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Geschichte: Wenn das Hobby zur Sucht wird

Geschichte

Wenn das Hobby zur Sucht wird

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    Die Schlackenreste zeugen von der Verhüttungsanlage, die es bei Mainbach gab. Versteinerte Hölzer gehören zu den Schätzen. Auf seinem Schreibtisch stapeln sich Mappen, in denen Günter Schulz Informationen zusammengetragen hat.
    Die Schlackenreste zeugen von der Verhüttungsanlage, die es bei Mainbach gab. Versteinerte Hölzer gehören zu den Schätzen. Auf seinem Schreibtisch stapeln sich Mappen, in denen Günter Schulz Informationen zusammengetragen hat. Foto: Fotos: Drexler

    Hollenbach-Mainbach In seinem Arbeitszimmer stapeln sich die Mappen. Sie sind mit Flurnamen von Hollenbach oder Haus- und Hofgeschichte betitelt. In einer Mappe liegt die Kopie einer alten Urkunde des Bistums Augsburg. Ganze Ordner füllen die historischen Unterlagen über die Gemeinde

    Dabei hatte der gebürtige Mainbacher während seiner Schulzeit Geschichte eher als ein trockenes Fach empfunden, für das er sich nicht sonderlich begeistern konnte. „Es war sogar eher ein rotes Tuch für mich“, erzählt er heute schmunzelnd. Die 180-Grad-Wende kam auch für ihn überraschend, als er 1984 begann, sich mit den Arbeiten für eine Ortschronik zu befassen. Die sollte in der Festschrift zum 100-jährigen Bestehen der Mainbacher Feuerwehr stehen. Schulz, der Mitglied der

    „Ich bin dann hängengeblieben“, sagt er. Der Mainbacher begann, sich für die Geschichte seines Heimatortes zu interessieren. „Ich wollte dann schon wissen, wie es früher war.“ Am Anfang befasste er sich hauptsächlich mit Mainbach selbst, trug die alten Hausnamen und Flurbezeichnungen zusammen. Im Laufe der Jahre dehnte Schulz sein Interesse auf die ganze Gemeinde aus.

    Einfach war es nicht, denn der gelernte Maurer musste sich alles Wissen selbst erarbeiten. Stunden verbrachte er im Archiv in Augsburg, durchsuchte diverse Bistumsarchive und das Münchener Hauptstaatsarchiv. Ohne Unterstützung von Fachleuten wie Kreisheimatpfleger Rudolf Wagner, Kreisarchivpfleger Helmut Rischert oder der Hilfe von Schulamtsdirektor Alois Lechner, mit dem er sich das Amt des Sprechers im Arbeitskreis teilt, wäre er wohl trotzdem nicht weit gekommen. Er brauchte Hilfe beim Lesen der teilweise mehrere Jahrhunderte alten Unterlagen und jemanden, der ihm die lateinischen Urkunden übersetzte. Alles mögliche hat der 57-Jährige im Laufe der Zeit herausgefunden. Zum Beispiel, dass in Motzenhofen einmal die Burg eines Ortsadeligen gestanden haben muss. „Keine richtige Burg, sondern eher eine doppelstöckige Hütte auf einem Hügel“, sagt Schulz. Übrig ist davon nichts mehr, weil der Hügel bei der Flurbereinigung abgetragen worden war. „Heute wäre die Burg ein Baudenkmal.“ Entdeckt hat der Mainbacher die Informationen darüber bei seinen Recherchen im Thierhauptener Archiv.

    Ähnlich wie im Grubet hätte es auch in Mainbach einmal eine Verhüttungsanlage gegeben, erzählt der 57-Jährige. Von dieser Vergangenheit zeugen die Schlackenreste, die der Amateurheimatforscher immer wieder auf den Feldern rund um seinen Heimatort findet. „Ich habe einige Zentner davon in meinem Keller gesammelt.“ Was er außerdem herausgefunden hat: dass sich auch Historiker irren können. „Einer schreibt vom anderen ab, und so werden auch Fehler immer wieder übernommen.“

    Schulz selbst ist in den letzten Jahren dazu übergegangen, verstärkt über das Internet zu recherchieren. Eine wahre Fundgrube, hat er herausgefunden. „Ganze Urkunden sind dort abgebildet.“ Immer wieder stoße er auf neue Informationen, aus denen er auf Verbindungen schließen könne, sagt der Mainbacher. „Es ist ein schönes Hobby, aber es kann zur Sucht werden.“

    Geplant ist, dass alle die historischen Erkenntnisse, die Schulz gemeinsam mit den Mitgliedern des Arbeitskreises Geschichte zusammenträgt, einmal in einer Chronik veröffentlicht werden. Die gesammelten Unterlagen sollen in einem Raum im Rathaus, den die Gemeinde zur Verfügung stellt, untergebracht werden. Geplant sei, dass auch die Öffentlichkeit Zugang zu diesem Archiv haben soll, so der 57-Jährige.

    Er selber träumt von einer Art kleinem Heimatmuseum. Den geeigneten Ort dafür wüsste er schon: „Die alte Dorfwirtschaft in Hollenbach.“ Ein historisches Gebäude, in dem sich die alten Schätze gut machen würden.

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