbayern = reinzulegen im Spiel oder mit Worten in die Irre leiten), eine gewisse Lernfähigkeit wieder zu trainieren, denn mitdenken ist sehr notwendig, sonst macht es einem selbst und den anderen keinen Spaß.
Dies hört sich aber anstrengend an und gar nicht locker?
Mielewsky: Zugegeben, eine gewisse Lernfähigkeit ist schon notwendig, gerade als Anfänger. Aber bis jetzt hatten wir nur wenige Ausfälle. Wir bauen das Spiel an drei Abenden von Grund auf (Sauspiel, Solo, Wenz) und spielen auch sehr schnell. So kommen die Teilnehmer in eine Spielroutine, in der sich das Erlernte verfestigen soll. Nach dem Kurs ist es von Vorteil, wenn weitergespielt wird, privat oder bei unserem Stammtisch, der auch Anfänger aufbaut. Nach einem Jahr sieht dies dann schon ganz passabel aus, um vielleicht einen Fortgeschrittenenkurs zu absolvieren. Einen Fortgeschrittenenkurs auch noch?
Einen Fortgeschrittenenkurs auch noch?
Mielewsky: Viele finden keine Partner mehr, um zu viert einen Schafkopf zu spielen. Sind vielleicht auch etwas eingerostet oder wollen gesellige Kartler finden. Dann mache ich diese Personen wieder fit und sie bekommen auch einen Einblick in andere Schafkopfvarianten. Zum Beispiel kann eine Hochzeit, Bettl, fleischloses Solo, Ramsch, Spezialrunden mit der „Kurzen scharfen“, Fisiko, Reizmöglichkeit oder andere Arten eingebaut werden. So wird es nicht langweilig.
Was macht denn nun den Reiz des Schafkopfens aus, wenn ich es so mühsam erlernen muss?
Mielewsky: Ich beschreibe es mal so: In der heutigen Zeit gibt es jederzeit sofort und schnell griffige Antworten oder Lösungsangebote zu einer Frage oder zu einem Problem. Zumindest glauben dies ja viele Menschen, obwohl sie wiederum merken per Verstand und Gefühl, dass dies nicht so in der Praxis ist! In diesem alten bayerischen Spiel erlerne ich Grundzüge des Spiels als Anfänger mit teilweise klaren, unumstößlichen Regeln, andere Regeln sind eher als Hinweis zu verstehen, andere können angewandt werden, müssen aber nicht, Erfahrungswerte bestimmen die Spieltaktik, die sich teilweise während des Spieles auch verändert. Nun können Sie sich vielleicht vorstellen, warum ich vorher die Lernfähigkeit so herausgestellt habe. Die Spiele sind zwar ähnlich, aber in der Anlage häufig verschieden und von den Mitspielern anders wie gewollt beeinflusst. Der Reiz, dies zu beherrschen, ist groß. Das Spiel lehrt einen aber auch eine gewisse Demut. Wenn ich die Karten nicht dazu habe, ein bestimmtes Spiel aufzubauen oder andere Mitspieler anders denken, handeln, als gedacht, geht das Spielergebnis in eine andere Richtung wie vermutet. Somit benötige ich auch eine gewisse Toleranz gegenüber meinen eigenen Fehlern. Dies geht ja meist noch! Aber Toleranz gegenüber Fehlern meiner Mitspieler aufzubringen, da ich das Spiel verloren habe durch ihren Fehler, ist schon etwas delikater. Ich muss also auch die Einsicht haben, dass sich Unwägbarkeiten einstreuen. Könnte man fast mit der gesellschaftlichen Veränderung in der heutigen Zeit gleichsetzen. Hier muss auch noch viel gelernt werden.
Da wird es ja schon philosophisch das „Schafkopfen“.
Mielewsky: Nein, so schlimm ist es nicht. Die Geselligkeit steht bei uns schon im Vordergrund. Aber noch mal, Abläufe, Regeln, Grundbedingungen und Variablen muss jeder lernen, sonst klappt es nicht.
Sie haben schon viele Ausdrücke eingestreut.
Mielewsky: Die speziellen und teilweise alten Ausdrücke werden mit der Zeit erlernt. Die Karten haben zum Teil auch spezielle Namen, zum Beispiel die Blumenresi, da wo der Hund drobn hockt, der Oide, die Oide, die Blaue, spielen wir mit Henn beziehungsweise Stock usw.
Jetzt raucht langsam der Kopf.
Mielewsky: Kommen S’ einfach vorbei und lassen es sich lernen. Es gibt auch ein 14-seitiges Nachschlagewerk zum Kurs. Die Kurse sind allerdings sehr schnell ausgebucht, da sehr beliebt. Oiso, auf geht’s. Jetzt spui ma mit der Oidn und raus kommst Du!
Kurse: Im Dezember in Aichach, im Januar in Markt Indersdorf (Kreis Dachau). Anmeldung jeweils über die Volkshochschule, Telefon 08251/8737-0.