Ein Thema interessierte die rund zehn Zuhörer bei der Sitzung des Inchenhofener Gemeinderates am Dienstag besonders: die 21 Corona-Fälle auf dem Spargelhof Lohner. Sie befürchteten, dass sich das Virus über die Mitarbeiter des Betriebes in der Bevölkerung ausbreiten könnte. Das Gremium diskutierte vor allem über die Frage, ob die Gemeinde auf ihrer Internetseite darüber hätte informieren sollen. Bürgermeister Toni Schoder hatte dazu eine klare Meinung.
Eine kurze Nachfrage von Wolfgang Mokosch am Ende der öffentlichen Sitzung löste eine größere Diskussion aus. Mokosch wollte wissen, ob der Bürgermeister in das Verfahren auf dem Spargelhof mit eingebunden war. Wie berichtet, waren bei der Lohner Agrar GmbH insgesamt 21 Mitarbeiter positiv auf Covid-19 getestet worden. Er habe davon aus der Presse erfahren und sich daraufhin mit dem Spargelhof und dem Gesundheitsamt in Verbindung gesetzt, teilte Schoder mit. Er betonte: „Die Gemeinde kann in dieser Sache keine Verantwortung ausüben.“
Das bestätigte ihm auf seine Nachfrage, was die Kommune beitragen könne, um die Sicherheit zu gewährleisten, auch Dr. Friedrich Pürner, der Leiter des Gesundheitsamtes. Pürners Antwort laut dem Bürgermeister: „Die Gemeinde kann nichts tun. Das Gesundheitsamt ist zuständig.“
Corona-Fälle in Inchenhofen: Spargelverkauf ist bereits eingestellt
Schoder hatte für den Gemeinderat aktuelle Informationen: Am Montag und Dienstag hätte das Gesundheitsamt bei allen weiteren Mitarbeitern des Spargelhofs eine Reihentestung vorgenommen. „Die Ergebnisse werden am Freitag erwartet“, sagte er. Wie das Landratsamt Aichach-Friedberg am Mittwochabend mitgeteilt hat, sollen die Ergebnisse am Montag bekanntgegeben werden. Den Spargelverkauf stellte die Firma Lohner bereits ein. Eine Schließung des Betriebs sei vom Gesundheitsamt bisher nicht angeordnet worden, teilte der Bürgermeister mit. „Die Mitarbeiter, die nicht in Quarantäne sind, sind auf den Feldern unterwegs, um die Folien abzunehmen.“
Schoder weiter: „Laut dem Gesundheitsamt ist nicht damit zu rechnen, dass Inchenhofener Bürger oder Gewerbetreibende Einschränkungen erwarten müssen.“ Er habe intensiv darüber nachgedacht, antwortete der Bürgermeister auf den Einwand von Claus Trott. Der hätte sich Informationen über die positive Testung auf der Internetseite der Gemeinde gewünscht. Warum er sich dagegen entschieden hatte, begründete Schoder so: „Für mich war wichtig, dass wir als Gemeinde über jemanden informieren würden, wo die Verantwortung nicht bei uns liegt. Das finde ich grenzwertig.“
Warum hat die Gemeinde nicht über die Corona-Fälle informiert?
Weitere Gründe waren für den Bürgermeister, dass er auch nicht mehr Informationen hatte, als in der Presse zu lesen waren. „Und ich hatte auch die Persönlichkeitsrechte im Blick.“ Dem stimmte auch Klaus Strobl zu: „Ich finde es falsch, wenn man jeden Betrieb mit Corona-Fällen ins Internet stellt und jeder hat dann Angst vor dem Betrieb.“ Es sei alles sauber und mit Sachverstand abgewickelt worden, fand Strobl, der ausdrücklich auch die Presse für ihre Berichterstattung lobte.
Es gehe nicht darum, jemand an den Pranger zu stellen, sagte Trott. „Es geht darum, anders mit Informationen umzugehen.“ Auch Mokosch hätte sich „mehr Kommunikation“ gewünscht.
Andrea Schmidberger wies hingegen auf den Datenschutz hin. „Es waren in Inchenhofen schon mehrere Leute an Corona erkrankt und das wurde auch nicht öffentlich kundgetan“, sagte sie.
Bürger haben Angst, weil Schule und Kindergarten wieder öffnen
Maria Posch wandte ein, dass viele Bürger Angst hätten, weil Schule und Kindergarten wieder öffnen würden. Bürgermeister Schoder sagte dazu, er wolle zunächst das Ergebnis der Testung abwarten. „Das ist ein großer Fingerzeig, inwieweit man in Schule und Kindergarten die Mechanismen anpassen muss.“ Mit Blick auf die Befürchtungen wies er darauf hin, dass sich die positiv getesteten Mitarbeiter des Spargelhofes in einem abgeschlossenen Bereich aufhalten. „Es besteht kein Kontakt zur Bevölkerung“, so Schoder.
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