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Gesundheit: Geburtshilfe: Hebammen sehen Lösung auch kritisch

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Geburtshilfe: Hebammen sehen Lösung auch kritisch

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    Die Friedberger Geburtshilfe steht auf der Kippe, die Aichacher ist derzeit geschlossen. (Symbolfoto)
    Die Friedberger Geburtshilfe steht auf der Kippe, die Aichacher ist derzeit geschlossen. (Symbolfoto) Foto: Waltraud Grubitzsch/dpa

    Die Frauen-Union Aichach lud am Montag zu einer Informations- und Diskussionsveranstaltung zum Thema „Geburtenabteilung im Krankenhaus Kurz vor dem Infoabend hatten sich jedoch die Ereignisse überschlagen (wir berichteten). Die Schließung der Friedberger Geburtshilfe scheint nun mit der Unterstützung der Augsburger Uni-Klinik abgewendet. Dadurch ist die Versorgung ab Anfang Mai sichergestellt. Wie es jedoch im April um die Geburtshilfe aussieht, ist noch fraglich. Trotzdem gab es am Ende der knapp zweistündigen Veranstaltung im Aichacher TSV-Re(h)staurant das optimistische Fazit: „Gemeinsam schaffen wir das“.

    Die Vorsitzende der Frauen-Union Iris Eberl bezeichnete die wohnortnahe Versorgung für werdende Mütter und Neugeborene als Grundrecht. Gemeinsam mit den Landtagsabgeordneten Klaus Holetschek und Peter Tomaschko (beide CSU), dem Landesvorsitzenden des Arbeitskreises Gesundheit in der

    Für die Geburtshilfe in Friedberg ist eine Übergangslösung geplant

    Als Mitglied im Ausschuss für Gesundheit und Pflege im Landtag betonte Holetschek vor allem die Maßnahmen der Regierung zum Erhalt einer wohnortnahen Versorgung. Christian Alex stellte den Krankenhausablauf und die Herausforderungen der medizinischen Versorgung von heute in den Mittelpunkt. Als Arzt in der Geburtshilfe weiß Alex aus eigener Erfahrung um die derzeitigen Probleme. Die Situation habe sich in den vergangenen Jahrzehnten massiv verändert, sagte Alex. Die Faktoren für den Wandel seien unterschiedlicher Natur, so sei die Medizin nicht nur weiblicher geworden, was andere Arbeitsbedingungen mit sich bringe, sondern auch der demografische Wandel und die Geburtenzahlen vor dem derzeitigen Geburtenanstieg hätten die Situation verschärft. Aber auch der Mangel an geeigneten Pflegekräften sei ein Grund, weshalb Geburtsabteilungen mancherorts vor massiven Herausforderungen stehen, so Alex. Während Wöchnerinnen früher nach der Geburt bis zu zehn Tage im Krankenhaus blieben, seien heute knapp drei Tage die gängige Aufenthaltsdauer – mit finanziellen Folgen speziell für kleinere Geburtsstationen, betonte der Fachmann.

    Laut Georg Großhauser haben fest angestellte Gynäkologen und Geburtshelferinnen den Vorteil einer besseren Planbarkeit und Sicherstellung einer Versorgung rundum die Uhr. Ab 1. Mai soll dieser Systemwechsel in Friedberg vonstatten gehen. Für April hofft der Landkreis, sich mit den bisherigen Belegärzten und Hebammen auf eine Übergangslösung einigen zu können, um den Betrieb nicht vorübergehend einstellen zu müssen.

    Ohne einen Fortbestand der Friedberger Geburtshilfe müssten werdende Mütter im Wittelsbacher Land künftig mitunter erhebliche Fahrtzeiten in Kauf nehmen. Besucher und Diskussionsteilnehmer waren sich einig: Man wolle nicht hinnehmen, dass es im Landkreis Aichach-Friedberg keine Geburtsstation gebe, obwohl er zu den geburtenstärksten in ganz Bayern zähle. Tomaschko betonte: „Gelöst ist das Thema nur, wenn in Friedberg die Geburtsstation stabilisiert und in Aichach wieder belebt wurde.“

    Gemeinsam für die Geburtshilfe in Aichach: Frauen-Union will lieber allein kämpfen

    Unter den knapp 50 Besuchern waren nicht nur etliche Lokalpolitiker, sondern auch Frauenärzte und Hebammen aus der Region. Auch die ehemaligen Beleghebammen der Aichacher Geburtsstation waren vor Ort. Die Kreissprecherin der Hebammen in Augsburg, Christina Steinocher, verwies darauf, dass aus ihrer Sicht die angestrebte Errichtung der Hauptabteilung nicht unbedingt die beste Lösung sei. Eine Hebamme, die sich für die Mutter und Kind Zeit nehmen könne, sei sehr wertvoll und notwendig. Aus Gesprächen mit Kolleginnen wisse sie, so Steinocher, dass viele von ihnen aus der Festanstellung fliehen. Denn darin stünden Bezahlung und Arbeitspensum nicht im Verhältnis. Ihrer Ansicht nach sei das Festhalten eines Belegsystems in der Geburtsstation Friedberg empfehlenswerter. „Die Geburt ist kein Frauenthema und auch die Hebammen sind kein Frauenthema“, betonte Steinocher. Vielmehr handle es sich um ein gesamtgesellschaftliches Thema. Gesunde Frauen und Kinder seien im Interesse aller, betonte die Sprecherin.

    Am Rande notiert: Die Aichacher SPD-Stadträtin Kristina Kolb-Djoka lud die Frauen-Union erneut ein, sich dem Arbeitskreis „Gegen die Schließung der Geburtsstation im Aichacher Krankenhaus“ anzuschließen. Ihm gehören neben SPD-Organisationen auch die Landkreis-Grünen, die CSU, die ÖDP, die AWO und der Deutsche Hebammen Verband an. Iris Eberl lehnte jedoch erneut eine Teilnahme ab. Sie betonte, das eigenständige Kämpfen um das gemeinsame Ziel würde mehr Energien freisetzen.

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