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Fridays For Future: Für den Klimaschutz: Aichacher Schüler halten Autos an

Fridays For Future

Für den Klimaschutz: Aichacher Schüler halten Autos an

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    Schüler des Deutschherren-Gymnasiums in Aichach haben am Freitag für mehr Klimaschutz demonstriert. Sie verteilten Zettel an Autofahrer und zogen in einem Demonstrationszug über den Schulhof.
    Schüler des Deutschherren-Gymnasiums in Aichach haben am Freitag für mehr Klimaschutz demonstriert. Sie verteilten Zettel an Autofahrer und zogen in einem Demonstrationszug über den Schulhof.

    Ein roter Audi hält vor der Schule. Ein Schüler in oranger Warnweste geht auf den Wagen zu, klopft an der Scheibe. „Grüß Gott, ich habe einen Zettel für Sie“, sagt er und liest vor: „Warum fahren Sie heute mit dem Auto zur

    Schüler des Deutschherren-Gymnasiums in Aichach demonstrieren am Freitag für mehr Klimaschutz. Sie verteilten Zettel an Autofahrer und fragten sie, warum sie ihre Kinder mit dem Auto zur Schule gebracht haben.
    Schüler des Deutschherren-Gymnasiums in Aichach demonstrieren am Freitag für mehr Klimaschutz. Sie verteilten Zettel an Autofahrer und fragten sie, warum sie ihre Kinder mit dem Auto zur Schule gebracht haben. Foto: Philipp Schulte

    Sie ist eine von vielen Autofahrern an diesem Freitagmorgen, die die Schüler anhalten. Es ist der Tag, an dem die Schülerdemonstrationen für mehr Klimaschutz „Fridays For Future“ – Freitags für die Zukunft – ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht haben. 1600 Demonstrationen in 100 Ländern fanden statt, in Deutschland waren es 200 Demos.

    Fridays For Future: Mit Greta Thunberg hat alles angefangen

    Die Schülerin Greta Thunberg hat die Proteste gegen eine ineffektive Klimapolitik im vergangenen Jahr ausgelöst. Sie setzt sich dafür ein, dass ihr Land Schweden die Pariser Klimaschutzziele einhält. Kritiker besonders aus konservativen Parteien monieren, dass die Schüler die Umwelt als Vorwand nehmen, um die Schule zu schwänzen. Diesem Vorwurf wollten sich die Schüler des Deutschherren-Gymnasiums Aichach nicht aussetzen. Während viele Klassen am Vormittag in die Innenstädte von Großstädten strömten, demonstrierten sie am Freitag eine halbe Stunde vor dem Unterricht. Das P-Seminar für Umweltschutz und Nachhaltigkeit der Jahrgangsstufe Q11, dessen Altersdurschnitt bei 16 Jahren liegt, hatte zu der Demo aufgerufen. Ein Großteil ihrer Mitschüler folgte ihnen.

    „Wir sind jung, wir sind laut, weil Ihr unsere Zukunft klaut“ hallt es über den Schulhof in der Aichach um Viertel nach sieben. Die Schüler hauen auf eine Trommel, blasen in Trillerpfeifen, drehen an Ratschen, halten Plakate hoch. Auf denen steht: „Rettet die Eisbären“, „Neues Traumreiseziel Alaska: Sommer Sonne Strand und Meer“ und „Make Earth Great Again“ (Lass die Erde wieder großartig werden) in Anspielung auf Donald Trumps Spruch „Make America Great Again“. Ein Plakat zeigt die Weltkugel von 2060 mit deutlich weniger Polareis als 2019. Ein anderes Pinguine unter der Sonne.

    Die Rufe scheint der Himmel zu hören. Als der Demonstrationszug zu seiner ersten Runde von mehreren auf dem Schulhof loszieht, hört es auf zu regnen. Immer mehr Schüler des Gymnasiums schließen sich an. Auch Schulleiterin Renate Schöffer ist dabei. Sie ist froh, dass es sich nicht um einen Streik, sondern eine Demonstration außerhalb der Schulzeit handelt.

    Derweil kommen nebenan auf dem Parkplatz Busse und Autos im Minutentakt an. Darunter ist auch eine Mutter aus Dasing, die ihr Kind gerade abgesetzt hat. Warum es nicht mit dem Bus gefahren ist? „Meinem Sohn wird im Bus immer schlecht“, sagt sie. „Er ist dann zwei Stunden nicht arbeitsfähig.“ Den Rückweg fahre er aber mit dem Bus. Dass Schüler sie zur Rede gestellt haben, findet sie gut. Sie mache sich auch viele Gedanken über die Umwelt und Ernährung. Dass sich durch die Proteste etwas ändert, glaubt sie allerdings nicht. „Wirtschaftlichkeit ist immer wichtiger.“

    Eine andere Mutter bringt ihre Tochter, weil sie sonst schon den Bus um 6.45 Uhr von Dasing aus hätte nehmen müssen. Die habe am Donnerstagabend ein Konzert in der Schule gehabt und so länger schlafen können. Außerdem sei sie auf dem Weg zur Arbeit gewesen und brauche das Auto auch tagsüber. Sie sagt, dass sie mit ihrem Diesel insgesamt keinen hohen Verbrauch habe und er damit immer noch ein sinnvolles Fahrzeug sei. Heute sei auch einer von wenigen Tagen, an denen sie ihr Kind zur Schule bringen.

    Aichach-Friedberg: Zu hohe Nahverkehrspreise und schlechte Bus-Anbindungen

    Die Mutter schafft es, die drei Schüler des P-Seminars zu überzeugen. Weil sie sich Zeit nimmt, um zu diskutieren. Es geht um Fahrgemeinschaften, hohe Nahverkehrspreise, schlechte Bus-Anbindungen, unnötige innerdeutsche Flugreisen. „Wir können noch bis heute Abend weitermachen“, sagt sie. Letztlich sei das Auto auf dem Land aber notwendig. Die 56-Jährige ist die Letzte auf dem Parkplatz. Auch auf dem Schulhof ist Ruhe eingekehrt. Die Demo ist um 7:50 Uhr zu Ende, also fünf Minuten, nachdem der Unterricht eigentlich hätte angefangen sollen. Ein bisschen Streik war es dann doch.

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