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Affing-Mühlhausen: Industriegift PFC ist auch in Fischen aus Weihern bei Mühlhausen

Affing-Mühlhausen

Industriegift PFC ist auch in Fischen aus Weihern bei Mühlhausen

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    Fische aus der Ach und aus Weihern bei Mühlhausen sind mit PFC belastet. Das Landratsamt warnt vor dem Verzehr dieser Fische.
    Fische aus der Ach und aus Weihern bei Mühlhausen sind mit PFC belastet. Das Landratsamt warnt vor dem Verzehr dieser Fische. Foto: Fischatlas

    Nicht nur die Friedberger Ach ist mit PFC belastet, auch in Fischproben aus Weihern beim Affinger Ortsteil Mühlhausen sind gesundheitsgefährdende Konzentrationen des Industriegifts nachgewiesen worden. Das Landratsamt in Aichach warnt jetzt vor dem Verzehr von Fischen aus diesen grundwassergespeisten Gewässern um Mühlhausen. Sie dürfen nicht als Lebensmittel in den Verkehr gebracht werden. Das ist laut Mitteilung des Landratsamtes auch in der Vergangenheit nicht geschehen. Die geangelten Fische dienen dem Eigenverzehr und die Fischereiberechtigten dort seien bereits Anfang 2020 über die Belastung informiert worden.

    Das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth hat den Verdacht, dass die Chemikalie aus Rückständen von Löschschäumen, die früher am nahen Flughafen Augsburg verwendet wurden, ins Grundwasser oder dort verlaufenden Gräben gelangt und dann weiter in die Weiher. Das bestätigte am Montagabend der stellvertretende Behördenleiter Maximilian Hartmann auf Anfrage unserer Redaktion.

    Verzehrwarnung für geangelte Fische gibt es auch für die Friedberger Ach

    Eine offizielle Verzehrwarnung gilt seit diesem Jahr auch für die Friedberger Ach. Die fließt zwar entlang der Lechleite durch Mühlhausen, hat aber keine direkte Verbindung zu den Weihern, beziehungsweise Baggerseen bei Mühlhausen: Forellen und Aiteln aus der Ach beziehungsweise ihrem Oberlauf, dem Verlorenen Bach, sind mit der giftigen Chemikalie verseucht. Perfluorierte Chemikalien (PFC) stehen unter anderem im Verdacht, krebserregend zu sein. Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) rät von einem regelmäßigen Verzehr der Fische ab, auch wenn davon keine akute Gesundheitsgefährdung ausgehe.

    Die Chemikalien in der Ach stammen mit hoher Sicherheit aus Löschschaum für Übungseinsätze der Standort-Feuerwehr am ehemaligen Fliegerhorst Penzing nahe Landsberg. Die Landratsämter der Landkreise Landsberg und Augsburg, welche das Gewässer ebenfalls durchfließt, warnen schon seit Ende 2019, beziehungsweise Anfang 2020 vor dem Verzehr von Fischen. Das Landratsamt Aichach-Friedberg hatte eine Gefahr zuerst nicht gesehen, schloss sich jedoch nach Tests im September 2020 der Warnung an. Diese Warnung wurde im Januar, als die endgültigen Befunde des LGL über die im Juli 2020 entnommenen Fische vorlagen, bestätigt. In den untersuchten Proben wurde die perfluorierte Alkylsubstanz Perfluoroctansulfonsäure (PFOS) nachgewiesen. Schon durch sehr niedrige Verzehrmengen von belasteten Fischen werde die von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit als unbedenklich angesehene Aufnahmemenge überschritten.

    Die Untersuchungsergebnisse beziehen sich auf Aiteln und Bachforellen. Bei anderen Fischarten aus den betroffenen Fließgewässern müsse aber von einer ähnlichen Belastung ausgegangen werden, hieß es im Detail. Aiteln kommen natürlich in dem Gewässer vor, die Forellen werden dort ausgesetzt, leben also noch nicht lange in der Ach.

    Altlastenproblematik besonders an Militärflughäfen ist seit Jahren bekannt

    Seit fast einem Jahrzehnt ist die Altlasten-Problematik durch den jahrzehntelangen Löschschaumeinsatz in Penzing den Behörden bekannt. Wann dort eine Sanierung beginnt, ist unklar. Das bedeutet: Auf nicht absehbare Zeit bleiben die Giftstoffe in der Ach. Das Problem haben viele Kommunen in Bayern, die im Einzugsbereich (ehemaliger) Militärflughäfen liegen. Die Chemikalien aus dem Löschschaum gelangten dort jahrelang ins Grundwasser und in die Gewässer. Dort reicherten sie sich an – auch in Pflanzen und Tieren, die dort leben. Grund- und Trinkwasserproben im Landkreis haben ergeben, dass die entsprechenden Leitwerte für Trinkwasser deutlich unterschritten wurden. Das Trinkwasser kann konsumiert werden. Wie das PFC in die Weiher bei Mühlhausen gelangt, muss noch untersucht werden. Es könnte theoretisch auch über die Ach sein, doch der Flughafen als Quelle liege nahe, sagt Maximilian Hartmann vom Wasserwirtschaftsamt. Die PFC-Belastung der Fische aus dem Weiher sei auch deutlich höher als der Fische aus dem Bach. Auch auf zivilen Flughäfen seien belastete Löschschäume eingesetzt worden, verweist Hartmann.

    Bislang gibt es nur eine Aussage des Landratsamtes zu den Gewässern bei Mühlhausen. Im ganzen Lechfeld im nördlichen Landkreis Aichach-Friedberg von Affing über Rehling und besonders bei Sand (Todtenweis) gibt es eine Vielzahl an Baggerseen und Weihern, die durch Grundwasser gespeist werden. Auch in Baggerseen im Grundwasserabstrom des Fliegerhorstes Lechfeld sind schon Fische mit gesundheitsgefährdenden PFC-Werten beprobt worden.

    Aale, Hechte und Rotfedern sind hoch mit PFC belastet

    Nach den erhöhten PFOS-Werten der Fische aus der Ach im Sommer hat das Landratsamt laut Mitteilung im September auch Fische in zwei Seen in Mühlhausen untersuchen lassen. Die LGL-Ergebnisse liegen jetzt vor: In allen untersuchten Fischen wurden erhöhte PFOS-Gehalte nachgewiesen. Untersucht wurden Aale, Hechte, Flussbarsche, Rotaugen und Rotfedern. Die Substanzen reichern sich in den Fischen unterschiedlich stark an, aber schon bei sehr niedrigen Verzehrmengen werde die von der Europäischen Behörde als unbedenklich angesehene Aufnahmemenge überschritten. PFC sei kein lokales Problem, betont das Landratsamt. Zuständige Fachbehörde sei das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth. Dieses und die Regierung von Schwaben seien vom Landratsamt umgehend über die Ergebnisse informiert worden. Das Thema müsse übergeordnet angegangen werden.

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