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Brandschutz: Warum der Kreisbrandrat Bockemühl jetzt geht

Brandschutz

Warum der Kreisbrandrat Bockemühl jetzt geht

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    Er ist das Gesicht der 104 Feuerwehren im Wittelsbacher Land mit über 4000 Aktiven: Hier freut sich Kreisbrandrat Ben Bockemühl (links) gemeinsam mit Landrat Dr. Klaus Metzger und Michael Bergmair über die Ausstellung im Landratsamt Aichach-Friedberg anlässlich der Feuerwehraktionswoche.
    Er ist das Gesicht der 104 Feuerwehren im Wittelsbacher Land mit über 4000 Aktiven: Hier freut sich Kreisbrandrat Ben Bockemühl (links) gemeinsam mit Landrat Dr. Klaus Metzger und Michael Bergmair über die Ausstellung im Landratsamt Aichach-Friedberg anlässlich der Feuerwehraktionswoche. Foto: Sabrina Wörle (Archivfoto)

    60 Stunden pro Woche als Kreisbrandrat und dazu noch der Beruf als Lehrer an der Friedberger Mittelschule – diese Doppelbelastung reibt Ben Bockemühl auf. „Nach fünfeinhalb Jahren bin ich platt“, begründet der oberste Feuerwehrmann im Wittelsbacher Land seinen bevorstehenden Wechsel nach Baden-Württemberg. In Villingen-Schwenningen wird Bockemühl neuer Gesamtkommandant der Feuerwehren – und zwar im Hauptberuf. Eine Perspektive, die ihm zuhause derzeit nicht geboten wird. Denn auch nach der Novellierung des Bayerischen Feuerwehrgesetzes, die der Landtag voraussichtlich zur Jahresmitte verabschiedet, bleibt die Aufgabe des Kreisbrandrates ein Ehrenamt.

    Gemeinsam mit dem Landtagsabgeordneten Peter Tomaschko hatte Bockemühl für eine Änderung dieser Regel gekämpft. Der CSU-Politiker, der im Innenausschuss des Landtags für das Feuerwehrwesen zuständig ist, berichtete im Gespräch mit unserer Zeitung: „Unsere Vorstellung wäre ein optionales Modell gewesen.“ Die Landkreise selbst hätten danach entscheiden können, ob sie den Kreisbrandrat als haupt- oder ehrenamtliche Kraft beschäftigen wollen.

    Zusätzliche Stellen für Kreisbrandinspektoren

    Dass es zu dieser Lösung nicht gekommen ist, liegt laut Tomaschko am Bayerischen Feuerwehrverband. Nach Rücksprache mit den Bezirksverbänden habe es geheißen: An der generellen Ehrenamtlichkeit der Feuerwehrarbeit im Freistaat solle im Sinne einer besseren Akzeptanz festgehalten werden. „Das hat mich erstaunt“, räumt Tomaschko unumwunden ein, „aber wir werden es respektieren.“ Zu den Neuerungen im Rahmen der Novellierung gehört es laut Tomaschko aber, dass zusätzliche Stellen für Kreisbrandinspektoren geschaffen werden können, die den Kreisbrandrat bei seinen administrativen Aufgaben entlasten. „Wir wollen das auf mehrerer Schultern verteilen“, erläuterte der Abgeordnete. Der Abgeordnete glaubt, dass die Ehrenamtlichkeit angesichts wachsender Anforderungen künftig ganz schwer zu bewerkstelligen sein wird. In der nächsten oder spätestens übernächsten Novellierung des Bayerischen Feuerwehrgesetzes werde das wieder zum Thema, schätzt er.

    Auch Bockemühl bedauert, dass es zu keiner Öffnungsklausel kommt. „Das ist schade. Aber ein Ehrenamt mit 60 Stunden ist neben dem anderen Beruf nicht machbar.“ Mancherorts ist das Problem so gelöst, dass der Kreisbrandrat beim Landkreis mit anderen Aufgaben beschäftigt ist und für die Tätigkeit in Sachen Brand- und Katastrophenschutz freigestellt wird. So war es auch bei einem Vorgänger Bockemühls der Fall, der als Baukontrolleur arbeitete. In Bockemühls Fall geht das schwer. Als Lehrer hat er bereits Besoldungsstufe A12 erreicht, und solche Stellen sind im Landratsamt dünn gesät. An eine A13-Position, wie er sie in Villingen-Schwenningen bekommt, ist gar nicht zu denken. Man habe aber für Bockemühl ein komfortables Arrangement gefunden, heißt es im Landratsamt.

    „Gigantisch schöne Zeit“

    Bockemühl freut sich einerseits auf die neue Aufgabe, blickt aber auch dankbar auf die Zusammenarbeit mit Landrat Klaus Metzger und die „gigantisch schöne Zeit“ zurück. Metzger selbst bedauert ebenso wie der Landtagsabgeordnete Peter Tomaschko Bockemühls Entscheidung. „Das ist ein schmerzlicher Verlust“, findet Tomaschko, der sich auf den Sachverstand des Kreisbrandrats in seiner politischen Arbeit oft verlassen hat.

    Tomaschko hält es aber nicht für ausgeschlossen, dass Ben Bockemühl auch wieder nach Bayern zurückkehrt. Denn der neue Job in Baden-Württemberg ermögliche ihm den Wechsel vom Lehramt in die feuerwehrtechnische Laufbahn – und damit künftig vielleicht auch eine Tätigkeit im Innenministerium oder an der Feuerwehrschule.

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