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Bachpaten übernehmen Verantwortung in der Natur
Aindling Das Tier in der Becherlupe fasziniert die Kinder. Es zieht sich zusammen zu einem Ball, dehnt sich auf seine achtfache Länge und haftet dabei mit dickem Saugnapf am Bechergrund, während es mit dem anderen, spitzen Körperende sein Gefängnis abtastet: Ein Prachtexemplar von einem Fischegel. "Blutekel", nennt ihn Vanessa.
Sie ist zusammen mit ihren Schulkameraden aus der 4 a, 2 b und 1 b der Schule am Lechrain, Aindling, am sogenannten Ach-Biotop. In sechs Gruppen erkunden sie das Leben rund um den Bachlauf der Friedberger Ach.
Die Schüler sind "Bachpaten", und als solche lernen sie diesen Bachabschnitt näher kennen. So wie heute werden sie ihn im Jahresverlauf immer wieder besuchen, die verschiedenen Tierarten kennenlernen, sie werden bei Pflegearbeiten zuschauen und zum Teil sogar dabei mithelfen, um so zu lernen, Verantwortung in und an der Natur zu übernehmen. Und natürlich werden sie ihren Freundinnen und Freunden von ihren Erlebnissen berichten. Sie erfüllen damit eine wichtige Aufgabe als Multiplikatoren.
In sechs Gruppen versuchen sie diesen äußerst interessanten Ach-Abschnitt zu verinnerlichen. Landschaftsarchitektin Julia Zimmer betreut diese Bachpatenschaft, und sie versucht gerade, die wissenschaftlichen Arbeiten ihrer Gruppe zu koordinieren. "Ihr braucht nur die Steine umzudrehen. Darunter verbergen sich die Tiere, die wir anhand der Liste erkennen, einordnen und ihre vorgefundene Anzahl notieren wollen", sagt sie.
Und schon kommt Leopold mit einem ganzen Glas voller Bachflohkrebse an. Doch zwischen ihnen wuselt ein größeres Tier, ein Räuber: eine Libellen-Larve. Vorher hat der Bub schon einen Stein mit zirka 30 kleinen, festklebenden Muscheln Julia Zimmer unter die Nase gehalten. Sie entdeckte dann das Haus aus winzigen Steinchen, das ebenfalls am großen Stein festgeklebt war. Inhalt: die Larve einer Köcherfliege.
Begeistert waten die Kinder knietief auf dem Kies der Ach, der wie eine natürliche Furt das problemlose Überqueren des breiten Baches ermöglicht.
Bald wird die Gruppe abgelöst, denn es sind mehrere Aktivitäten zu beobachten: Eine Gruppe schnitzt bei Lehrerin Claudia Baierl Weidenpfeifchen, eine andere baut Rindenschiffchen, die die Kinder an der seichten Stelle selbst ins Achwasser setzen, um dann zu beobachten, wie sie "den Wasserfall", einen kleinen Absturz, überwinden. Wieder eine andere Gruppe zeigt bei einem Ratespiel unter Konrektor Erich Hofgärtner ihr Wissen über die Lebewesen im und am Wasser.
Joseph Fischer, Naturschutzwächter und Umweltpreisträger, erzählt hautnah von seinen prickelnden Erlebnissen und Erfahrungen mit Hornissen. Auch die Ameisen bilden den Info-Schwerpunkt für eine Gruppe. Es macht Spaß. Und so werden Vanessa und ihre Schlufreunde bald wiederkommen und nach ihrem "Patenkind", der Friedberger Ach, schauen.
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