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Analyse: Spätsommer nach der Eiszeit

Analyse

Spätsommer nach der Eiszeit

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    Wie hier im Kühbacher Feuerwehrhaus konnten die Bürger in vielen Wahllokalen ihre Stimme abgeben.
    Wie hier im Kühbacher Feuerwehrhaus konnten die Bürger in vielen Wahllokalen ihre Stimme abgeben. Foto: Christian Kirstges

    Merching (+23), Schiltberg (+12), Steindorf (+17), Baar (+13), Todtenweis (+14) – das sind nicht die aktuellen Spätsommertemperaturen aus dem Wittelsbacher Land sondern die Tomaschko-Ergebnisse in Prozentpunkten bei der Landtagswahl gegenüber 2008 im Stimmkreis.

    Der neue Landtagsabgeordnete aus Merching hat einen Teil dieser Verluste wieder wett gemacht und in 22 von 24 Landkreisgemeinden (auch in Aichach und Friedberg) mehr als 50 Prozent der Stimmen eingefahren. Nur in den Siedlungsschwerpunkten an der Bahnlinie nach München (Kissing und Mering) muss er sich mit Ergebnissen mit einer „4“ an der ersten Stelle zufrieden geben. Zwischen dem Erststimmenergebnis von Tomaschko und dem Zweitstimmenergebnis für seine Partei liegen rund zwei Prozentpunkte – das ist für einen Kandidaten im ersten Anlauf ein sehr respektables Ergebnis. Der Wahltag vor fünf Jahren geht vermutlich als „Schwarzer September“ in die Annalen der Landkreis-CSU ein. Am Sonntagabend lag dieses Schockergebnis meilenweit hinter dem Parteivolk, das sich im „Blauen Palais“ eingefunden hatte und auf die Ergebnisse wartet.

    Vor fünf Jahren durchschritten der Abgeordnete Reinhard Pachner und die Partei mit 40+X erstmals die schwarze Demarkationslinie bei einer Landtagswahl im Wittelsbacher Land – das schlechteste CSU-Ergebnis in der Geschichte des Stimmkreises Aichach-Friedberg. Der Fall war so tief, weil das vorherige Ergebnis so außergewöhnlich gut war. Pachner (seit 2002 im Landtag) erzielte 2003 mit 66,8 Prozent nämlich auch eines der besten Ergebnisse eines Direktkandidaten in

    Parteiergebnisse Bei den Zweitstimmen kam die CSU am Sonntag in 19 Gemeinden auf 50+X. Die treuesten CSU-Wähler wohnen an der Autobahn in Adelzhausen (64,8 Prozent). Früher galt: In manchen Dörfern im Wittelsbacher Land wird schwärzer gewählt, als selbst die erfolgsverwöhnte CSU zu träumen wagte. 81 von 84 Wählern aus Reicherstein machten beispielsweise 2003 ihr Kreuzchen bei der CSU. Das bescherte den Christsozialen ein Wahlergebnis, das an sowjetische Einheitswahlen vergangener Tage erinnerte: 96,4 Prozent. Das ist zwar vorbei, aber in Pöttmes haben die Christsozialen immer noch Bastionen. Beispielsweise im Ortsteil Ebenried: 52 gingen dort am Sonntag an die Urne, 44 wählten die CSU – macht 84,6 Prozent. Die Genossen kommen in Mering auf 24,1 Prozent, die Freien Wähler in Sielenbach auf 9,7 und die Grünen in Mering auf 10,4 Prozent.

    Wahlbeteiligung Die Wahlbeteiligung ist gegenüber 2008 im ganzen Landkreis deutlich gestiegen. Die fleißigsten Wähler wohnen in den südlichen und den eher kleinen Landkreis-Kommunen: In Steindorf (73,2 Prozent), Ried (73,9) oder Merching (73,4) gingen überdurchschnittlich viele Bürger an die Urnen. Im Norden können da nur die Obergriesbacher (72,5) und Dasinger (72,8) mithalten. Eher wahlmüde ist dagegen der Bürger aus Aichach (61) und am Lechrain: In Todtenweis machten sich 675 Wähler von 1078 Wahlberechtigten zur Stimmabgabe auf – das sind 62,6 Prozent. Auch Aindling liegt mit 64 Prozent unter dem Schnitt.

    Hochburgen und Heimspiele Peter Tomaschkos Hochburgen liegen im Wallfahrtsort Inchenhofen (64,7Prozent), Pöttmes (63,4) und in Schiltberg (63,9). Zuhause in Merching kommt er auf für ihn unterdurchschnittliche 51 Prozent. SPD-Konkurrentin Simone Strohmayr hat ihre besten Ergebnisse traditionell in Kissing (25,9), wo sie als Kind wohnte, und Mering (23). Die Heimspiele dieser Wahl: Klaus Becker (Grüne) erreichte in Mering 13,1 Prozent, Karlheinz Faller (FDP) in Friedberg 4,6 und der Linke Rainer Glaß 2,3 Prozent in Mering. Sehr gut abgeschnitten hat Lucas Hotter (Bayernpartei) in seiner Heimatgemeinde Adelzhausen (9,1 Prozent) und in der Nachbarkommune Sielenbach (7,4) aber auch in Schiltberg (7,1). Der Republikaner Johann Gärtner, Landesvorsitzender der rechtskonservativen Partei, punktet in Affing (3,6 Prozent). Er steckt aber gegenüber 2008 fast überall Verluste ein.

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