Startseite
Icon Pfeil nach unten
Aichach
Icon Pfeil nach unten

Internet: Tomaschko verlost Gutscheine für Klicks auf seiner Internetseite

Internet

Tomaschko verlost Gutscheine für Klicks auf seiner Internetseite

    • |
    Eine Momentaufnahme des Plakatwaldes: Wie hier in Aichach stehen und hängen die Bilder und Ziele Seite an Seite. Inzwischen setzen die Kandidaten auch aufs Internet.
    Eine Momentaufnahme des Plakatwaldes: Wie hier in Aichach stehen und hängen die Bilder und Ziele Seite an Seite. Inzwischen setzen die Kandidaten auch aufs Internet. Foto: Christian Kirstges

    Er will ein Zeichen für die Jugend setzen. Deshalb verlost CSU-Landtagskandidat Peter Tomaschko einen Gutschein im Wert von 20 Euro für ein Café. Unter allen, die auf seiner Facebook-Seite auf „Gefällt mir“ klicken und ein Bild mit anderen teilen, das ihn im Kreise von Jugendlichen zeigt. Viele klicken darauf, wenige Tage später verkündet er den Namen der Gewinnerin. „Ein tolles Statement für unsere Jugend“ schreibt er dazu. Auch im Wittelsbacher Land haben die Kandidaten die Möglichkeiten der „neuen“ Medien für sich entdeckt.

    Kleiner Online-CheckAls eine „andere Art der Kommunikation“ bezeichnet er diese Art des Wahlkampfs, auch wenn ihm das Wort nicht gefällt. „Man muss sehen, wie man mit den Leuten in Kontakt kommt, wie man sie abholen kann“, sagt der 39-jährige Verwaltungswirt aus Merching. Er ist schon recht lange bei Facebook und Co. aktiv, doch die Klassiker wie Besuche bei Vereinen oder der Plausch am Wahlstand sind ihm am liebsten, weil der Kontakt direkter sei. Er glaubt, dass diese Termine in Zukunft nicht weniger wichtig werden, trotz der neuen Kommunikationskanäle. Zu den vielen Wahlplakaten, die vielerorts dicht an dicht hängen und stehen, sagt er hingegen: „Da sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht. Ich weiß nicht, ob da die Botschaft rüberkommt.“

    Eine ähnliche Meinung hat Simone Strohmayr. Die Kandidatin der SPD aus Stadtbergen findet, die Zahl der Plakate habe überhandgenommen. „Das sind schon amerikanische Verhältnisse, das ist eine Materialschlacht.“ Sie kann nachvollziehen, wenn das manchem zu viel ist. Dennoch glaubt sie nicht, dass die Parteien in Zukunft gänzlich auf sie verzichten können, die Präsenz in der Öffentlichkeit solle ja nicht schwinden. Eher werde es keine oder wesentlich weniger Flyer geben, denn die schnelle Information finden die Wähler im Internet.

    Das hat auch für sie immens an Bedeutung zugenommen, vor allem die Zuschriften auf ihrer Facebook-Seite. Doch auch zum Wahlstand seien noch immer viele Leute gekommen, auch die, „die einfach nur mal ihre Wut loswerden und mit jemandem über ihre Sorgen reden wollen.“ Trotzdem werde der virtuelle Wahlkampf weiter an Bedeutung gewinnen, ist die 45-Jährige überzeugt. Er habe inzwischen eine „ganz schöne Dynamik“. Strohmayr kann vergleichen, sie wirbt zum fünften Mal um Stimmen.

    Für Lucas Hotter aus Adelzhausen ist es der erste Wahlkampf. Er hat die Erfahrung gemacht, dass das Internet für die Bürger wichtiger ist als Plakate und Stände, um sich über die Ziele der Bayernpartei für den Landtag zu informieren. „Ich freue mich aber über jeden, mit dem ich persönlich sprechen kann“, betont er. Was er macht und was ihm wichtig ist, erzählt er aber ebenso gerne via Facebook und Twitter, dort erfahre jeder etwas über ihn. Die Plakate, die in größeren Gemeinden an fast jeder Ecke hängen und stehen, könne das noch nicht überflüssig machen. „Doch das wird nachlassen“, ist sich der 23-Jährige sicher. „Die Leute schauen kaum drauf und sagen mir, dass sie genervt sind.“

    Würde es die bedruckte Pappe einmal nicht mehr geben, wäre Haide Friedrich Salgado jedenfalls nicht unglücklich. Die Kandidatin der Piratenpartei für den Landtag hält weniger Plakate schon aus Gründen des Umweltschutzes für besser. Allein auf das Internet will sie aber nicht setzen, dabei ist die Affinität zum Netz so typisch für ihre Partei. Doch dort erreiche sie nur Leute aus den eigenen Reihen. Sie steht am liebsten auf den Plätzen der Region und spricht mit den Menschen am Wahlstand. Zumal ihr Auftritt im Netz im Vergleich zur Konkurrenz nicht so professionell sei, sagt sie. Schließlich müsse sie alles selbst machen und werde dabei hauptsächlich von ihrer Familie unterstützt. Parteimitglieder seien da „nicht so aktiv“. Aber vielleicht habe es auch einen Reiz, mutmaßt die 26-Jährige aus Kissing, dass nicht alles durchgeplant sei. Sie wünscht sich eine Mischung aus klassischem Wahlkampf von Angesicht zu Angesicht und Informationen im Internet.

    So weit wie CSU-Kandidat Peter Tomaschko würde sie da aber nicht gehen. „Ich will mir keine ’Gefällt mir’ erkaufen“, sagt sie. „Man wählt die Piraten, weil man uns gut findet, und nicht wegen so eines Gewinnspiels.“ Das sieht Lucas Hotter genauso. „Ich will mir keine Stimmen kaufen“, unterstreicht auch er. Gutscheine seien zwar ein schöner Anreiz, aber sie hätten einen Beigeschmack, die Wähler beeinflussen zu wollen. Simone Strohmayr findet Verlosungen ebenfalls nicht grundsätzlich schlecht, doch was diesen Fall angeht, „bin ich skeptisch“.

    Tomaschko selbst betont, auch auf seiner Seite, niemanden kaufen zu wollen. Das gehe bei einer „jungen, mündigen Generation“ nicht. Im Gespräch mit den AN spricht er von einer „netten Aktion“ und sagt zum Schluss: „Ich weiß nicht, ob’s wirklich nötig ist.“

    Einen Kommentar dazu lesen Sie hier.

    Korrektur: Im Infokasten steht, Haide Friedrich Salgado sei nicht bei Twitter präsent. Das ist nicht korrekt. Sie twittert sehr wohl, allerdings nicht unter ihrem Klarnamen. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden