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JVA Aichach: Kreativität hinter Gittern entfaltet

JVA Aichach

Kreativität hinter Gittern entfaltet

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    Mit Stacheldraht haben die Künstler hier gearbeitet. Die Arbeiten heißen (von links) „Sonnenblumen“, „Goldblatt“ und „Meine Liebe“.
    Mit Stacheldraht haben die Künstler hier gearbeitet. Die Arbeiten heißen (von links) „Sonnenblumen“, „Goldblatt“ und „Meine Liebe“. Foto: Gerinde Drexler

    Es ist immer wieder etwas Besonderes, wenn die Kunstgruppen der Justizvollzugsanstalt (JVA) Aichach ihre Arbeiten ausstellen. Das zeigte sich auch bei der Vernissage in der Galerie der Stadtsparkasse in Aichach, zu der am Donnerstag fast 80 Besucher gekommen waren. Rund ein Jahr lang haben die Künstlerinnen der JVA an den Werken für die Ausstellung, die noch bis zum 9. Januar zu sehen ist, gearbeitet.

    Viel Herzblut haben sie in ihre Arbeiten zum Thema „Freiheit“ gesteckt. Ein Thema, das Kerstin Weger, Vorsitzende des Fördervereins Frauenhaft und Initiatorin der Ausstellung, schon länger in den Kunstgruppen umsetzen wollte. „Es hat mich selber überrascht, wie tief die Auseinandersetzung mit dem Thema war“, sagte sie bei der Vernissage. Die Inhaftierten haben dazu einen Workshop mit dem Aichacher Künstler Hans Wiedemann gemacht und auch die Kunsttherapeuten hatten das Thema in ihren Gruppen aufgegriffen.

    Ein besonderer Hingucker ist die Installation „Eiserner Vorhang“, für den lauter alte Schlüssel der JVA verarbeitet wurden. Ob die Künstler dabei an die Zeitgeschichte oder eher an den eisernen Vorhang in ihrem eigenen Leben dachten? „Die künstlerische Arbeit ist ein Stück weit Therapie, um die eigene Situation aufarbeiten zu können“, sagte Bürgermeister Klaus Habermann, der auch Schirmherr des Fördervereins ist.

    Kunst, die aber auch beim Publikum gut ankommt. Auf viel Resonanz sei vor zwei Jahren der von JVA-Insassen gestaltete Adventskalender am Aichacher Rathaus gestoßen, erinnerte sich Habermann. „Ich werde heute noch darauf angesprochen.“ Im Sisi-Schloss waren im vergangenen Jahr Bilder und Skulpturen in der Ausstellung „Hinter Schloss und Riegel“ gezeigt worden und auch im Aichacher Landratsamt hatte der Verein bereits eine Ausstellung gestaltet. In der aktuellen Ausstellung zeigen die Künstlerinnen fast 80 Arbeiten in ganz verschiedenen Techniken. Zeichnungen und Gemälde mit farbiger Erde sind dabei, Collagen und Assemblagen, Pigmente auf selbst bespannten Leinwänden und bemalte Holzbretter. Auch Gedichte zum Thema „Freiheit“ gehören zur Ausstellung dazu. „Achten Sie auf die Titel und Gedichte“, empfahl Weger den Besuchern. Dadurch würde sich erst der Zugang zu den Arbeiten erschließen.

    Wie wichtig die Kunst für die JVA-Insassen ist, verdeutlichte Birgit Cischek, Vorstandsvorsitzende der Sparkasse, mit zwei Zitaten von Inhaftierten. „Die Freiheit wurde mir zwar genommen, aber etwas sehr Wertvolles habe ich gewonnen: Die Entfaltung meiner Kreativität und die Leidenschaft zur Kunst.“ Für eine andere Inhaftierte ist die Kunst ein sehr wichtiger Baustein ihres Lebens geworden. Auch in Freiheit werde das so sein, ist sie überzeugt.

    Mithilfe der finanziellen Unterstützung von Förderern wie der Stadtsparkasse oder dem Rotary Club und vielen kleinen Spendern konnte der Förderverein in diesem Jahr fünf Mal pro Woche Kunstgruppen für die Inhaftierten anbieten. Cischek: „Noch mehr Inhaftierte würden gerne mitmachen. Aber es sind nicht genug Mittel da.“ Cischek überreichte dem Verein einen Scheck über 250 Euro.

    Der Verkaufserlös der Arbeiten in der Ausstellung kommt dem Bayerischen Landesverband für Gefangenenfürsorge und Bewährungshilfe zugute und ermöglicht die Weiterführung der künstlerischen Angebote.

    Ausstellung Die Ausstellung „Freiheit“ mit Arbeiten der Kunstgruppen der JVA Aichach ist noch bis zum 9. Januar in der Sparkassen-Galerie in der Donauwörther Straße in Aichach während der Geschäftszeiten zu sehen. Informationen über den Förderverein gibt es im Internet.

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