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Bürgerforum in Aichach: Entwicklungshilfe hat viele Gesichter

Bürgerforum in Aichach

Entwicklungshilfe hat viele Gesichter

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    Bei seinem Besuch in Aichach nahm sich der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Dr. Gerd Müller, am Rande der Bürgerforums-Veranstaltung "Eine Welt - unsere Verantwortung" auch Zeit, sich im Foyer des Pfarrzentrums mit Besuchern aus Nigeria über deren Probleme in ihrer Heimat zu unterhalten.
    Bei seinem Besuch in Aichach nahm sich der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Dr. Gerd Müller, am Rande der Bürgerforums-Veranstaltung "Eine Welt - unsere Verantwortung" auch Zeit, sich im Foyer des Pfarrzentrums mit Besuchern aus Nigeria über deren Probleme in ihrer Heimat zu unterhalten. Foto: Manfred Zeiselmair

    Deutschland unternimmt große Anstrengungen, um den Menschen in den Entwicklungsländern zu einem besseren Leben zu verhelfen. Darauf wies Gerd Müller (CSU) am Freitag bei einem Besuch in Aichach hin. Der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung erklärte beim Bürgerforum „Eine Welt – unsere Verantwortung“ in seinem Vortrag: „

    Der Minister dankte den vielen Organisationen aus der Region für ihr Engagement auf diesem Gebiet. Entwicklungshilfe hat eben viele Gesichter, bisweilen sind sie ausgesprochen traurig, wie man den verschiedenen Beiträgen entnehmen konnte.

    60 Millionen Menschen befinden sich weltweit auf der Flucht, berichtete Peter Tomaschko. Der CSU-Landtagsabgeordnete betonte, Bayern gebe jährlich 1,5 Milliarden Euro aus für Flüchtlinge, „dreimal so viel wie für den Straßenbau“. Er forderte dazu auf, sich in Krisen- und Armutsregionen zu engagieren, „um die eigentlichen Fluchtursachen zu bekämpfen“. Außerdem sagte Tomaschko: „Deutschland ist Weltmarktführer, was Hilfe für andere Länder betrifft.“

    Diese Organisationen und Privatleute aus dem Landkreis unterstützen Entwicklungsländer

    In der Region setzen sich viele Organisationen für Menschen in Entwicklungsländern ein. Einige stellten sich und ihre Arbeit beim Bürgerforum in Aichach vor.

    Tobias Lutz aus Wulfertshausen (Friedberg) präsentierte den Verein Ubuntu (übersetzt: Menschlichkeit). Er ist in Westkenia aktiv, wo die Lebenserwartung nicht zuletzt deshalb bei 48 Jahren liegt, weil drei von vier Menschen dort HIV-positiv sind. Wie Lutz darlegte, will man Kindern den Besuch von Schulen ermöglichen, außerdem sollen sie dort Essen bekommen.

    Mit drastischen Worten schilderte Aenne Rappel von der Jemenhilfe die Lage in Jemen: „Es ist grauenvoll, die Flughäfen sind zerstört, dieses Jahr wird es keine Ernte geben.“ Der Krieg habe dazu geführt, dass keine Uni mehr in Betrieb ist und dass die Versorgung mit Wasser, Benzin, Strom, Mehl und Gas am Boden liegt. Dennoch komme Hilfe aus Aichach nach wie vor an. „Ich frage Sie, Herr Minister, was tut Berlin?“ Später unterhielt sich Müller unter vier Augen mit ihr.

    Nikolas Haller, 21-jähriger Medizinstudent aus Friedberg, stellte das Projekt Matumaini (Hoffnung) in Kenia vor: „Wir unterstützen Wertstoffsammler mit Handschuhen und Schutzkleidern.“ Außerdem greift man Waisenkindern und einer Klinik in Nairobi unter die Arme.

    Georges Mengoue aus München arbeitet hier als Zahnarzt. Im Osten von Kamerun kümmert er sich um die medizinische Versorgung der Bevölkerung. Außerdem besteht eine Kooperation mit einer Zahntechnikerschule, die Fachkräfte ausbilden soll.

    Ein Verein aus dem Wittelsbacher Land unterstützt Ausgrabungen in Ägypten. Auf diese Weise werden 300 Arbeiter vor Ort beschäftigt und erhalten eine Ausbildung.

    Der Verein zur Förderung des internationalen Wissensaustausches sorgt dafür, dass Dozenten ihr Wissen in Entwicklungsländern vermitteln. Beispielsweise in Burkina Faso, Mosambik und Kamerun unterweisen sie die Bevölkerung in den Themen Wasserkraft, Wasserbau und Hydraulik.

