Auf einem Spargelhof in Inchenhofen (Landkreis Aichach-Friedberg) hat das Gesundheitsamt inzwischen 525 Mitarbeiter auf Covid-19 getestet. 95 Testergebnisse fielen bislang positiv aus. Das teilte eine Sprecherin des Landratsamtes in Aichach am Freitagnachmittag mit. Betroffen ist die Lohner Agrar GmbH, der größte Spargelanbauer in der Region. Aktuell werden dem Gesundheitsamt zufolge alle Kontaktpersonen der Erkrankten ermittelt. Welche Folgen hat der Corona-Reihentest nun für den Ort, den Landkreis oder gar die ganze Region?
Drohen strengere Ausgangsbeschränkungen? In sozialen Medien wird seit Tagen heftig über Einschränkungen spekuliert. Die einen würden am liebsten den Landkreis „abschließen“, andere raten zu Gelassenheit, da sich der Fall auf den Spargelhof beschränken lasse.
Aichach-Friedberg: Zahl der Corona-Fälle in Inchenhofen steigt auf 95
Wie berichtet, waren in den vergangenen beiden Wochen 21 Erntehelfer positiv auf Covid-19 getestet worden. Dem bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit zufolge stieg die Zahl der positiv Getesteten am Mittwoch um 15, am Donnerstag um 41 und am Freitag um weitere 18 Personen auf insgesamt 95 an. Mit 74 Fällen innerhalb der vergangenen sieben Tage reißt der Landkreis damit weiter als einziger in Deutschland den bundesweiten Grenzwert von 50 und erst recht den strengeren bayerischen Grenzwert von 35 Fällen je 100.000 Einwohner.
Der Leiter des Gesundheitsamtes Aichach-Friedberg, Dr. Friedrich Pürner, selbst Epidemiologe, sagte am Freitag: „Die bisherigen Ermittlungen bieten keinen Anhaltspunkt dafür, dass es Auswirkungen auf Inchenhofen gibt.“ Im Moment konzentriere sich das Geschehen punktuell auf den Spargelhof. Die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes seien weiter mit der Auswertung der Testergebnisse beschäftigt. Ein endgültiges Ergebnis liegt Pürner zufolge voraussichtlich am Montag vor.
Auffällig ist nach Angaben des Gesundheitsamtsleiters, dass bislang keiner der Beschäftigten des Spargelhofes – darunter Festangestellte, Saisonarbeiter und Verwaltungsmitarbeiter – Covid-19-Symptome aufwies. Pürner sagt, es sei daher denkbar, dass die Betroffenen die Erkrankung schon vor einiger Zeit durchgemacht haben – möglicherweise bereits vor ihrer Einreise. Nach derzeitigem Stand der Wissenschaft sei nicht sicher, ob die positiv Getesteten ansteckend sind. Denn der Abstrichtest unterscheidet nicht zwischen aktiven und abgestorbenen Viren im Rachenraum.
Erntehelfer von Spargelhof sind zum Teil bereits wieder abgereist
Die Lohner Agrar GmbH hatte die Spargelsaison vorzeitig beendet, nachdem erste positive Testergebnisse von 21 Erntehelfern feststanden. Dem Anwalt des Unternehmens, Dirk Hermann Voß von der Augsburger Kanzlei Scheidle & Partner, zufolge hat das Gesundheitsamt keine Schließung des Betriebs angeordnet. Derzeit würden auf den Feldern letzte Aufräumarbeiten erledigt und die Folien entfernt. Die positiv getesteten Mitarbeiter sowie direkte Kontaktpersonen befänden sich getrennt voneinander in firmeneigenen Wohnungen in Quarantäne. Die negativ getesteten Erntehelfer, die nicht als enge Kontaktperson von Infizierten gelten, seien zum Teil bereits wieder zurück in ihre Heimat nach Rumänien gereist.
Das Gesundheitsamt hatte wiederholt das Konzept des Inchenhofener Spargelhofes gelobt. Dessen Betreiber hätten alle Empfehlungen umgesetzt, darunter zum Beispiel eine strikte Aufteilung der Mitarbeiter in Kleingruppen. Auch die Maßnahmen während der Quarantäne für knapp 50 Kontaktpersonen der 21 zunächst positiv getesteten Erntehelfer seien eingehalten und überwacht worden.
Schulbetrieb in Inchenhofen soll normal weiterlaufen
Im Inchenhofener Gemeinderat kam in dieser Woche die Diskussion auf, ob sich die Testergebnisse auf den Schulbetrieb auswirken könnten. Auch in Inchenhofen beginnt am Montag wieder der Präsenzunterricht für alle Klassen, nachdem bislang ausschließlich Erst- und Viertklässler in die Schule kommen durften. Der Leiter des Gesundheitsamtes ging am Freitag davon aus, dass der Schulbetrieb am Montag normal starten kann.
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