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Ausstellung: Mit kontrollierter Auflösung zu neuer Ästhetik

Ausstellung

Mit kontrollierter Auflösung zu neuer Ästhetik

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    Die Berliner Künstlerin Isabel Kerkermeier stellt im San-Depot in Aichach aus. Sie zeigt filigrane Skulpturen und halbtransparente, bearbeitete Werbebanner.
    Die Berliner Künstlerin Isabel Kerkermeier stellt im San-Depot in Aichach aus. Sie zeigt filigrane Skulpturen und halbtransparente, bearbeitete Werbebanner.

    Kontrollierte Auflösung, weg von der Verbrauchsästhetik. Damit arbeitet Isabel Kerkermeier. Die Künstlerin, die in Berlin lebt, strukturiert mit filigranen Skulpturen und halbtransparenten, bearbeiteten Werbeplanen den realen Raum. Der Name ihrer aktuellen Ausstellung im San-Depot in Aichach ist Diaphane. Das bedeutet durchscheinend oder durchsichtig. In der Ausstellung des Kunstvereins

    Die gebrauchten Werbeplanen, mit denen Kerkermeier arbeitet, sind äußerst stabil. Mit der bloßen Hand sind sie nicht zu bearbeiten. „Ich habe eine spezielle Arbeitstechnik für sie gefunden“, erzählt die Künstlerin. Sie schneidet einzelne Fäden mit der Schere durch und zieht sie dann mithilfe einer Zange aus dem Banner. Durch Ausprobieren habe sie gelernt, dass man damit sehr zeichnerisch arbeiten kann, sagt Kerkermeier. Sie zerfasert und durchlöchert die Planen. Die herausgezogenen Fäden schneidet sie nicht ab, sondern lässt sie einfach herunterhängen. Das gibt der Arbeit einen dreidimensionalen Charakter und vermittelt den Eindruck eines textilen Stoffes. Im Grund sei ihre Arbeitstechnik ein skulpturaler Prozess, so die Berlinerin. Das Kunstwerk entsteht durch Abreißen und Wegnehmen.

    Für Kerkermeier ist es ein Spiel mit den Größenverhältnissen. Auch die ursprüngliche Bedeutung des Werbebanners verändert sich. Sie modifiziert die Planen zu freihängenden Bildern. „Manchmal gehe ich mehr auf das Motiv ein, manchmal arbeite ich gegen das Motiv“, sagt die Künstlerin.

    Im Gegensatz dazu entstehen die ausgestellten Skulpturen eher in einem plastischen Prozess. „Es sind eigentlich dreidimensionale Gemälde“, sagt Kerkermeier. Sie arbeitet mit Alltagsgegenständen wie Drahtbügeln oder Stahlrohrmöbeln, die sie zum Beispiel auf Wertstoffhöfen findet. Unter den Fundstücken, die die Künstlerin zu filigranen Skulpturen verbindet, findet sie Stühle besonders interessant. „Weil sie mit Lehne und Sitz den menschlichen Körper abbilden.“ Bei ihren Skulpturen geht es Kerkermeier um „Farbigkeit, um die Linie im Raum“. Es sei ein komplexer Prozess, Farbe, Linie und den Raum mit einzubeziehen, sagt sie.

    Manchmal arbeitet sie bei ihren Skulpturen mit Aufbauskizzen. Ihre Vorstellung sei so klar, dass sie keine Zeichnung brauche, sagt Kerkermeier. „Für mich ist es nur interessant, wenn ich mir erlaube, das im Prozess zu hinterfragen und auch noch etwas verändern zu können.“

    Seit etwa zwei bis drei Monaten arbeitet Kerkermeier an ihrer Collagenserie „Diaphane“, die sie erstmals in Aichach ausstellt. Grundlage dafür sind Fotos, die sie meist in ihrer näheren Umgebung in Berlin aufgenommen hat. Von Objekten, die durch Gebrauch oder Witterung ihre Form und Farbe verändert haben. Kerkermeier kombiniert diese Aufnahmen mit Detailfotos aus ihren Werbeplanen zu einer Collage. Im Prozess von Dekonstruktion und Recodieren werde das Dingliche, Geschichtliche, Prozesshafte und Emotionale ins Malerische und Abstrakte überführt, erklärt sie.

    Eröffnung ist am Sonntag, 14. Juli, um 16 Uhr, Begrüßung durch Bürgermeister Klaus Habermann, Einführung von Elisa Ludwig, Kunsthistorikerin aus München. Geöffnet ist die Ausstellung im San-Depot in Aichach, Donauwörther Str. 36, Samstag, Sonntag und Feiertag jeweils von 14 bis 18 Uhr, sowie auf Anfrage. Am Wochenende, 10. und 11. August, ist sie nur für Besucher des Stereostrand-Festivals zugänglich. Die Ausstellung läuft bis 25. August.

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