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Coronavirus: AWO rätselt, warum in Aichach 17 Heimbewohner gestorben sind

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AWO rätselt, warum in Aichach 17 Heimbewohner gestorben sind

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    Die schwäbische AWO fordert regelmäßige und flächendeckende Corona-Tests in Seniorenheimen.
    Die schwäbische AWO fordert regelmäßige und flächendeckende Corona-Tests in Seniorenheimen. Foto: Hendrik Schmidt, dpa

    17 Bewohner des Aichacher AWO-Seniorenheims sind an oder mit Covid-19 gestorben. Wie berichtet, erhob der Leiter des Gesundheitsamts in Aichach, Dr. Friedrich Pürner, in der Folgezeit schwere Vorwürfe an die Heimleitung. Diese hätte die Ausbreitung verhindern können, sagt er. Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) selbst beteuerte stets, es habe keine gravierenden Fehler im Bereich der Infektionshygiene gegeben.

    Am Dienstag forderte die schwäbische AWO in einer Mitteilung regelmäßige und flächendeckende Reihentests in allen stationären Pflegeeinrichtungen. Zudem müsse geklärt werden, warum fast alle Todesfälle in den schwäbischen AWO-Heimen in Aichach aufgetreten sind.

    Coronavirus: Mehrere Todesfälle in AWO-Heimen in Aichach und Kempten

    Die AWO betreibt in Schwaben 25 Seniorenheime. Nur in zwei Häusern starben Bewohner mit oder am Corona-Virus, wie AWO-Vorsitzender Heinz Münzenrieder erläutert: „Wir hatten in zwei unserer Einrichtungen (Aichach und Kempten) insgesamt 18 Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19 zu beklagen. Dies ist weit mehr als im gesamten Stadtgebiet Augsburg.“ Neben dem Leid der Angehörigen sei auch die Belastung der Mitarbeiter enorm. Die schwere Arbeit müsse sich in einer Neuorientierung bei tarifvertraglichen Regelungen niederschlagen.

    Die vom Bundesgesundheitsministerium erlassene Verordnung zu Covid-Testungen geht laut Münzenrieder in die richtige Richtung, aber nicht weit genug. Leider würden die von Wohlfahrtsverbänden geforderten regelmäßigen und flächendeckenden Reihentestungen in stationären Pflegeeinrichtungen – etwa alle zwei bis drei Wochen – nicht eingeführt. Vorgesehen ist nur ein stichprobenartiges Verfahren, sofern keine Verdachtsmomente vorliegen. Stichprobentests seien aber unzureichend, weil das Ansteckungsrisiko hoch bleibe und Lockerungen bei den Besuchsregeln in den Heimen dringend nötig seien.

    Darüber hinaus fordert die AWO dem ihrer Ansicht nach bislang nicht hinreichend geklärten Phänomen nachzugehen, warum es in Schwaben in wenigen Häusern mehrerer Träger konzentrierte Todesfälle gab. Münzenrieder betont: „Wir können es uns beispielsweise heute noch nicht erklären, dass – obwohl alle unsere 25 Häuser in etwa gleich organisiert sind – die bedauernswerten Todesfälle fast alle in unserer Einrichtung in Aichach aufgetreten sind.“ Pürner hatte dem Heim vorgeworfen, nicht alle nötigen Schutzmaßnahmen ergriffen zu haben. Deshalb hätten sich immer mehr Mitarbeiter und Bewohner angesteckt.

    Corona-Reihentest lässt Schlüsse zu

    Die später durchgeführte Reihentestung und frühere Tests im AWO-Heim ergaben laut Pürner, dass sich über die Hälfte der rund 60 Bewohner infiziert hat. Von über 90 Mitarbeitern wurden 24 positiv getestet. Ein Mitarbeiter war die erste Person im Heim, die Mitte März Symptome zeigte. Es wird vermutet, dass diese erste Person weitere Mitarbeiter und erste Bewohner angesteckt hat. Pürner hat dem Heim vorgehalten, dass kranke Mitarbeiter weiter zur Arbeit gegangen seien. Die AWO hatte in einer früheren Mitteilung auf die angespannte Personallage verwiesen, da zeitweise über 30 Mitarbeiter erkrankt oder in Quarantäne gewesen seien.

    Aufgrund der auch künftig nicht auszuschließenden großen Gefahren warnt Münzenrieder vor übertriebener Sparsamkeit des Bundes und fordert dringend regelmäßige und flächendeckende Tests in Seniorenheimen. (mit nsi und hku)

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