Startseite
Icon Pfeil nach unten
Aichach
Icon Pfeil nach unten

Hollenbach-Motzenhofen: Proteste verhindern die Photovoltaikanlage in Motzenhofen

Hollenbach-Motzenhofen

Proteste verhindern die Photovoltaikanlage in Motzenhofen

    • |
    In Motzenhofen wird vorerst keine große Fotovoltaikanlage entstehen.
    In Motzenhofen wird vorerst keine große Fotovoltaikanlage entstehen. Foto: Matthias Becker, dpa (Symbolbild)

    Es wird keine Photovoltaikanlagen in Motzenhofen geben. Zumindest vorerst nicht. Dabei hatten sich gleich zwei Investoren für Flächen beim Hollenbacher Ortsteil interessiert. Wie Bürgermeister Franz Xaver Ziegler am Mittwoch bekannt gab, hätten beide ihre Pläne zu den Akten gelegt. Unter diesen Voraussetzungen hätten sie kein Interesse. Grund sind massive Proteste, die sich in Motzenhofen formiert haben.

    Es geht um zwei voneinander unabhängige Projekte zur Gewinnung von Sonnenenergie: Die Energiebauern Sielenbach wollten im Nordosten von Motzenhofen eine Photovoltaikanlage auf einer Fläche von 11,5 Hektar errichten. Ein zweiter Interessent aus Gundelsdorf wollte eine Anlage auf etwa sechs Hektar südlich der Rechtskurve der Staatsstraße in Richtung Aichach bauen. Die ersten Motzenhofener hatten ihrem Unmut angesichts der Projekte bei der Bürgerversammlung im Februar Luft gemacht. Der Bürgermeister hatte hier auf eine Informationsveranstaltung verwiesen. Diese sollte ursprünglich am Mittwoch, 18. März, stattfinden und wurde jetzt abgesagt.

    Mehr als 100 haben unterschrieben

    Wie Franz Xaver Ziegler mitteilte, werden in Motzenhofen Unterschriften gegen die Anlagen gesammelt. Mehr als 100 Bürger hätten bis jetzt unterschrieben. 501 Bewohner leben derzeit hier. Diese „flächendeckende Ablehnung“ sei in unzähligen Gesprächen deutlich geworden, die er in den vergangenen Wochen mit vielen Bürgern geführt habe, berichtete der Bürgermeister. Es sei nicht so, dass erneuerbare Energien oder auswärtige Investoren grundsätzlich abgelehnt würden. Für die Bürgerinitiative, die sich wegen der Anlagen gegründet hat, spielen andere Faktoren eine Rolle.

    So ist Motzenhofen in den vergangenen Jahrzehnten im Gegensatz zu anderen Ortsteilen stark gewachsen und hat sich, auch wegen seiner Verkehrsanbindung an der Staatsstraße, zu einem Gewerbe- und Versorgungsstandort entwickelt. Hier befinden sich das Gewerbegebiet und das Raiffeisen-Agrarzentrum und hier werden auch der Edeka und der neue Bauhof entstehen. Diese Projekte seien laut Bürgermeister wichtig für die Allgemeinheit und deren Versorgung, was auch von der Bürgerinitiative gegen die Photovoltaikanlagen so gesehen werde. Allerdings dürfe die Entwicklung aus Sicht der Bürgerinitiative nicht übertrieben werden, so werde unter anderem ein erhöhtes Verkehrsaufkommen befürchtet.

    Rund um Motzenhofen werden auf großen Flächen Spargel und Heidelbeeren angebaut. Vor allem die großen Spargelfolien werden von einigen Anwohnern als optisch störend und ökologisch nachteilig gesehen. Hier noch mehr Flächen über Jahrzehnte mit Modulen zu bebauen, halte die Bürgerinitiative nicht für den richtigen Weg, berichtete der Bürgermeister.

    Anwohner befürchten zusätzliche Belastung durch magnetische Felder

    Außerdem läuft an Motzenhofen eine Hochspannungsleitung vorbei. Es gibt Befürchtungen, dass durch die Module und Trafos eine zusätzliche Belastung durch magnetische Felder entstehen könnte. Auch die bejagbare Fläche von 275 Hektar wäre eingeschränkt, wenn die Anlagen eingezäunt werden. Laut dem Bayerischen Jagdgesetz muss ein Gemeinschaftsjagdrevier eine Mindestgröße von 250 Hektar haben. Wird die Fläche unterschritten, wird die Jagd an angrenzende Jagdreviere aufgeteilt.

    Franz Xaver Ziegler geht davon aus, dass ein großer Teil der Motzenhofener der Meinung ist, dass der Ortsteil nicht mit Projekten wie diesen überfrachtet werden darf und deswegen unterschrieben hat. Es sei klar kommuniziert worden, dass ein Bürgerbegehren angestrebt wird, wenn die Gemeinde eine Bauleitplanung beginnt. Am Montag wurden die Investoren über die Entwicklung informiert. Martin Bichler von den Energiebauern sagte, dass Photovoltaikanlagen, anders als zum Beispiel privilegierte Windräder, bei der Bevölkerung eine hohe Akzeptanz hätten, weil dafür ein Bebauungsplan aufgestellt werden muss, über den die Leute vor Ort selbst entscheiden. „Hier war das nicht der Fall“, stellte Martin Bichler fest.

    Der soziale Frieden in der Gemeinde hat höchste Priorität

    Franz Xaver Ziegler erklärte: „Für uns Kommunalpolitiker hat es höchste Priorität, dass der soziale Frieden in der Gemeinde oder in einem Ortsteil der Gemeinde gewahrt bleibt. Dies wird auch von den Antragstellern so gesehen“.

    Für die Gemeinde sei das Thema nicht vom Tisch. „Eine der ersten Aufgaben des neuen Gemeinderates wird es sein, sich grundsätzlich mit diesem Thema auseinanderzusetzen.“ Alle Beteiligten müssten ein Konzept erarbeiten, wie künftig mit solchen Anträgen umgegangen wird. Schon vor gut einem Jahr hatten zwei Anträge für Photovoltaik-anlagen zwischen Igenhausen und Schönbach für Wirbel gesorgt. Beide Anträge hatte der Gemeinderat knapp abgelehnt. Einen davon hatten die Energiebauern Sielenbach gestellt. Der zweite Investor, die Sonnenenergie AIC GmbH, will im Moment eine Anlage im Inchenhofener Ortsteil Unterbachern aufstellen.

    Lesen Sie dazu auch unseren Kommentar: In Hollenbach ist ein Konzept für Photovoltaik nötig

    Lesen Sie dazu auch:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden