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Wahlanalyse: CSU-Achterbahnfahrt im Stimmkreis Aichach-Friedberg

Wahlanalyse

CSU-Achterbahnfahrt im Stimmkreis Aichach-Friedberg

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    Die Wahlbeteiligung im Landkreis Aichach-Friedberg ist deutlich gestiegen.
    Die Wahlbeteiligung im Landkreis Aichach-Friedberg ist deutlich gestiegen. Foto: Symbolfoto: Matthias Becker

    Wer in diesem Jahrtausend als CSU-Direktkandidat für den Landtag im Stimmkreis Aichach-Friedberg antritt, der muss sich an einem Wahlsonntag auf eine wilde Achterbahnfahrt gefasst machen: Schiltberg (-16,1), Todtenweis (-15,2), Affing (-14,3) – das sind nicht die Temperaturstürze nach einem überraschenden Wintereinbruch im Goldenen Oktober, sondern die Verluste von Peter Tomaschko in Prozentpunkten gegenüber der Wahl 2013 in seinem Stimmkreis. Seine damaligen Stimmenzuwächse gegenüber 2008 waren aber auch zweistellig: Merching (+23), Steindorf (+17), Schiltberg (+12). Denn sein Vorgänger Reinhard Pachner musste nach dem erzwungenen Stoiber-Rücktritt vor zehn Jahren noch ganz andere Abstürze in die politische Eiszeit verkraften: Merching (-33), Schiltberg (-30), Steindorf (-30), Baar (-28), Todtenweis (-28). Und davor lag der Erdrutschsieg der Christsozialen mit Zweidrittelmehrheit 2003.

    Peter Tomaschko kommt in keiner Kommune auf absolute Mehrheit

    Auch der Landtagsabgeordnete aus Merching muss mit dem Auf und Ab leben. Vor fünf Jahren fuhr er in 22 von 24 Landkreisgemeinden (auch in Aichach und Friedberg) mehr als 50 Prozent der Stimmen ein. Nur in den Siedlungsschwerpunkten an der Bahnlinie nach München (Kissing und Mering) musste er sich damals mit Ergebnissen mit einer „4“ an der ersten Stelle zufriedengeben. Diesmal kommt er in keiner einzigen Kommune auf die absolute Mehrheit. Nur ein einziges mal an diesem Wahlabend wirft der Beamer im Landratsamt in Aichach die magische Zahl 50 an die Wand. Bei den Zweitstimmen kommt die CSU in Sielenbach auf exakt 50,0 Prozent. Was Peter Tomaschko und Listenkandidat Manfred Losinger nicht nur richtig freut, sondern sogar zu einem kleinen und gedämpften Jubelausbruch motiviert.

    Simone Strohmayr verliert drei Fünftel ihrer Wähler

    Zu so einer Gefühlsregung wäre SPD-Kreisvorsitzender Bernd Bante an diesem Abend im Landratsamt selbst bei bestem Willen nicht in der Lage gewesen. Von der anwesenden politischen Konkurrenz gab es zum Ergebnis der Genossen weder Häme noch Mitleid, sondern die ehrlich gemeinte Einschätzung: „Das hat Simone Strohmayr nicht verdient.“ Seit 15 Jahren ist sie Abgeordnete: Am Sonntag hat sie noch 7,6 Prozent bekommen und damit drei Fünftel ihrer Wähler verloren. Selbst in ihrer Hochburg Kissing kommt sie nur noch auf knapp elf Prozent (2013: 26) – das ist jetzt ihr einziges zweistelliges Ergebnis im Wittelsbacher Land. In 14 von 24 Kommunen schafft die SPD nicht mal mehr die Fünf-Prozent-Hürde.

    Dagegen ist Johannes Hatzold, Direktkandidat der Freien Wähler, nahezu ohne Wahlkampf fast durchgängig zweistellig unterwegs. In Baar kommt er fast auf 20 Prozent. Gleiches gilt für Josef Settele von der rechtspopulistischen AfD. In 22 von 24 Kreiskommunen holt er mehr als zehn Prozent und in zwei liegt er knapp darunter. Seien besten Ergebnisse: Zuhause in Aindling (15,4 Prozent) und im benachbarten Todtenweis (16,7 Prozent).

    Wahlbeteiligung steigt deutlich

    Die Wahlbeteiligung ist im ganzen Landkreis deutlich gestiegen. 76,6 Prozent der Wahlberechtigten gingen an die Urnen. Das sind nicht nur 9,5 Prozentpunkte mehr als 2013, sondern auch Beteiligungen an der Landtagswahl wie zuletzt in den 80er Jahren. Die fleißigsten Wähler wohnen in den eher kleinen Kreiskommunen: In Steindorf (83,5 Prozent), Ried (81,6), Obergriesbach (82,2), Schiltberg (80,3) oder Sielenbach (80,3) gaben überdurchschnittlich viele Bürger ihre Stimmen ab. Geradezu sensationell mit 93,7 Prozent ist die Wahlbeteiligung in Adelzhausen. In Wählern: Von 1122 Stimmberechtigten der Autobahn-Kommune haben 1051 auch gewählt. Am „wahlfaulsten“ im Kreis ist dagegen fast schon traditionell der Aindlinger: Mit 68 Prozent sind das über 25 Prozentpunkte weniger als in Adelzhausen.

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