Die Zahl der Corona-Infizierten im Landkreis ist auf neun Menschen gestiegen. Das teilte das Landratsamt am Freitag mit. Mehr als 50 Menschen befinden sich derzeit in Quarantäne. Alle Schulen und Kindergärten im Landkreis Aichach-Friedberg bleiben ab Montag geschlossen. Auch die Sportstätten an Schulen des Landkreises haben ab Montag bis auf Weiteres zu. Dazu gehören Sporthallen, Freisportanlagen und das Hallenbad in Aichach.
Die bevorstehenden Schulschließungen sorgten am Freitag für viele Anrufe im Schulamt. Schulamtsdirektorin Ingrid Hillenbrand sagte am Vormittag: „Wenigstens ist nun geklärt, dass die Schulen zu sind. Für uns ist wichtig, dass die Eltern Klarheit haben.“
Unterricht wird vorerst bis zum Ende der Osterferien eingestellt
Da waren am Schulamt noch keine Details bekannt, wie weiter verfahren wird, was Notgruppen und digitale Lerneinheiten sowie Regelungen für Abschlussschüler angeht. Man warte auf Genaueres aus dem Kultusministerium, so Hillenbrand. Sie riet Eltern, sich auf Internetseite des Kultusministeriums zu informieren. Dort hieß es am Nachmittag, der Unterricht an den Schulen werde bis Ende der Osterferien am Sonntag, 19. April, eingestellt.
Am Gymnasium Friedberg unterrichten die Lehrer ihre Schüler über die Online-Lernplattform Medis. Falls diese überlastet ist, will die Schule Informationen über das Elternportal schicken und notfalls über die Schul-Cloud via E-Mail. Alle Schüler bekamen am Freitag einen Brief in die Hand gedrückt, berichtet Schulleiterin Ute Multrus.
Was bedeuten Schulschließungen für Abiturienten?
Ein besonderer Fall sind die Abiturienten. Für sie fand am Freitag eine Versammlung in der Pause statt. Das Abi beginnt am 30. April; laut Multrus ist der Lehrstoff bereits durch, die Schüler bereiten sich schon auf die Prüfungen vor – nun eben daheim. Sie habe an die Eigenverantwortung der jungen Leute appelliert, sowohl was das Lernen anbelangt, aber auch das Sozialverhalten – sprich Partys oder Ausgehen.
Eine Matheklausur in der Q12 steht kommende Woche an – und wird geschrieben. Laut Multrus werden die Schüler so weit voneinander in großen Räumen verteilt, dass keine Ansteckungsgefahr besteht. Dasselbe gelte für Nachholschulaufgaben. Und das Abitur? „Wir gehen davon aus, dass es stattfindet“, sagt die Schulleiterin.
Risikoanalysen im Landkreis Aichach-Friedberg
Die Abteilung Öffentliche Sicherheit des Landratsamts wird diese Risikoanalysen dann bewerten und den Veranstaltern rechtzeitig mitteilen, ob die Veranstaltung stattfinden kann oder nicht. Sollte die Veranstaltung stattfinden können, so wird das Landratsamt Auflagen festsetzen wie zum Beispiel:
- Namentliche Erfassung aller Teilnehmer inklusive Anschrift, E-Mail-Adresse und Telefonnummer
- Pflicht zur Aufstellung von Hinweisschildern über die Gefahren des Coronavirus (z. B. die Empfehlungen des RKI zum Umgang mit Großveranstaltungen).
- Pflicht zur Aufstellung von Desinfektionsmittelspendern.
Für Veranstaltungen mit weniger als 500 Teilnehmern, die laut Bayerischer Staatsregierung nach Entscheidung jedes Veranstalters stattfinden können, regt das Landratsamt ausdrücklich an, dass die Veranstalter die oben genannten Auflagen ebenfalls einhalten.
Zahlreiche Vereine und Organisationen haben ihre Absagen bereits verschickt.
