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Drama im Kreis Neuburg-Schrobenhausen: War ein gemeinsamer Freitod geplant?

Drama im Kreis Neuburg-Schrobenhausen

War ein gemeinsamer Freitod geplant?

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    Die Hütte im Unterstaller Wald. Zahlreiche Menschen strebten gestern an den Ort des Geschehens.
    Die Hütte im Unterstaller Wald. Zahlreiche Menschen strebten gestern an den Ort des Geschehens. Foto: Fotos: Manfred Reichl

    Die Familientragödie am Mittwoch (wir berichteten) im Unterstaller Wald (Landkreis Neuburg-Schrobenhausen) könnte ein geplanter gemeinschaftlicher Freitod von Vater und Sohn gewesen sein. Zu diesem vorläufigen Ergebnis kommen Staatsanwaltschaft und Kripo in Ingolstadt nach der Obduktion der Leiche des 23-Jährigen. Die wies nämlich nur eine einzige Schussverletzung auf. In der ersten Pressemeldung von

    „Anhand des Gesamtbildes der Leiche musste man zunächst davon ausgehen, dass es mehrere Einschüsse gibt“, begründete Leitender Oberstaatsanwalt Dr. Helmut Walter die Diskrepanz zum Obduktionsergebnis. Der unzutreffende erste Eindruck von den Verletzungen ließ darauf schließen, dass ein Mord vorliegen könnte. Doch auch für einen Suizid fehlen zumindest derzeit noch die schlüssigen Beweise. Denn die Staatsanwaltschaft ermittelt auch in Richtung Totschlag gegen den Vater. Es lastet also ein schwerer Verdacht auf ihm.

    Der Vater ist noch nicht ansprechbar

    Bei dem 65-Jährigen aus Sinning handelt es sich um einen Neonazi, der in den vergangenen Jahren mehrfach als solcher aufgefallen war. Im Pöttmeser Ortsteil Echsheim wollte er vor Jahren einen „Runenhof“ realisieren. Der 65-Jährige ist noch nicht vernehmungsfähig. Das wird wohl auch die nächsten Tage so bleiben. Wie gestern weiter bekannt und von Polizeisprecher Ulrich Pöpsel vom Präsidium Oberbayern-Nord bestätigt wurde, feuerte sich der Mann beim Eintreffen der Neuburger Polizei an der Hütte mindestens zwei Kugeln in den Bauch.

    Keine Details gab es zu einem Abschiedsbrief, der inzwischen gefunden wurde. „Wir wissen nicht, ob ihn der Vater oder der Sohn geschrieben hat“, so Pöpsel. Auch über den Inhalt sagen die Ermittler nichts, nur so viel: „Aus dem Abschiedsbrief lässt sich erkennen, dass das Motiv im privaten Bereich liegen dürfte.“ Es gibt viele Fragezeichen in diesem spektakulären Fall. Das sieht auch die Kripo so, die am Donnerstag meldete, dass „trotz der Obduktion der genaue Tathergang noch nicht geklärt ist“. Spekulationen gibt es auch über die Waffe. Für die Kripo scheint inzwischen klar zu sein, dass die Pistole vom Vater stammte, denn sie ermittelt gegen ihn auch nach dem Waffengesetz. Damit scheidet offenbar aus, dass der 23-Jährige Besitzer der Waffe gewesen sein könnte.

    Neue Hinweise erhofft man sich von dem Zeugen, der die Polizeiaktion am Mittwoch ins Rollen brachte. Der Mann führte laut Pöspel zuvor ein Gespräch mit dem Sinninger. Die beiden kennen sich seit langem. Als sich der 65-Jährige verabschiedet hatte, rief der Zeuge sofort die Polizei an und äußerte Befürchtungen, weil sich sein Gesprächspartner ganz anders als sonst verhalten habe. Der Sinninger befand sich offenbar in einer besonderen Stresssituation – warum wohl?

    Die Aufklärung dieses Falles dürfte noch lange dauern. Die Kripo wird in den nächsten Tagen vermutlich keine weiteren Erkenntnisse weitergeben, hieß es am Donnerstag.

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