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Aichach: Corona-Toter: Kriminalpolizei durchsucht AWO-Heim in Aichach

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Corona-Toter: Kriminalpolizei durchsucht AWO-Heim in Aichach

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    Das AWO-Heim in Aichach bekam am Donnerstagvormittag Besuch von der Kriminalpolizei. Zwölf Beamte rückten mit einem Durchsuchungsbeschluss an.
    Das AWO-Heim in Aichach bekam am Donnerstagvormittag Besuch von der Kriminalpolizei. Zwölf Beamte rückten mit einem Durchsuchungsbeschluss an. Foto: Erich Echter

    Das AWO-Heim in Aichach hat am Donnerstag unangekündigten Besuch von der Kriminalpolizei bekommen. Ein Dutzend Beamte erschien dort am Vormittag, wie ein Sprecher der Kripo am Nachmittag auf Nachfrage unserer Redaktion bestätigte. Im Gepäck hatten sie einen Durchsuchungsbeschluss des Amtsgerichts Augsburg. „Unter Beachtung der Hygienevorschriften“, so der Sprecher, hätten die Beamten das Heim betreten. Sie blieben circa vier Stunden lang – von 9 bis 13 Uhr. Wie der AWO-Bezirksverband in einer Mitteilung bestätigte, sahen die Beamten Akten ein, nahmen sie zum Teil mit und führten Befragungen durch.

    17 Bewohner des Aichacher AWO-Heims starben während Corona-Pandemie

    Die Aktion steht im Zusammenhang mit der Strafanzeige einer Angehörigen eines verstorbenen Heimbewohners. Er hatte mehrere Jahre in dem Seniorenheim gelebt und war im Alter von 82 Jahren gestorben. Zuvor hatte er sich mit dem Coronavirus infiziert. Er war einer von 17 Bewohnern des Heims, die im Zuge der Corona-Pandemie starben. Dem Gesundheitsamt Aichach-Friedberg zufolge waren laut den Totenscheinen elf Bewohner an Covid-19 gestorben und sechs weitere mit Covid-19 – bei letzteren lag also eine Infektion vor, war aber nicht die Todesursache. Die Angehörige des 82-Jährigen hatte im Mai Anzeige wegen fahrlässiger Tötung erstattet. Seitdem ermittelt die Kripo.

    Michael Nißl von der Staatsanwaltschaft Augsburg bestätigte am Donnerstagnachmittag, „dass heute ein Durchsuchungsbeschluss vollzogen wurde“. Es seien Unterlagen, „insbesondere Kranken- und Pflegeunterlagen sichergestellt“ worden. Die Sicherstellung habe der Überprüfung eines Anfangsverdachts gegen Unbekannt wegen fahrlässiger Körperverletzung und gegebenenfalls fahrlässiger Tötung sowie zur Überprüfung gedient, ob überhaupt ein Fremdverschulden gegeben sei, so Nißl weiter.

    Gesundheitsamt Aichach-Friedberg erhob schwere Vorwürfe gegen AWO

    Die AWO äußerte sich überrascht über die Durchsuchungsaktion: „Die uns bekannten staatsanwaltschaftlichen Vorermittlungen in Sachen der Todesfälle im AWO-Seniorenheim Aichach nach Strafanzeige einer Angehörigen in einem einzigen Todesfall gegen Unbekannt haben nun für uns alle überraschend dazu geführt, dass heute die Kriminalpolizei vor Ort [...] erschienen ist“. Vorstand Wolfgang Mayr-Schwarzenbach betont in der Mitteilung, „dass wir die polizeilichen/staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen zur Aufklärung der Sache für sehr zweckdienlich erachten und diese in jeder Hinsicht unterstützten und weiter unterstützen“.

    Wie berichtet, hatte der Leiter des Gesundheitsamts, Dr. Friedrich Pürner, dem AWO-Heim mehrfach schwere Versäumnisse vorgeworfen.So seien nicht nur Grundregeln der Infektionshygiene verletzt, sondern anfangs auch die Meldepflicht bei mehreren Verdachtsfällen nicht eingehalten worden. Als Mitarbeiter des Amtes ins Heim fuhren, habe es sowohl an diesem Tag als auch bei weiteren Ortsterminen zahlreiche Mängel gegeben. Pürner sagte, an das Heim gerichtet: Die Entwicklung dort „hätte man Ende März, Anfang April stoppen können, wenn man die richtigen Maßnahmen ergriffen hätte“.

    AWO-Bezirksverband erneuert Kritik an Gesundheitsamt Aichach-Friedberg

    Die AWO ihrerseits wies die Vorwürfe wiederholt zurück. Sie kritisierte das Gesundheitsamt dafür, erst im Aprill einen Reihentest aller Mitarbeiter und Bewohner vorgenommen zu haben. Insgesamt über die Hälfte der rund 60 Bewohner und 24 von über 90 Mitarbeitern hatten sich dem Gesundheitsamt zufolge mit dem Coronavirus infiziert.

    Die AWO erneuerte am Donnerstag ihre Kritik an Pürner und sprach von einer „fehlgeleitete[n] Einschätzung zur Sache“ des Amtsleiters. Sie unterstrich ihre Forderung nach einer öffentlichen Expertengruppe zur Aufklärung der Ausbreitung des Virus vor allem in ihrem Aichacher Heim. Dort habe sich die Lage „inzwischen ja sehr beruhigt“. Allen Bewohnern gehe es gut, die Quarantäne im Haus sei aufgehoben. Es gebe keine Erkrankten mehr und ein neuerlicher Reihentest habe nur negative Befunde erbracht.

    Lesen Sie dazu auch unseren aktuellen Kommentar Durchsuchung ist ein Paukenschlagsowie

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