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Denkmaltag: Alte Dachstühle und Tobzellen

Denkmaltag

Alte Dachstühle und Tobzellen

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    Schuhe aus hieß, es für alle, die in den ersten Stock des Bauernhauses wollten.
    Schuhe aus hieß, es für alle, die in den ersten Stock des Bauernhauses wollten.

    Aichach-Friedberg Beide Gebäude haben schon locker jeweils 100 Jahre und mehr auf dem Buckel. Eines, ein ehemaliges Bauernhaus in Igenhausen (Gemeinde Hollenbach), steht heute unter Denkmalschutz. Das andere, das ehemalige städtische Krankenhaus in Aichach, wurde nie in die Liste der denkmalgeschützten Gebäude aufgenommen. Heute beherbergt es das Stadtmuseum. Beide Gebäude konnten gestern am Tag des offenen Denkmals besichtigt werden.

    In Igenhausen geben sich die Besucher die Klinke in die Hand. „Ich war noch nie in dem Haus, aber ich kannte die frühere Besitzerin“, sagt Sabine Brindl. „Die war ein Original“, ergänzt Rita Katzenschwanz. Die beiden Hollenbacherinnen waren deshalb neugierig, was die neuen Besitzer, die Familie Fuß, aus dem ehemaligen Bauernhaus gemacht haben. Nach dem Tod der früheren Besitzerin hatte das Haus drei Jahre leer gestanden, bevor die Familie es gekauft hat. Auf Fotos im ehemaligen Stall können sich die Besucher einen Eindruck davon verschaffen, wie es damals aussah. „Wir mussten zuerst einmal alles ausräumen“, erzählt Hanna Fuß. Seit rund einem halben Jahr wohnt die Familie in dem Haus. Eineinhalb Jahre lang hatten sie vorher intensiv renoviert.

    Beim Innenputz sei fast alles gleich geblieben, erzählt Richard Bachmeir, ein Bruder des Hausherrn. Die Familienmitglieder hatten nicht nur alle beim Renovieren kräftig mitgeholfen, sondern teilen sich auch die Führungen der Besucher durch das Haus. Die Gäste erfahren, dass so viel wie möglich von dem alten Material wieder verwendet worden war. Die Fenster im Erdgeschoss sind noch original erhalten, die im ersten Stock neu. Neu sind auch die Dachgauben, die Familie Fuß in Absprache mit dem Denkmalamt bauen durfte.

    Auf Antrag der Familie hatte das Amt das Bauernhaus, das schätzungsweise aus dem ausgehenden 17. Jahrhundert stammt, in die Denkmalliste mit aufgenommen. Ausschlaggebend waren dafür der Aufbau des Dachstuhls und dass es sich bei dem Hof noch um ein für die Region typisches ganzes Ensemble handelte. „Wir haben von dem Amt sehr viel Unterstützung erfahren“, sagt Hanna Fuß. Sie seien auf Fortbildungen geschickt worden und Handwerker wären da gewesen, die ihnen Tipps gegeben hätten. Deshalb hatten sie sich auch bereit erklärt, ihr neues Heim am Tag des offenen Denkmals der Öffentlichkeit zu zeigen.

    Sehr viel ruhiger ging es dagegen gestern im Stadtmuseum in Aichach zu. Nur eine Handvoll Besucher ließ sich von Architekt und Museumsführer Hermann Plöckl die Geschichte des ehemaligen städtischen Krankenhauses erzählen. Bis zur Schließung 1967 waren in dem Krankenhaus, das 1864 in Betrieb genommen wurde, noch Kinder zur Welt gekommen. „Auch mein ältester Sohn ist noch hier geboren“, sagt Plöckl. Er selber sei auch einmal als Patient ambulant behandelt worden. Damals hatte das Krankenhaus allerdings schon diverse An- und Umbauten hinter sich. Das Foyer etwa, in dem die Führung begann, war ursprünglich noch freie Natur. Erst in den 50er-Jahren war das Gebäude nach und nach angebaut worden. „Bei der Sanierung haben wir versucht, so viel wie möglich wieder herauszuholen“, sagt Plöckl.

    Als besonders interessant beschreibt er die Technik, mit der die damaligen Baumeister versuchten, der aufsteigenden Feuchtigkeit im Mauerwerk Herr zu werden. Bei den Sanierungsarbeiten hätten sie eine mehrere Zentimeter dicke Schicht Sägemehl im Ziegelfundament entdeckt. „Unwahrscheinlich, wie findig die Handwerker waren“, sagt der Architekt. Denn es fand sich tatsächlich keine Feuchtigkeit in den Wänden. Weshalb bei der Sanierung diese Art der Isolierung auch beibehalten wurde.

    Plöckl demonstriert den Besuchern, wie beengt die Patienten früher in den Krankenzimmern untergebracht waren und wo sie Platz für ihre Kleidung hatten. Ein interessantes Detail hat er sich für den Abschluss der Führung aufgehoben, wo er den Besuchern auf einem alten Plan den Grundriss des Krankenhauses mit der sogenannten Tobzelle zeigt. „Eine interessante Therapieform“, meint er schmunzelnd. Denn der Tobstuhl, der im Depot steht, hätte kaum Spielraum zum Toben gelassen. "Bericht Seite 10

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