    Vor einem Jahr wurde der Verein Hakuna Matata gegründet, den Margit Straka leitet. Die Schulbildung in Kenia soll ausgebaut werden. Es wurde ein Grundstück erworben, nun laufen die Vorarbeiten für den Bau einer Schule.

    Der Missionskreis Aichach, für den Judith Ettner sprach, setzt sich ebenfalls für Schulen und berufliche Ausbildung ein.

    Die Pallottiner aus Friedberg sind bekannt dafür, dass sie in fernen Ländern als Missionare tätig sind. Wichtig ist ihnen daneben auch die berufliche Perspektive der jungen Generation.

    Humanitas Aichach kümmert sich auch um Roma-Siedlungen in Rumänien. Lieselotte Pfundmair-Bischof berichtete, dass diese Menschen ein tristes Dasein fristet.

    Eine Verschwendung von öffentlichen Mitteln in der Mongolei beklagte eine Rednerin aus Mering, die Otgonbayar San, eine Stiftung in Ulan Bator, vertritt. Es werde eine falsche Strategie angewendet.

    Auch die Bundeswehr ist in Afrika im Einsatz. Ein Oberstleutnant der Pioniere in Ingolstadt führt vier Beratergruppen, die Projekte in Mali, Senegal, Ghana und Nigeria betreuen. Ihr Ziel lautet: Frieden und Sicherheit. Es gehört zum Programm, Menschen aus diesen Ländern nach Deutschland zu holen, wo sie etwa im Brunnenbau ausgebildet werden, ehe sie in ihre Heimat zurückkehren. (jeb)

    Iris Eberl, für die CSU im Bundestag, erklärte die Beweggründe, warum die Frauen-Union Aichach-Friedberg ihrer Partei das Pfarrzentrum St. Michael ausgesucht hatte für das Bürgerforum: „Hier geht es um Menschenschicksale, das passt nicht in ein Gasthaus.“ Über 150 Besucher bekundeten ihr Interesse an diesem Thema.

    Müller brachte in seiner Rede immer wieder zum Ausdruck, dass er seinen Einsatz für die Entwicklungsländer keinesfalls als Job betrachtet, sondern dass er mit viel Herzblut echte Verbesserungen anstrebt. Am heutigen Montag ist der Allgäuer beispielsweise schon wieder in Afrika unterwegs. Sein Appell an die hiesige Bevölkerung: „Wir leben in Aichach auf der Sonnenseite des Lebens. Daraus wächst ein Stück Verantwortung, zu helfen. Die Würde des Menschen ist unantastbar und unteilbar.“ Die Kinder etwa in

    Der Politiker kam auch auf den Klimaschutz zu sprechen. Sollte es nicht gelingen, die vorgegebenen Ziele zu erreichen, bestehe die Gefahr, dass man in 50 Jahren 200 Millionen Klimaflüchtlinge zu beklagen habe. „Eine Welt ohne Hunger ist machbar“, betonte Müller wiederholt. Er forderte Maßnahmen zum Ausbau der Infrastruktur und zur Verbesserung der beruflichen Ausbildung: „Frauen sind ganz entscheidend für die Lösung der Probleme.“ Eine afrikanische Frau würde 90 Prozent ihres Geldes in die Familie investieren, ein Mann dagegen nur 35 Prozent.

    Hilfe müsse der Selbsthilfe dienen, so der Minister, der verlangte, die betroffenen Völker sollten Eigenverantwortung übernehmen. Die Korruption müsse bekämpft werden, außerdem sollten die Staaten Haushalte aufstellen, die aus eigenen Mitteln finanziert werden. Dann machte der Redner eine simple Rechnung auf: „Wir verbrauchen 80 Prozent der natürlichen Ressourcen, aber wir sind nur 20 Prozent der Menschen.“ Müller sprach von schlimmen Arbeitsbedingungen der Näherinnen in Bangladesch, wo man bei einem Stundenlohn von 12 bis 15 Cent 15 Stunden am Tag arbeiten müsse: „Das können wir nicht akzeptieren.“ Mit einem Textilbündnis wolle man einen Beitrag dazu leisten, das dort die Bedingungen humaner werden.

    Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von der Crazy Oak Big Band. Originell ihre Art, die deutsche Nationalhymne zu intonieren. Ein Intermezzo mit Trommeln stellte eine Verbindung zu fremden Ländern her.

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