Alexandra Stehmann hat angesichts der Schulschließungen Bedenken. Ihre vier Kinder sind im Alter zwischen sieben und 13, die jüngeren gehen an die Grundschule Friedberg-Süd. Sie wundert sich, wie die Kinder den Stoff aufholen sollen. Die Schließung für fünf Wochen findet sie zu lang. Sie kann ihre Kinder betreuen, weil sie zu Hause ist, fragt sich aber: „Was machst du fünf Wochen lang mit den Kindern?“
Manche Schulen haben schon konkrete Pläne, um Zeit zu überbrücken
Rektorin Ruth Kotzian und Konrektorin Janina Würtele setzen darauf, der Situation „mit maximaler Transparenz zu begegnen“, damit die Eltern der 290 Schüler der Grundschule Friedberg-Süd wissen, was auf sie zukommt. Bis jetzt laufe das gut und es gibt konkrete Pläne, wie die fünf Wochen überbrückt werden sollen. Die Schule hat ein Onlineportal, auf diesem werden sowohl Informationen für die Eltern als auch Lernmaterialien für die Schüler bereitgestellt. Die Kinder sollen dort jeden Tag neue Aufgaben finden, mit denen sie lernen können. Kotzian und Würtele raten den Eltern, sich regelmäßig auf der Internetseite der Grundschule zu informieren. Ein großes Problem sei, dass sich die Lage täglich ändert.
Was das Lernen von zu Hause via Internet angeht, sieht Fritz Maya vom Asylkreis Obergriesbach Schüler aus Flüchtlingsfamilien stark benachteiligt. In den vom Landkreis betreuten Asylunterkünften gebe es nach wie vor keinen Internetanschluss, kritisiert er. Obwohl die Familien ihn bezahlen würden. Es fehle an der Genehmigung des Landratsamts, so Maya.
Notgruppen nur für Kinder von Eltern in „systemkritischen“ Berufen
Auch die Kitas bleiben ab Montag zu. Der Kinderheimverein Friedberg ist mit sechs Kitas einer der größten Träger im Landkreis. Leiter Richard Schulan zufolge haben die Eltern verständnisvoll reagiert. Wie auch Schulen bis einschließlich der 6. Klasse bieten die Friedberger Kindertagesstätten Notgruppen an – aber nur für Kinder, bei denen beide Eltern in systemkritischen Berufen arbeiten: Dazu zählen Gesundheitsversorgung, öffentliche Sicherheit und Ordnung sowie öffentliche Infrastruktur wie Kommunikation, Wasser/Energie und ÖPNV. Wie der Arbeitsausfall für Mitarbeiterinnen geregelt wird, kann Schulan noch nicht sagen. Vorläufig setzt er auf pragmatische Regelungen, alles andere hofft er in der nächsten Woche klären zu können. Für Lehrer gilt laut Ministerium Dienstpflicht.
Für Krankenhäuser, Senioren- und Pflegeheime hat die Bayerische Staatsregierung am Freitag das Besuchsrecht eingeschränkt. Die Kliniken an der Paar mit den Häusern in Aichach und Friedberg bitten in einer Mitteilung dringend darum, ab sofort von Patientenbesuchen abzusehen und sie auf das absolut Notwendige zu beschränken. Zudem wurden alle im und vom Krankenhaus geplanten Veranstaltungen abgesagt. Das betrifft auch den Infoabend der Hebammen am Montag, 30. März, in Friedberg. Möglicherweise gelte ab Montag ein bayernweites Betretungsverbot für Kliniken, so die Kliniken an der Paar.
Landratsamt Aichach-Friedberg schränkt Besucherverkehr an
Auch das Landratsamt schränkt ab Montag den Kundenverkehr ein. Bürger sollen nur für wirklich notwendige Erledigungen ins Amt kommen. Es wird angeraten, möglichst per Telefon oder Mail mit den Mitarbeitern zu kommunizieren. Falls der Besuch im Landratsamt unumgänglich sei, solle ein Termin mit dem Sachbearbeiter vereinbart werden. An der Pforte ist ab Montag eine Eingangsschleuse installiert.
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